Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
ausgestreckt, ohne ihn allerdings wirklich zu berühren. „Ich meine, stören die denn nicht?“
„Nein.“ Arel grinste, während er die Flügel erneut leicht bewegte. „Hier auf der Erde kann ich sie tarnen, wie du ja weißt, und wenn sie nicht mehr zu sehen sind, behindern sie mich auch nicht. Sonst hätte ich sicherlich Schwierigkeiten mit der menschlichen Kleidung.“
„Und wie ist das bei euch zu Hause?“ Leandra konnte ihre Augen nicht von den Schwingen nehmen. Langsam berührte sie die armlangen Federn des Deckgefieders.
„Da ist alles anders“, sagte Arel. „Im Paradies ist vieles mit Magie zu vergleichen, denke ich. Da ist es eben so, wie es ist.“
„Du kannst es nicht erklären.“ Für Leandra war es eine seltsame Erfahrung, zu sehen, dass ein Engel keineswegs alles wusste.
Arel grinste verlegen, während sie vorsichtig eine Hand unter die obersten Federn schob, um in die Daunen zu greifen.
„Irre weich“, kommentierte sie mit blitzenden Augen. „Wenn du nicht ein so arrogantes Arschloch wärest, könnte es wirklich nett sein, deine Bekanntschaft gemacht zu haben.“
„Verschwinde, ehe ich sauer werde.“ Arel grinste leicht. Leandra streckte ihm die Zunge raus und verließ die Zelle, um sich für den Tag fertigzumachen.
Durch die langen Stunden Schlaf am Nachmittag hatten sie in der Nacht nicht viel geschlafen, sodass es jetzt gerade kurz nach sieben war, wie Arel zufrieden feststellte. Er wollte das Leben hier im Kloster nicht durcheinanderbringen, versuchten die Mönche doch, ihm und seiner Begleitung gerecht zu werden.
Er selbst war anspruchslos, aber Leandra musste immerhin regelmäßig etwas essen, und so war es besser, wenn sie an den normalen Mahlzeiten der Mönche teilnahm.
„Ich weiß ja, dass dir das nicht gefallen wird.“ Leandra grinste ihn an, als sie sich im Speisesaal trafen, der um diese Uhrzeit bis auf drei Mönche verlassen war. Die anderen waren bereits bei ihren Tagesaufgaben. „Aber ich brauche Klamotten. Du hast mich ja mit lediglich dem entführt, das ich anhatte.“
„Ich hatte dich doch `ne Tasche packen lassen, als ich dich zu Hause abgeholt habe“, erwiderte Arel gleichgültig, dann grinste er jedoch ebenfalls. „Wenn du nicht so zickig gewesen wärest ...“
„Ja, schon verstanden.“ Leandra verzog das Gesicht, aber Arel grinste weiter.
„Gut, schreib auf, was du brauchst, welche Kleidergröße du hast, dann wird man dich mit allem versorgen“, sagte er.
Leandras Gesichtsausdruck wurde wieder wütend. „Bin ich also wirklich eine Gefangene?“
Arel legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. „Ich mache das nicht, weil ich Angst habe, du könntest fliehen.“ Er hielt ihrem forschenden Blick stand. „Sondern vielmehr, weil ich verhindern will, dass Helals Schergen auf deine Spur kommen. Hier, auf geweihtem Boden, können sie dich nicht finden, aber da draußen ...“
„Wäre es so schlimm, wenn er mich bekommen würde?“ Leandra wollte Antworten, wollte mehr über all das wissen, was um sie herum vorging, was sie betraf, was sie erwartete.
Arel zuckte die Schultern, während er ihr weiter in die Augen sah. „Für dich wäre es vielleicht nicht schlimm“, war er ehrlich und konnte sehen, wie sehr das Leandra erstaunte. „Aber für das Paradies und die Menschheit wäre es eine Katastrophe.“
„Du denkst, Luzifer könnte mich auf seine Seite ziehen?“ Leandra klang eindeutig beleidigt, aber Arel nickte nur ungerührt und schlug kurz mit seinen Schwingen, was die Mönche zusammenzucken ließ.
„Er ist nicht halb so grauenerregend, wie er hier auf der Erde immer dargestellt wird“, antwortete er. „Er ist ein gefallener Engel, erinnerst du dich? Und auch sein Reich hat Dinge zu bieten ...“
„Du denkst, ich ließe mich mit dem Teufel ein?“ Leandra war sichtlich fassungslos.
„Du wärest nicht der erste Mensch, der trotz Intelligenz so etwas tut“, erklärte Arel gelassen und stand auf. „Es tut mir leid, aber ich werde dich eine Weile alleine lassen müssen.“
„Wie das? Wo willst du hin?“ Leandra konnte seinen plötzlichen Themenwechseln nicht folgen und sah ihn entgeistert an. „Wie ...“
„Mein Traum heute Nacht“, versuchte Arel eine Erklärung und auf einmal stand Sorge in seinem Gesicht. „Ich muss etwas überprüfen, okay? Das kann allerdings ein paar Tage dauern. Kann ich mich darauf verlassen, dass du den Mönchen keine Schwierigkeiten bereiten wirst?“
„Ich werde brav sein.“
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