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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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endgültig eine gute Nacht wünschte.
    «Vergiss nicht», sagte Bill, «halb vier! Das heißt, wenn du dann noch am Leben bist», fügte er freundlicherweise hinzu.
    «Ich bin vielleicht ein Trottel», sagte Jimmy mit bitterer Erinnerung an die Bemerkung, die Bündel ihm hinterbracht hatte, «aber ich bin noch lange nicht so blöde, wie ich vielleicht aussehe!»
    «Das hast du von Gerry Wade auch gesagt», meinte Bill langsam. «Erinnerst du dich? Und genau in der Nacht…»
    «Halt den Mund, du verdammter Idiot!», sagte Jimmy. «Hast du denn kein Taktgefühl?»
    «Selbstverständlich. Ich gehöre zum Diplomatennachwuchs. Alle Diplomaten haben Takt.»
    «Aha! Dann dauert’s aber noch, bis du dich zum Schmetterling entpuppst.»
    «Ich kann mich über Bündel immer noch nicht beruhigen», sagte Bill, abrupt das Thema wechselnd. «Ich hätte wetten mögen, dass sie Schwierigkeiten macht. Aber sie hat viel dazugelernt.»
    «Das hat dein Chef auch gefunden», sagte Jimmy. «Er meinte, er sei angenehm überrascht.»
    «Bündel hat ein bisschen dick aufgetragen. Aber Codders ist ein solcher Esel, der schluckt alles. Also, eine schöne gute Nacht! Du wirst Mühe haben, mich zu wecken, wenn es so weit ist – aber gib nicht auf!»
    «Es wäre nicht sehr klug, wenn du Gerry Wades Beispiel folgtest», bemerkte Jimmy maliziös.
    Bill sah ihn vorwurfsvoll an. «Warum, zum Teufel, machst du harmlose Leute nervös?»
    «Ich zahl dir nur mit gleicher Münze heim», erwiderte Jimmy.
    «Hau ab!»
    Aber Bill blieb noch. Er stand unentschlossen da und trat von einem Fuß auf den anderen. «Hör mal!», sagte er.
    «Ja?»
    «Ich meine bloß… du passt anständig auf, ja? Es sieht zwar alles relativ einfach aus, aber wenn ich an den armen Gerry denke… und an den armen alten Ronny…»
    Jimmy blickte ihn empört an. «Ich sehe schon, ich muss dir Leopold zeigen.» Er ließ seine Hand in die Tasche des dunkelblauen Anzugs gleiten und brachte etwas zum Vorschein, das er Bill vor die Nase hielt. «Eine echte Automatik», sagte er mit bescheidenem Stolz.
    «Nein, so was!» Bill war zweifellos beeindruckt.
    «Stevens, mein Butler, hat sie besorgt. Garantiert einfach und sauber in der Anwendung. Man drückt auf den Abzug, und Leopold erledigt den Rest.»
    «Aha! Jimmy…»
    «Ja?»
    «Schieß nicht auf den Erstbesten! Wäre peinlich, wenn du den alten Digby tötest, während er schlafwandelt.»
    «Schon gut. Natürlich muss sich Leopold auch bezahlt machen, jetzt, wo ich ihn für teures Geld gekauft habe, aber ich werde meine blutrünstigen Instinkte so weit wie möglich drosseln.»
    «Na schön, gute Nacht», sagte Bill wohl zum vierzehnten Mal.
    Diesmal verschwand er wirklich.
    Jimmy blieb allein zurück. Er begann mit der Wache.
    Sir Stanley Digby schlief im äußersten Westflügel. An der einen Seite des Raums schloss sich ein Badezimmer an, auf der anderen ein kleineres Zimmer, in dem Mr Terence O’Rourke untergebracht war. Die Türen dieser drei Räume führten auf einen kleinen Korridor. Jimmy hatte leichtes Spiel. Ein Stuhl, unauffällig in den Schatten eines riesigen Wäscheschrankes gerückt, genau da, wo der kleine Korridor in den Hauptflur mündete, war ein hervorragender Beobachtungsposten. Es führte kein anderer Weg in den Westflügel, und jeder, der ihn betrat oder von ihm kam, musste unbedingt gesehen werden. Eine Lampe brannte noch.
    Jimmy machte es sich gemütlich, schlug die Beine übereinander und wartete. Leopold lag schussbereit auf seinen Knien.
    Er sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten vor eins – erst eine Stunde, seit alle Gäste ins Bett gegangen waren. Kein Laut unterbrach die Stille, außer einem fernen Ticken.
    Irgendwie gefiel Jimmy dieses Ticken nicht. Es rief Erinnerungen wach: Gerald Wade – und die sieben Uhren auf dem Kaminsims… wer hatte sie hingestellt und warum? Er schauderte.
    Ein außergewöhnliches Mädchen, diese Bündel! Unerhört, dass sie die Nerven gehabt hatte, sich im Seven Dials Club zu verstecken. Warum war er nicht auf diese Idee gekommen? Vermutlich, weil es einfach ein zu fantastischer Einfall war.
    Nummer sieben! Wer, zum Teufel, konnte Nummer sieben sein? Schlich er etwa in diesem Augenblick hier im Haus herum? Als Diener verkleidet? Nein, undenkbar! Sicherlich war es auch kein Gast. Unmöglich! Aber die ganze Geschichte war unmöglich!
    Jimmy gähnte. Merkwürdiges Gefühl, müde und gleichzeitig hellwach zu sein. Und dann hielt er plötzlich den Atem an und beugte sich lauschend

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