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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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William?», erkundigte er sich freundlich.
    «Etwas verdammt Merkwürdiges. Ich kann mir gar keinen Reim darauf machen.»
    « Seven Dials? »
    «Ja. Ich habe heute Morgen einen Brief bekommen.»
    «Einen Brief? Was für einen Brief?»
    «Von Ronny Devereux Testamentsvollstreckern.»
    «Mein Gott! Nach so langer Zeit!»
    «Anscheinend hat er ein Testament hinterlassen. Im Falle seines plötzlichen Todes sollte mir genau vierzehn Tage später ein bestimmtes versiegeltes Kuvert geschickt werden.»
    «Haben sie es dir geschickt?»
    «Ja.»
    «Hast du es aufgemacht?»
    «Ja.»
    «Und… was stand drin?»
    Bill sah ihn so merkwürdig und unsicher an, dass Jimmy erschrak.
    «Hör mal», sagte er. «Reiß dich zusammen! Scheint dich ganz schön umgeworfen zu haben. Trink einen Schluck!»
    Er schenkte einen steifen Whiskysoda ein und brachte Bill das Glas, der es gehorsam nahm. Auf seinem Gesicht lag noch immer der gleiche betäubte Ausdruck.
    «Es geht um den Briefinhalt», sagte er schließlich. «Ich kann es nicht glauben.»
    «Ach, Quatsch! Du musst dich einfach daran gewöhnen, schon auf nüchternen Magen sechs unmögliche Dinge als wahr zu akzeptieren. Das mache ich regelmäßig. Jetzt will ich alle Einzelheiten hören. Warte einen Augenblick.»
    Er ging hinaus. «Stevens!»
    «Ja, Sir?»
    «Könnten Sie mir bitte Zigaretten holen? Ich habe keine mehr!»
    «Sehr wohl, Sir.»
    Jimmy wartete, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte, und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Bill stellte gerade sein leeres Glas ab. Er sah besser aus, entschlossener und selbstsicherer.
    «Also», ermunterte ihn Jimmy. «Ich habe Stevens weggeschickt, damit uns niemand zuhört. Wirst du mir jetzt alles erzählen?»
    «Es ist einfach zu unglaublich!»
    «Dann stimmt’s bestimmt. Los, raus mit der Sprache!»
    Bill holte tief Luft. «Schön. Ich werde dir alles erzählen.»

30
     
    L oraine, die mit einem kleinen entzückenden Hundejungen spielte, war etwas überrascht, als Bündel zwanzig Minuten später völlig außer Atem und mit einem unbeschreiblichen Ausdruck auf dem Gesicht wiederkam.
    «Uff!», stöhnte Bündel und sank in einen Gartenstuhl. «Uff!»
    «Was ist los?», fragte Loraine und sah sie neugierig an.
    «George – George Lomax.»
    «Was hat er getan?»
    «Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Es war entsetzlich! Er spuckte und stotterte, aber er ließ nicht ab – er muss es aus einem Buch auswendig gelernt haben. Oh, wie ich stotternde Männer hasse! Unglücklicherweise wusste ich nicht einmal, was ich antworten sollte!»
    «Sie wissen doch immer, was Sie wollen!»
    «Natürlich heirate ich keinen blöden Apoplektiker wie George! Ich meine nur, ich wusste die korrekte Antwort aus dem Anstandsbuch nicht. Ich konnte nur sagen: ‹Nein, ich will nicht!› Dabei hätte ich irgendwas über die Ehre und so weiter, die er mir mit seinem Antrag macht, erwähnen müssen. Aber ich war so verwirrt, dass ich schließlich durch die Terrassentür davonsauste.»
    «Aber Bündel, das sieht Ihnen gar nicht ähnlich.»
    «Ich wäre auch nie im Traum darauf gekommen, dass mir so was passiert. George – von dem ich immer dachte, dass er mich hasst! Das hat er übrigens auch. Entsetzlich, so tun zu müssen, als interessiere einen das Lieblingsthema eines Mannes. Sie hätten sein Gefasel über meinen mädchenhaften Geist und wie er ihn formen will hören sollen! Wenn George auch nur ein Viertel von dem ahnte, was in meinem Kopf vorgeht, würde er in Ohnmacht fallen!»
    Loraine musste lachen.
    «Ich weiß, dass ich schuld bin! Ich habe es mir selber eingebrockt. Dort kriecht ja Vater bei den Rhododendronbüschen herum. Hallo, Vater!»
    Mit verlegenem Gesicht kam Lord Caterham näher. «Lomax ist weg, was?», fragte er mit falscher Gelassenheit.
    «Da hast du mir was Feines eingebrockt», meinte Bündel. «George sagte, dass er deine Billigung und Unterstützung habe.»
    «Was hätte ich denn tun sollen? Übrigens ließ ich kein derartiges Wort verlauten.»
    «Das habe ich auch nicht angenommen. Vermutlich hat George dich so in die Enge getrieben, dass du zum Schluss nur noch schwach nicken konntest.»
    «Ziemlich genauso war’s. Wie hat er’s denn aufgenommen? Schlecht?»
    «Ich habe es nicht abgewartet. Ich fürchte, ich war ein bisschen abrupt.»
    «Na», meinte Lord Caterham, «vielleicht ist es so das Beste. Gott sei Dank wird Lomax in Zukunft nicht ständig herübergefahren kommen, wie er es sich angewöhnt hat, und mich mit seinen

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