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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es gelingt, ihre Liebe zu erringen, darf sich äußerst glücklich schätzen. Ich wiederhole – äußerst glücklich.»
    «Ach, was Sie nicht sagen. Aber sie ist sehr ruhelos, wissen Sie. Sie kann keine zwei Minuten an einem Fleck bleiben. Obwohl das den jungen Männern heutzutage nichts auszumachen scheint.»
    «Sie meinen, dass sie nicht einrosten möchte? Eileen hat Köpfchen, Caterham, sie ist ehrgeizig! Sie interessiert sich für die tagespolitischen Ereignisse und geht ihnen mit jugendlichem Elan zu Leibe.»
    Entgeistert starrte Lord Caterham ihn an. Ihm kam der Gedanke, dass der heute so oft zitierte «Stress des modernen Lebens» auch vor George Lomax nicht Halt gemacht hatte. Seine Beschreibung von Bündel war geradezu absurd.
    «Fühlen Sie sich nicht gut?», erkundigte er sich vorsichtig.
    Lomax wischte diese Bemerkung ungeduldig beiseite. «Vielleicht haben Sie inzwischen den Grund meines heutigen Besuches erraten, Caterham. Ich bin nicht der Mann, der sich leichtfertig neue Verantwortung auflädt. Ich weiß, was ich meiner Position schuldig bin. Ich habe diese Angelegenheit voll und ganz durchdacht. Eine Heirat, besonders in meinem Alter, kann nicht ohne gründliche Prüfung… äh… Prüfung geplant werden. Gleiche Herkunft, gleicher Geschmack, Sympathie im Allgemeinen, gleicher Glaube – alle diese Punkte sind wichtig. Ich habe das Für und Wider genau erwogen. Ich kann, so glaube ich, meiner Frau eine gesellschaftliche Stellung bieten, die nicht zu verachten ist. Eileen wird sie glänzend ausfüllen. Durch Geburt und Herkunft ist sie dazu bestimmt, und ihre Klugheit und ihr Verständnis für die aktuelle politische Lage werden meine Karriere zum beiderseitigen Nutzen nur fördern. Ich bin mir bewusst, Caterham, dass… äh… ein gewisser Altersunterschied besteht. Aber ich kann versichern, dass ich mich im Vollbesitz meiner Kräfte fühle. Der Mann sollte ohnedies älter sein. Und Eileen ist ein Mädchen mit anspruchsvollem Geschmack, sie wird lieber einen älteren Mann wollen als einen jungen Springinsfeld, der weder Erfahrung noch Savoir-faire besitzt. Ich kann Ihnen versichern, mein lieber Caterham, dass ich ihre köstliche Frische… äh… hegen und pflegen werde und zu würdigen weiß. Zu beobachten, wie sich die herrliche Blüte ihres Geistes entfaltet – welch eine Gunst des Schicksals! Und zu denken, dass ich nie bemerkt habe…»
    Missbilligend schüttelte er den Kopf.
    Lord Caterham, der kaum seine Sprache wieder fand, fragte offen: «Verstehe ich richtig, dass Sie… mein lieber Freund, Sie wollen Bündel doch nicht etwa heiraten?»
    «Sie sind überrascht? Es kommt wohl ziemlich plötzlich. Doch Sie erlauben, dass ich mit ihr spreche?»
    «Ja, ja!», antwortete Lord Caterham. «Wenn Sie bloß die Erlaubnis haben wollen – die können Sie haben. Aber, Lomax, wenn ich Sie wäre, ich tät’s nicht! Seien Sie vernünftig! Gehen Sie nachhause und überlegen Sie sich’s nochmal. Zählen Sie bis hundert oder so was. Es ist immer ein Jammer, wenn man einen Heiratsantrag unternimmt und sich zum Narren macht.»
    «Sie meinen es sicher gut mit Ihrem Rat, Caterham, obwohl ich zugeben muss, dass ich ihn etwas merkwürdig finde. Doch ich habe mich entschlossen, mein Glück zu probieren. Kann ich Eileen sprechen?»
    «Bitte, das hat mit mir nichts zu tun», sagte Lord Caterham hastig. «Eileen ist völlig selbstständig. Wenn sie morgen zu mir käme und erklärte, sie wolle den Chauffeur heiraten, würde ich keine Einwände erheben. Das ist heute die einzige Lösung. Kinder können einem das Leben verdammt sauer machen, wenn man nicht nachgibt. Ich sage immer zu ihr: ‹Tu, was du willst, aber lass mich in Ruhe.› Und ich muss gestehen, dass sie im Großen und Ganzen erstaunlich gut darin ist.»
    George stand entschlossen auf. «Wo kann ich sie finden?»
    «Tja, das weiß ich nicht so genau», sagte Lord Caterham vage. «Überall! Wie ich eben erwähnte, bleibt sie keine zwei Minuten am selben Fleck. Keine Ruhe im Leib.»
    «Ich nehme an, dass Miss Wade bei ihr ist? Es wäre wohl das Beste, Caterham, wenn Sie läuten und Ihren Butler bitten, sie zu suchen und ihr zu bestellen, dass ich sie ein paar Minuten sprechen möchte.»
    Gehorsam drückte Lord Caterham auf die Klingel. «Ach, Tredwell», sagte er, als dieser erschien, «können Sie bitte Ihre Ladyschaft suchen? Mr Lomax möchte sie dringend im Wohnzimmer sprechen.»
    «Sehr wohl, Mylord.»
    Tredwell verschwand. George Lomax ergriff Lord

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