Der letzte Joker
überrascht sei, als ob ihre Worte ihn tatsächlich getroffen hätten.
«Natürlich», meinte Bündel, «wenn Sie mir keine Liste der Organisationen geben wollen…»
«Oh! Das habe ich nie behauptet!»
Er ging zur Tür, steckte seinen Kopf hinaus, rief etwas und kehrte dann zu seinem Stuhl zurück. Bündel fühlte sich unerklärlicherweise irgendwie genarrt. Die Bereitwilligkeit, mit der Battle ihrem Wunsch nachkam, machte, sie misstrauisch.
«Erinnern Sie sich an den Tod von Mr Gerald Wade?», fragte sie unvermittelt.
«Das geschah in Ihrem Haus, nicht wahr? Überdosis eines Schlafmittels.»
«Seine Schwester sagt, dass er nie Schlafmittel nahm.»
«Ach! Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wovon Schwestern keine Ahnung haben!»
Bündel fühlte sich wieder genarrt. Schweigend saß sie da, bis ein Mann mit einem beschriebenen Blatt Papier hereinkam und es Battle reichte.
«Hier ist die Aufstellung», sagte Battle, als der Mann das Zimmer verlassen hatte. «‹Die Blutsbrüder von St. Sebastian›, ‹die Wolfshunde›, ‹die Friedensbrüder›, ‹der Klub der Kameraden›, ‹Die Freunde der Gewalt›, ‹die Kinder von Moskau›, ‹die roten Standartenträger›, ‹die Heringe›, ‹Verein der gefallenen Mädchen›… und noch ein halbes Dutzend mehr.» Er reichte ihr die Liste mit einem gewissen Augenzwinkern.
«Sie geben sie mir nur deshalb», sagte Bündel, «weil Sie wissen, dass sie mir nicht im Geringsten weiterhelfen wird. Sie wollen, dass ich die Finger von der ganzen Sache lasse?»
«Es wäre mir lieber», gestand Battle. «Wenn Sie herumschnüffeln, wird es eine Menge Ärger geben.»
«Weil Sie auf mich aufpassen müssen, meinen Sie?»
«Weil wir auf Sie aufpassen müssen, Lady Eileen.»
Bündel erhob sich. So lagen also die Dinge! Da erinnerte sie sich an eine bestimmte Bemerkung und unternahm einen letzten Vorstoß.
«Ich sagte vorhin, dass ein Amateur manchmal etwas unternehmen kann, das für einen Profi unmöglich ist. Sie haben mir nicht widersprochen. Weil Sie ein ehrlicher Mann sind, Superintendent Battle. Sie wussten, dass ich Recht hatte!»
«Und weiter?»
«Damals in Chimneys durfte ich Ihnen helfen. Wollen Sie es mir jetzt nicht auch erlauben?»
Battle schien sich die Sache zu überlegen. Durch sein Schweigen ermutigt, fuhr Bündel fort. «Sie kennen mich doch, Superintendent Battle! Ich mische mich gern ein, ich bin einfach zu neugierig. Natürlich möchte ich Ihnen nicht ins Gehege kommen und Dinge tun, die in Ihren Aufgabenbereich gehören und die Sie viel besser erledigen können als ich. Aber wenn eine Chance für einen Amateur besteht, dann geben Sie sie mir!»
Weder entstand eine Pause, dann meinte Superintendent Battle: «Sie hätten es nicht besser ausdrücken können, Lady Eileen. Aber ich muss Ihnen eines sagen: Was Sie da vorschlagen, ist gefährlich. Und wenn ich gefährlich sage, dann meine ich das auch so!»
«Das habe ich begriffen. Ich bin kein Idiot.»
«Ja», antwortete Battle, «ich habe noch keine junge Dame getroffen, die das weniger war als Sie. Was ich für Sie tun kann, ist Folgendes: Ich gebe Ihnen einen kleinen Wink. Denn von der Parole ‹Sicherheit über alles› halte ich nichts. Meiner Meinung nach sollten Leute, die ihr halbes Leben Angst haben, überfahren zu werden, tatsächlich überfahren werden. Dann sind sie aus dem Weg. Sie taugen nichts!»
Diese bemerkenswerte Äußerung aus dem konventionellen Mund von Superintendent Battle verschlug Bündel vorübergehend die Sprache. «Was für einen Wink wollten Sie mir geben?», fragte sie schließlich.
«Sie kennen doch Mr Eversleigh?»
«Bill? Natürlich, aber…»
«Ich glaube, dass Mr Eversleigh Ihnen alles über Seven Dials erzählen kann.»
«Bill weiß Bescheid? Bill?»
«Das habe ich nicht gesagt. Keineswegs! Aber ich glaube, da Sie eine fixe junge Dame sind, werden Sie schon herausbekommen, was Sie wissen wollen. Und jetzt», schloss Superintendent Battle bestimmt, «sage ich kein Wort mehr.»
11
V oller Spannung sah Bündel ihrer Verabredung mit Bill Eversleigh entgegen. Bill begrüßte sie in bester Laune. Er ist wirklich nett, dachte sie. Wie ein großer tollpatschiger Hund, der mit dem Schwanz wedelt, wenn er sich freut.
«Du siehst blendend aus, Bündel! Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich freue, dich wiederzusehen. Ich habe Austern bestellt – du magst doch Austern? Und wie geht’s sonst? Was hast du eigentlich so lange im Ausland getrieben? War’s
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