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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Damen des ältesten Gewerbes der Welt waren darunter. Bald führte Bill Bündel nach oben. Der Mann mit dem weichlichen Gesicht stand Wache und beobachtete wie ein Luchs alle, die in den Spielsalon gingen. Plötzlich erkannte Bündel ihn.
    «Natürlich», rief sie. «Wie dumm von mir! Das ist ja Alfred, der zweite Diener von Chimneys. Wie geht es Ihnen, Alfred?»
    «Gut, danke, M’lady.»
    «Seit wann sind Sie von Chimneys weg, Alfred?»
    «Etwa einen Monat, M’lady. Ich erhielt die Gelegenheit, mich zu verbessern, und es wäre dumm gewesen, diese nicht zu nützen.»
    «Vermutlich werden Sie hier sehr gut bezahlt.»
    «Sehr gut, M’lady.»
    Bündel betrat das Spielzimmer. Sie hatte das Gefühl, dass sich hier das wirkliche Leben des Klubs abspielte. Die Einsätze waren hoch, das sah sie sofort, und die Leute an den Tischen echt – adleräugig, ausgezehrt, das Spielfieber im Blut.
    Sie und Bill blieben etwa eine halbe Stunde. Dann wurde Bill aufsässig. «Lass uns wieder tanzen, Bündel.»
    Sie willigte ein. Hier oben gab es nichts Bemerkenswertes zu sehen. Sie gingen wieder hinunter, tanzten etwa eine halbe Stunde, aßen Fisch und Pommes frites, und dann erklärte Bündel, jetzt sei sie bereit, nachhause zu fahren.
    «Aber es ist doch noch so früh», protestierte Bill.
    «Nein, finde ich nicht. Wirklich nicht! Außerdem ist morgen ein langer Tag.»
    «Was hast du denn vor?»
    «Das hängt von verschiedenen Dingen ab», antwortete sie geheimnisvoll. «Aber eins kann ich dir sagen, Bill, ich werde direkt auf mein Ziel lossteuern!»
    «Das tust du immer», meinte Mr Eversleigh.

12
     
    S icher hatte Lady Eileen Brent ihr Temperament nicht von ihrem Vater geerbt, dessen auffallendste Charaktereigenschaft eine liebenswerte Trägheit war. Wie Bill Eversleigh sehr richtig bestätigt hatte, steuerte sie stets sofort auf ihr Ziel los.
    Am nächsten Morgen erwachte sie voll Tatendrang. Glücklicherweise litt sie nicht wie Gerald Wade, Ronny Devereux oder Jimmy Thesiger an dem Unvermögen, morgens nicht aus dem Bett zu finden. Was das Aufstehen betraf, so hätte selbst Sir Oswald Coote nichts auszusetzen haben können. Bereits um halb neun Uhr war sie unterwegs.
    Ihr Vater war über ihr Erscheinen milde erfreut. «Man weiß nie, wann du auftauchst», sagte er. «Aber nun brauche ich dich nicht in London anzurufen. Oberst Melrose war gestern hier wegen der Untersuchung.»
    Oberst Melrose war Chief Constable der Grafschaft und ein alter Freund von Lord Caterham.
    «Du meinst, wegen Ronny Devereux? Wann findet sie statt?»
    «Morgen um zwölf. Melrose wird dich noch anrufen. Da du die Leiche gefunden hast, wirst du als Zeugin auftreten müssen, aber er sagte, du solltest dich nicht aufregen.»
    «Warum auch?»
    «Nun ja, Melrose ist ein bisschen altmodisch.»
    «Um zwölf Uhr! Gut. Ich werde da sein, falls ich noch lebe.»
    «Hast du irgendeine Veranlassung, das Gegenteil anzunehmen?»
    «Man kann nie wissen. Der Stress des modernen Lebens – wie die Zeitungen so schön schreiben.»
    «Wobei mir einfällt, dass Lomax mich zu einer Party eingeladen hat. Natürlich habe ich abgelehnt.»
    «Sehr vernünftig. Wir möchten doch nicht, dass du in irgendwelche seltsamen Geschichten verwickelt wirst!»
    «Besteht denn Anlass dazu?», fragte Lord Caterham mit plötzlich erwachendem Interesse.
    «Na ja – Drohbriefe und solche Sachen.»
    «Ob man George ermorden will?», überlegte Lord Caterham hoffnungsvoll. «Was meinst du – sollte ich doch hingehen?»
    «Bezähme deine blutrünstigen Instinkte und bleib zuhause», sagte Bündel. «Jetzt muss ich mit Mrs Howell reden.»
    Mrs Howell war die Haushälterin, jene würdige, ächzende Dame, vor der Lady Coote – im Gegensatz zu Bündel – solche Angst hatte. Übrigens wurde sie von ihr immer noch Miss Bündel genannt, ein Überbleibsel aus jenen Tagen, da Bündel als langbeiniges, lausbübisches Mädchen in Chimneys gewohnt und ihr Vater den Adelstitel noch nicht geerbt hatte.
    «Und jetzt, Howelly», sagte Bündel, «trinken wir eine Tasse Kakao zusammen, und Sie erzählen mir den neuesten Klatsch!»
    Ohne große Schwierigkeiten holte sie aus Mrs Howell heraus, was sie wissen wollte, und notierte sich in Gedanken: Zwei neue Spülmädchen aus dem Dorf, offenbar nicht sehr helle; ein neues drittes Hausmädchen, Nichte vom ersten Hausmädchen. Klingt in Ordnung. Howelly scheint die arme Lady Coote ganz schön schikaniert zu haben. Sicherlich hat sie’s verdient!
    «Ich hätte nie

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