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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mit ruhiger, ausdrucksloser Stimme: «Ich glaube, ich sollte Ihnen etwas erzählen.»
    «Ja?», sagte Bündel ermutigend.
    «Es war an dem Tag, an dem Gerry Wade starb. Wir waren unterwegs zu Ihnen», er sah Loraine an, «als Ronny mir im Auto etwas zu erzählen begann. Das heißt, er wollte und fing auch damit an, aber dann meinte er, er sei durch eine Art Versprechen gebunden und müsse schweigen.»
    «Durch ein Versprechen gebunden?», überlegte Loraine.
    «So etwa drückte er sich aus. Natürlich drängte ich nicht weiter. Aber er benahm sich so komisch – die ganze Zeit. Ich hatte den Eindruck, dass er irgendetwas Unrechtes an der Sache witterte. Ich nahm an, er würde es dem Arzt gegenüber erwähnen, aber das tat er nicht. Nicht die geringste Andeutung! Deshalb dachte ich, ich hätte mich vielleicht geirrt. Und später – nun, es schien ja ein klarer Fall zu sein. Meine Vermutungen mussten falsch gewesen sein.»
    «Aber Sie glauben, dass Ronny immer noch misstrauisch war?», fragte Bündel.
    Jimmy nickte. «Jetzt glaube ich das. Keiner von uns hat ihn seit jenem Wochenende gesehen. Er muss auf eigene Faust Nachforschungen angestellt haben – um die Wahrheit über Gerrys Tod herauszubringen, und was noch schwerer wiegt, vermutlich hat er tatsächlich etwas entdeckt: Dann versuchte er, mir eine Nachricht zukommen zu lassen, brachte aber nur noch die paar Worte heraus.»
    « Seven Dials » , sagte Bündel und schauderte.
    « Seven Dials » , wiederholte Jimmy ernst. «Da müssen wir weiterbohren.»
    Bündel sah Loraine an. «Sie wollten vorhin gerade…»
    «Ach ja! Wegen des Briefs.» Loraine wandte sich an Jimmy. «Gerry hinterließ einen Brief. Lady Eileen…»
    «Bündel.»
    «Bündel fand ihn.» Loraine erklärte mit ein paar Worten den Sachverhalt.
    Jimmy hörte voll Interesse zu. Loraine holte den Brief aus der Handtasche und reichte ihn ihm. Er las ihn durch und sah sie an.
    «Da können Sie uns sicher helfen. Was war es denn, was Sie auf Gerrys Wunsch hin vergessen sollten?»
    Loraine runzelte die Stirn. «Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aus Versehen öffnete ich einmal einen an Gerry adressierten Brief. Er war auf ganz billigem Papier geschrieben, daran erinnere ich mich noch, und die Handschrift wirkte sehr unbeholfen.
    Im Briefkopf stand irgendeine Adresse von Seven Dials. Ich merkte, dass er nicht für mich war, und steckte ihn ins Kuvert zurück, ohne ihn zu lesen.»
    «Wirklich?», fragte Jimmy sehr sanft.
    Da lachte Loraine zum ersten Mal. «Ich weiß, was Sie denken, und ich gebe ja zu, dass Frauen neugierig sind. Aber, wissen Sie, er sah so gar nicht interessant aus. Es war nur eine Liste von Namen und Adressen.»
    «Namen und Adressen», wiederholte Jimmy nachdenklich.
    «Gerry schien es nicht viel auszumachen», fuhr Loraine fort. «Er lachte und fragte, ob ich noch nie von der Mafia gehört habe, und meinte dann, dass es doch komisch sein würde, wenn sich auch in England derartige Geheimgesellschaften bildeten – aber so was käme bei den Engländern sicher nicht an. ‹Unsere Verbrechen›, meinte er, ‹sind nicht sehr fantasievoll.›»
    Jimmy pfiff durch die Zähne. «Jetzt beginne ich zu verstehen! Seven Dials muss der Sitz irgendeiner geheimen Organisation sein. Wie er in seinem Brief schreibt, dachte er am Anfang an einen Scherz. Aber offensichtlich war es alles andere als das – so verstehe ich es wenigstens. Und da ist noch was: seine dringende Bitte, Sie sollten vergessen, was er Ihnen erzählte. Dafür kann es nur einen Grund geben – wenn jene Organisation vermutet, dass Sie Bescheid wissen, sind Sie in Gefahr. Gerald begriff die Gefahr und hatte Angst – um Sie.» Er hielt einen Augenblick inne. «Ich kann mir sogar vorstellen, dass wir uns alle in Gefahr begeben, wenn wir weiterforschen.»
    « Wenn…? » , fragte Bündel empört.
    «Ich spreche von Ihnen beiden. Bei mir ist das etwas anderes. Ich war ein Freund vom armen Ronny.» Er sah Bündel an. «Sie haben das Ihrige getan. Sie haben mir die Nachricht überbracht. Das genügt. Halten Sie sich da raus, Sie und Loraine!»
    Bündel blickte Loraine fragend an. Sie hatte ihren Entschluss gefasst, aber sie zeigte es nicht, um Loraine Wade nicht zu beeinflussen und in ein gefährliches Unternehmen zu verwickeln.
    Loraines Augen blitzten vor Entrüstung. «Das können Sie nicht verlangen! Haben Sie auch nur eine Minute lang geglaubt, dass ich mich da raushalten würde? Es geht um Gerry, den besten und liebsten

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