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Der letzte Grieche

Der letzte Grieche

Titel: Der letzte Grieche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aris Fioretos
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Weinhändler nun aufstand. »Ah, Georgiadis. Auch unterwegs, wie ich sehe. Eine gute Idee, eine gute Idee.« Als Tsoulas ihn auf seiner irren Pilgerfahrt zu seiner privaten panajía einen weiteren Stuhl umkippen sah, wich er jedoch einige Schritte zurück. » Òpa. Wer wird es denn so eilig haben?« Zwei Männer an einem Nachbartisch standen auf, einer von ihnen flüsterte hörbar: »Machéria …« Aber Jannis hörte ihn nicht. Er befand sich woanders, bestimmt nicht in seinem Körper, und ehe er Gelegenheit hatte, sich zu besinnen, stand er zitternd vor überschüssigem Adrenalin vor dem Weinhändler. Sein Herz konnte kaum größer sein als eine Kastanie, der Rest war Krampf, Trauer und Muskeln. »Oh, Jannis, du bist es?« Efi nestelte verwirrt an ihrer Halskette. Aber das hörte er nicht. Auch nicht, dass sie meinte, Kostas würde ihn sicher gerne sprechen, bevor er einrücke. Stattdessen hob er die Hand. Während Tsoulas’ Lippen gleichzeitig einen Laut herausbrachten, als wollte er eine Katze anlocken, landeten Jannis’ Knöchel auf seinem Kinn. Der Schlag war so hart, dass der Weinhändler zwischen die Stühle hinter ihm kippte.
    Jetzt ließen sich die anderen Gäste mit anfeuernden Rufen und Pfiffen vernehmen. Ein Mann stand sogar auf und applaudierte. »Aber … Was … Jannis?«, stammelte Efi. Sie wünschte sich weit weg. »Verdammter Idiot«, sagte Tsoulas näselnd und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Er testete, ob sein Kinn noch dort saß, wo es hingehörte. Das tat es. Aus den Mundwinkeln sickerte dagegen Blut. Er spuckte aus. »Du verdammter Idiot.« Doch auch das hörte Jannis nicht, denn nun hämmerte er mit der flachen Hand so auf den Kaffeehaustisch, dass die U-Boote untergingen. »Hier. Trink, bis du kotzt.« Dann zog er seine Hose hoch und ging. Im Wasser auf dem Tisch glänzte eine Zehndrachmenmünze mit dem König im stoischen Profil.
    EIN BÜNDEL GELDSCHEINE . In den Jahren vor dem Tag, an dem Jannis den pistaziengrünen Bus enterte, den Kopf gegen die Fensterscheibe lehnte und den Regen betrachtete, der die Straße hinabströmte, die ihn an der Transformatorenstation vorbei und die Berghänge hinunter in die Ebene und die rußige, trubelige Welt brachte – während dieser Jahre besuchte er Neochóri nicht. Erst nach der Pokerrunde bei Stefanopoulos sah er sich gezwungen, seinen Stolz zu überwinden und die Freunde im Nachbardorf um Hilfe zu bitten. Auf Umwegen hatte er erfahren, dass Efi ein drittes Mal operiert werden sollte, diesmal jedoch im Ausland, und in einem sorgsam verborgenen Teil seiner selbst hoffte er, mehr zu erfahren. Nach dem Wirbel in dem Lokal hatten die Leute sich das Maul zerrissen. Am Ende hörten sie jedoch auf, sich über ihn lustig zu machen. Manche legten sogar den Arm um ihn und erklärten, sie hätten auch nicht anders gehandelt. Der eigentliche Grund dafür war, dass Efi und Tsoulas sich nicht mehr trafen. Mit der Zeit begriff es selbst Jannis. So erkundigte sich Stella, ob er nicht »trotz allem« nach Neochóri mitkommen wolle, und eines Abends kehrte Christos Gourgouras aus dem Nachbardorf zurück, wo er Insektenvernichtungsmittel gekauft hatte, und teilte ihm mit, Efi habe ihn in der Apotheke bedient. Anschließend legte er den Arm um Jannis und machte besagte Bemerkung.
    Das deutlichste Zeichen, dass die beiden kein Paar mehr waren, lieferte der Weinhändler jedoch selbst: Mittlerweile donnerte er mit der Tochter des früheren Notars von Achladochóri auf dem Sozius durchs Dorf. Alles deutete darauf hin, dass er stolz, vielleicht sogar glücklich war. Nach einer Weile versöhnten sich die Männer deshalb zumindest so weit, dass sie wieder miteinander redeten. Dann kamen die Stunden am Spieltisch. Und danach blieb Jannis keine andere Wahl, als seinen Stolz herunterzuschlucken und sich mit Kezdoglou in Verbindung zu setzen. Jannis rief vom einzigen Telefon im Dorf aus an. Kostas war auf Heimaturlaub und versprach zu sehen, was er tun konnte. Ehe er in die Kaserne zurückkehrte, kam er zu Besuch. Umstandslos stopfte er seinem Freund ein Bündel Geldscheine in die Hemdtasche. »Zahl es zurück, wenn du kannst.« Dann schlug der die Hemdsärmel hoch und fragte, ob er sonst noch etwas tun könne, bevor er an die Front zurückkehren müsse.
    Das konnte er.
    EIN VENTIL … Bevor das Schicksal, oder was auch immer, beschloss, aus der Hauptperson auf diesen Karteikarten mehr als einen Menschen zu machen, gab es für Jannis nur wenige Orte, an denen er sich

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