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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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abbringen zu wollen.»
    «Ich weiß, dass man mit dir Pferde stehlen kann, Bündel, aber…»
    «Lass die Komplimente! Schmieden wir lieber Pläne.»
    Zu ihrer Erleichterung ging Bill auf den Vorschlag ein. «Mit deiner Vermutung hattest du recht, Bündel», sagte er. «Eberhard hat irgendwelche Formeln mitgebracht, beziehungsweise jetzt hat Coote sie. Das Zeug ist in seinem Werk getestet worden – natürlich ganz geheim. Eberhard war dabei. Nun sitzen sie im Arbeitszimmer und kommen, wie man so schön sagt, zum Wesentlichen.»
    «Hm», meinte Jimmy. «Eins ist klar: Wenn, wie ich vermute, Sir Stanley die Pläne mitnehmen will, dann muss es heute Nacht passieren – wenn überhaupt.»
    «Das glaube ich auch.»
    «Gar kein Zweifel. Das schränkt die Möglichkeiten hübsch ein. Erste Frage: Wo liegen die Pläne kommende Nacht? In Eberhards Zimmer oder bei Sir Oswald Coote?»
    «Ganz falsch. Ich habe erfahren, dass sie heute Abend dem Luftfahrtminister übergeben werden, damit er sie morgen nach London mitnimmt. In diesem Fall verwahrt sie O’Rourke, sein Sekretär. Ganz bestimmt!»
    «Da bleibt nur eine Möglichkeit. Wenn wir der Meinung sind, dass irgendjemand die Papiere klauen will, müssen wir Wache schieben, Bill.»
    Bündel öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn aber wieder.
    «Übrigens», fuhr Jimmy fort, «habe ich vorhin unseren alten Freund Battle von Scotland Yard gesehen.»
    «Sehr gut aufgepasst, Watson», lobte Bill.
    «Ich fürchte, dass wir ihm ein bisschen ins Gehege kommen.»
    «Kann man nichts machen. Nicht, wenn wir die Sache durchziehen wollen.»
    «Gut. Wir teilen also die Nacht in zwei Wachen?»
    Wieder öffnete Bündel den Mund und wieder schloss sie ihn, ohne etwas zu sagen.
    «In Ordnung. Wer übernimmt die erste?»
    «Sollen wir knobeln?»
    «Können wir.»
    «Okay. Hier ist eine Münze. Bei Kopf hast du die erste, ich die zweite. Bei Schrift umgekehrt!» Bill nickte. Die Münze wirbelte durch die Luft. Jimmy bückte sich. «Schrift!»
    «Verdammt! Da kriegst du die erste Wache, in der es vermutlich passiert.»
    «Das kann man nie wissen. Verbrecher sind sehr unzuverlässig. Wann soll ich dich wecken? Um halb vier?»
    «Das wäre, glaube ich, gerecht.»
    Jetzt endlich protestierte Bündel: «Was ist mit mir?»
    «Nichts. Du gehst zu Bett und schläfst.»
    «Ach! Das ist aber nicht sehr aufregend.»
    «Man kann nie wissen», meinte Jimmy freundlich. «Vielleicht werden Sie im Schlaf ermordet, während Bill und ich davonkommen.»
    «Das wäre eine Möglichkeit. Wissen Sie, Jimmy, diese ungarische Gräfin gefällt mir nicht. Ich traue ihr nicht.»
    «Unsinn», rief Bill hitzig. «Sie ist absolut über jeden Verdacht erhaben.»
    «Wie willst du das wissen?», fragte Bündel.
    «Das weiß ich eben. Schließlich haben die Leute von der ungarischen Botschaft für sie gebürgt.»
    «Ach so», meinte Bündel, erstaunt über seine leidenschaftliche Reaktion.
    «Ihr Frauen seid doch alle gleich», grollte Bill. «Nur weil sie eine verdammt gut aussehende Person ist…»
    Bündel kannte dieses unsachliche männliche Argument zur Genüge. «Na, dann lauf doch und flüstere ihr was Hübsches ins rosarote Ohr! Ich verschwinde ins Bett. Im Wohnzimmer habe ich mich eben zu Tode gelangweilt, dahin geh ich nicht mehr.»
    Sie verließ das Zimmer.
    Bill sah Jimmy an.
    «Die gute, alte Bündel. Ich hatte schon Angst, dass sie Schwierigkeiten machen würde. Du weißt, wie scharf sie drauf ist, überall dabei zu sein. Ich finde, sie hat es großartig aufgenommen.»
    «Es hat mich verblüfft.»
    «Sie hat eben gesunden Menschenverstand. Sie weiß, wenn etwas unmöglich ist. Sag mal, sollten wir uns nicht um Waffen kümmern? Die Leute haben gewöhnlich welche, wenn sie auf Verbrecherjagd gehen.»
    «Ich habe eine Automatik», erklärte Jimmy mit sichtlichem Stolz. «Sie sieht ziemlich mörderisch aus. Ich leihe sie dir, wenn es so weit ist.»
    Bill sah ihn voller Respekt und Neid an. «Wieso hast du daran gedacht?»
    «Ist mir einfach eingefallen.»
    «Hoffentlich schießen wir nicht auf den Falschen.»
    «Das wäre allerdings fatal.»

18
     
    H ier muss sich unser Bericht in drei getrennte und selbstständige Blöcke teilen. Die Nacht sollte sich als sehr ereignisreich erweisen, und jede der drei in die Handlung verwickelten Personen sah die Geschehnisse von ihrem eigenen Standpunkt aus.
    Wir wollen mit dem jungen Jimmy Thesiger beginnen, und zwar in dem Augenblick, als er seinem Mitverschwörer Bill

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