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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mumps.»
    Bündels Herz hüpfte.
    «Das tut mir vor allem wegen Ihnen leid, Lady Eileen», meinte Lomax freundlich. «Ich weiß, wie begierig Sie darauf waren, sie kennen zu lernen. Und auch die Gräfin wird enttäuscht sein.»
    «Wenigstens werden wir so nicht angesteckt», warf Bündel ein.
    «Auch ein Trost», stimmte Lomax ihr zu. «Doch ich glaube nicht, dass die Krankheit so einfach übertragen wird. Trotzdem, Mrs Macatta würde bestimmt nie solch ein Risiko eingehen. Sie ist eine Frau mit Prinzipien. In diesen Tagen der nationalen Unsicherheit müssen wir alle in Rechnung stellen…» Gerade als er anfangen wollte, eine Rede zu halten, riss er sich zusammen und machte es kurz. «Darüber ein andermal», meinte er. «Glücklicherweise eilt es ja in Ihrem Fall nicht. Aber die Gräfin, mein Gott, sie ist nur kurz zu Besuch hier.»
    «Sie ist Ungarin, nicht wahr?», erkundigte sich Bündel, die die Gräfin sehr interessierte.
    «Ja. Sie haben sicher von der Jungungarischen Partei gehört. Die Gräfin ist Vorsitzende. Eine sehr wohlhabende Frau, junge Witwe, hat ihr Geld und ihre Fähigkeiten in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt. Vor allem widmet sie sich dem Problem der Kindersterblichkeit, die unter den gegenwärtigen Zuständen in Ungarn entsetzlich groß ist. Aber da ist ja Herr Eberhard!»
    Der deutsche Erfinder war jünger, als Bündel ihn sich vorgestellt hatte, vermutlich nicht älter als dreiunddreißig oder vierunddreißig Jahre. Er war dünn und klapprig und sah blutleer und schwächlich aus.
    Verlegen unterhielt er sich mit Bündel in einem steifen Englisch, und beide begrüßten die Unterbrechung durch den fröhlichen Mr O’Rourke. Gleichzeitig kam Bill geschäftig wie ein großer Neufundländer herein und lief sofort zu Bündel. Er sah überrascht und ziemlich beunruhigt aus.
    «Tag, Bündel! Ich hörte schon, dass du hier seist. Musste den ganzen Nachmittag schuften, sonst hätte ich dich sicher längst entdeckt.»
    «Wichtige Staatsgeschäfte?», fragte O’Rourke.
    Bill stöhnte. «Codders ist einfach unmöglich. Von morgens bis abends nichts als Hetze! Alles, was man tut, ist falsch, und was man nicht tut, hätte man tun sollen.»
    «Klingt wie aus dem Gebetbuch», bemerkte Jimmy, der gerade auftauchte.
    Bill sah ihn vorwurfsvoll an. «Keiner ahnt», sagte er pathetisch, «was ich am Hals habe.»
    «Wie die Gräfin etwa?», fragte Jimmy. «Das muss für einen Frauenfeind wie dich ein harter Job sein.»
    «Was soll das heißen?», fragte Bündel.
    «Nach dem Tee», erklärte Jimmy grinsend, «bat die Gräfin Bill, ihr dies alte interessante Haus zu zeigen.»
    Bündel fühlte leichtes Unbehagen in sich aufsteigen. Sie kannte Bills Empfänglichkeit für weiblichen Charme nur zu gut. In den Händen einer Frau wie der Gräfin würde er Wachs sein. Sie fragte sich erneut, ob es sehr klug von Jimmy Thesiger gewesen war, Bill in ihre Pläne einzuweihen.
    «Die Gräfin», erklärte Bill fest, «ist eine sehr charmante Frau. Und unglaublich intelligent. Ihr hättet sie sehen sollen! Was die alles gefragt hat!»
    «Was denn zum Beispiel?», fragte Bündel.
    Bill wich aus. «Über die Geschichte des Hauses und die alten Möbel. Und… alles Mögliche!»
    In diesem Augenblick trat die Gräfin ein. Sie schien ein wenig außer Atem zu sein. Ihr schwarzes enges Samtkleid stand ihr glänzend – Bündel bemerkte, wie Bill sich augenblicklich in ihre unmittelbare Nähe begab. Der ernsthafte bebrillte Mr Bateman schloss sich ihm an.
    «Bill und Pongo hat’s bös erwischt», stellte Jimmy Thesiger mit einem Lachen fest.
    Bündel war sich gar nicht so sicher, dass es da etwas zum Lachen gab.

17
     
    G eorge Lomax hielt nichts von den technischen Errungenschaften der Neuzeit. Sein Landhaus besaß keine so moderne Einrichtung wie etwa eine Zentralheizung. Als die Damen nach dem Essen ins Wohnzimmer kamen, entsprach die Temperatur daher beklagenswerterweise nicht dem Wärmebedürfnis, das man in einem modernen Abendkleid hat. Das Feuer, das in dem hübschen Kamin brannte, wirkte wie ein Magnet. Die drei Frauen drängten sich davor.
    «Brrr», machte die Gräfin.
    «Die Tage werden kühler», meinte Lady Coote und zog eine großblumige Scheußlichkeit von Schal enger um ihre breiten Schultern.
    «Warum, um Himmels willen, lässt George nicht anständig heizen?», fragte Bündel.
    «Ihr Engländer heizt eure Häuser nie anständig», meinte die Gräfin. Sie holte ihre lange Zigarettenspitze hervor und begann zu

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