Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
so: Der Mann riss sich plötzlich los und rannte zur Terrassentür. Da drückte ich ab. In der Tür drehte der Kerl sich um und schoss und… nun, und da wurde ich vermutlich ohnmächtig.» Er rieb sich kläglich den Kopf.
    An diesem Punkt wurde Sir Stanley Digby plötzlich munter. «Er kletterte am Efeu herunter, sagen Sie? Mein Gott, Lomax! Sie haben sie doch nicht etwa erwischt?» Er rannte aus dem Zimmer. Unerklärlicherweise sprach während seiner Abwesenheit keiner ein Wort. Nach ein paar Minuten kehrte Sir Stanley wieder zurück. Sein rundes, pausbäckiges Gesicht war fahl. «Mein Gott, Battle», sagte er, «Sie haben sie! O’Rourke schläft wie ein Murmeltier – Schlafmittel, nehme ich an. Ich kriege ihn nicht wach. Und die Papiere sind verschwunden.»

21
     
    « D u lieber Gott!», flüsterte Herr Eberhard kreidebleich.
    Lomax drehte sich mit würdevollem Vorwurf zu Battle um. «Ist das wahr, Battle? Ich hatte alles Ihnen überlassen!»
    Der Superintendent bewahrte seine unerschütterliche Ruhe.
    «Die Besten von uns erleiden manchmal Niederlagen», bemerkte er ruhig.
    «Wollen Sie damit sagen… glauben Sie wirklich… die Papiere sind weg?»
    Zum allgemeinen Erstaunen schüttelte Superintendent Battle den Kopf. «Nein, nein, Mr Lomax, es ist nicht so schlimm, wie Sie denken! Alles in Ordnung. Aber das ist nicht mein Verdienst. Sie müssen sich bei dieser jungen Dame hier bedanken.»
    Er deutete auf Loraine, die ihn überrascht anstarrte. Battle trat auf sie zu und nahm ihr das braune Päckchen ab, das sie immer noch umklammert hielt.
    «Ich glaube, Mr Lomax», sagte er, «dass Sie das Gesuchte hier drin finden werden.»
    Sir Stanley Digby reagierte schneller als Lomax, entriss Loraine das Päckchen, öffnete es und untersuchte hastig seinen Inhalt. Dann stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Herr Eberhard stürzte sich auf das Kind seines Geistes, drückte es ans Herz und sprudelte unverständliche Sätze hervor.
    Sir Stanley wandte sich an Loraine und schüttelte ihr warm die Hand. «Meine liebe junge Dame», sagte er, «wir sind Ihnen zu unendlichem Dank verpflichtet.»
    «Das stimmt», mischte sich Lomax ein. «Obwohl…» Er hielt verwirrt inne und starrte die junge Dame an, die ihm völlig unbekannt war. Loraine blickte beschwörend zu Jimmy, der ihr zu Hilfe kam.
    «Das ist Miss Wade», sagte Jimmy, «Gerald Wades Schwester.»
    «Tatsächlich?» George Lomax schüttelte ihr freundlich die Hand. «Meine liebe Miss Wade, ich möchte Ihnen meinen tiefen Dank für das aussprechen, was Sie getan haben. Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz sicher bin…»
    Er machte eine Pause, und vier der anwesenden Personen im Raum wussten, dass die Erklärung schwierig sein würde. Der Superintendent rettete die Situation.
    «Damit wollen wir uns jetzt nicht weiter aufhalten», schlug er taktvoll vor.
    Der eifrige Mr Bateman lenkte ebenfalls ab: «Sollte nicht jemand nach Mr O’Rourke sehen?», fragte er. «Glauben Sie nicht, Sir, man müsste einen Arzt holen?»
    «Natürlich», antwortete Lomax. «Natürlich! Sehr nachlässig von uns, dass wir nicht früher daran gedacht haben.» Er sah Bill Eversleigh an. «Rufen Sie Mr Cartwright an! Bitten Sie ihn herzukommen. Aber deuten Sie an, dass… äh… die Sache vertraulich ist!» Bill verschwand, um seinen Auftrag zu erledigen.
    «Ich werde mit Ihnen hinaufgehen, Digby», sagte Lomax. «Vielleicht können wir etwas tun, bis der Arzt kommt.»
    Hilflos sah er Mr Bateman an. Tüchtigkeit bricht sich immer Bahn. So war es eigentlich Pongo, der die Situation beherrschte.
    «Soll ich mit hinaufkommen, Sir?»
    Erleichtert nahm Lomax dieses Angebot an. Hier, das fühlte er, war jemand, auf den er sich stützen konnte. Auf Mr Batemans absolute Zuverlässigkeit konnte man immer bauen, das spürte jeder, der ihn kennen lernte, sofort.
    Die drei Gentlemen verließen gemeinsam die Bibliothek. Lady Coote flüsterte in melodischen tiefen Tönen: «Der arme Junge. Vielleicht könnte ich etwas für ihn tun… » , und eilte hinter ihnen hinaus.
    «Eine sehr mütterliche Frau», stellte der Superintendent fest.
    «Eine sehr mütterliche Frau. Ich frage mich…»
    Drei Paar Augen richteten sich forschend auf ihn.
    «… wo eigentlich Sir Oswald Coote steckt.»
    «Oh!», stieß Loraine hervor, «er wird doch nicht ermordet worden sein?»
    Battle schüttelte den Kopf und sah sie missbilligend an. «Kein Grund zu einer so dramatischen Befürchtung. Nein. Ich glaube eher…» Er

Weitere Kostenlose Bücher