Der letzte Joker
Mühe gemacht, das herauszufinden. Und niemand scheint genau zu wissen, wo er sich aufhielt… ich glaube, in Deutschland.»
Loraine sah Jimmy voll Bewunderung an. «Wie klug von Ihnen.»
«Er sprach gut Deutsch, nicht wahr?»
«Ja, wie ein Deutscher.»
«Ich bin ganz sicher, dass ich Recht habe. Hören Sie zu! Gerry Wade arbeitete im Auswärtigen Amt. Er schien der gleiche liebenswerte Idiot zu sein – entschuldigen Sie den Ausdruck, aber Sie wissen schon, was ich meine – wie Bill Eversleigh und Ronny Devereux. Eine rein dekorative Figur. In Wirklichkeit steckte viel mehr dahinter. Ich glaube, dass Gerry Wade ein ganz tüchtiger Bursche war. Unser Geheimdienst soll der beste der Welt sein. Ich vermute, dass Gerry eine Spitzenposition innehatte. Das würde alles erklären. Ich erinnere mich, dass ich an jenem Abend in Chimneys sagte, Gerry könne gar kein solcher Trottel sein, wie er vorgebe.»
«Und wenn Sie Recht haben?», fragte Bündel mit ihrem Sinn fürs Praktische.
«Dann ist der Fall viel verwickelter, als wir annahmen. Jedenfalls, eins ist sicher: Von uns muss jemand zu dieser Party bei Lomax eingeladen werden.»
Bündel schnitt eine kleine Grimasse. «Ich kenne George gut – aber er mag mich nicht. Er würde mich niemals zu einer so ernsthaften Sache einladen. Aber vielleicht könnte ich…» Sie überlegte einen Moment.
«Glauben Sie, dass ich mit Bills Hilfe etwas erreiche?», fragte Jimmy. «Als Codders rechte Hand wird er sicher da sein. Vielleicht kann er mich irgendwie reinschmuggeln.»
«Warum nicht?», rief Bündel. «Sie müssen Bill nur die richtigen Argumente liefern, die fallen ihm nämlich nicht von selbst ein.»
«Was schlagen Sie vor?»
«Ach, das ist ganz einfach. Bill beschreibt Sie als einen reichen jungen Mann – politisch interessiert, mit Ambitionen –, der ins Parlament möchte. Darauf wird George sofort reinfallen. Sie wissen doch, wie diese politischen Partys sind: Man hält immer Ausschau nach neuen jungen Talenten. Je reicher Bill Sie macht, desto mehr Chancen haben Sie!»
«Soll er mich nur für einen Rothschild ausgeben, ich habe nichts dagegen», meinte Jimmy.
«Dann können wir diesen Punkt als erledigt betrachten. Ich gehe morgen Abend mit Bill essen und werde mir von ihm eine Gästeliste besorgen. Das dürfte nützlich sein.»
«Es tut mir leid, dass Sie nicht selbst dabei sein können», sagte Jimmy. «Andererseits ist es vielleicht auch ganz gut.»
«Ich würde da nicht so sicher sein», meinte Bündel. «Codders hasst mich zwar wie die Pest – aber es gibt schließlich noch andere Wege.»
«Und was ist mit mir?», warf Loraine ein.
«Sie treten in diesem Akt noch nicht auf», bestimmte Jimmy sofort. «Nach allem, was passiert ist, müssen wir eine Verbindung nach draußen haben, um…»
«Um was?», fragte Loraine.
Jimmy beschloss, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, und wandte sich an Bündel. «Sie meinen doch auch», sagte er, «dass Loraine wegbleiben sollte, oder?»
«Das wäre sicher besser!»
«Beim nächsten Mal», meinte Jimmy freundlich.
«Und wenn es kein nächstes Mal gibt?»
«Das gibt es bestimmt, kein Zweifel!»
«Ich soll einfach zuhause sitzen und warten!»
«Genau», sagte. Jimmy mit deutlich spürbarer Erleichterung. «Ich dachte mir gleich, dass Sie das einsehen würden.»
«Wissen Sie», erklärte Bündel, «wenn wir uns alle drei eine Einladung besorgen, könnte das verdächtig wirken. Und bei Ihnen wäre es besonders schwierig, das begreifen Sie doch, nicht wahr?»
«Ja.»
«Dann ist alles klar – Sie unternehmen nichts», sagte Jimmy.
«Ich unternehme nichts», echote Loraine.
Bündel sah sie misstrauisch an. Ihre Friedfertigkeit wirkte irgendwie unnatürlich. Loraines Augen waren blau und unschuldig und hielten Bündels Blick ohne das leiseste Zwinkern stand. Bündel war nur halb beruhigt. Sie fand Loraine Wades Nachgiebigkeit höchst verdächtig.
10
N un muss gesagt werden, dass bei der eben geschilderten Unterhaltung jeder der drei Gesprächspartner seine wahren Motive in gewisser Weise für sich behielt.
Zum Beispiel darf bezweifelt werden, dass Loraine Wade den tatsächlichen Grund für ihren Besuch bei Jimmy Thesiger nannte.
Jimmy Thesiger wiederum hegte für die bevorstehende Party bei George Lomax eigene Pläne, die er zum Beispiel Bündel gegenüber nicht preisgeben wollte.
Und Bündel hatte in ihrem Kopf einen fertigen Plan, den sie sofort in die Tat umsetzen wollte, von welchem sie aber
Weitere Kostenlose Bücher