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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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nachdenklich an. »Der Vorfall klingt ungewöhnlich, aber die Tat an sich ist nicht verboten. Es könnte sehr persönliche, harmlose Gründe gegeben haben, die diesen Wanderer bei Nacht in die Fremde trieben. Daraus auf einen Verrat solchen Ausmaßes zu schließen, erscheint mir – milde gesagt – gewagt.«
    »Das Verdächtige daran ist, dass dieser heimliche Wanderer beobachtet wurde, kurz bevor wir Späher die ersten Anzeichen drohender Gefahr entdeckt haben.«
    »Dennoch kann es Zufall sein. Ist das wirklich alles, was du gegen ihn vorbringen kannst?«
    Mahalea nickte widerwillig. »Retheon muss mehr gewusst haben, sonst hätte man ihn nicht ermordet.«
    »Natürlich ist es verführerisch, diese Schlüsse zu ziehen. Vor allem jetzt, da es aussieht, als hätte jemand Retheon zum Schweigen bringen wollen. Aber ich kann solche Anschuldigungen nicht ohne Zeugen oder Beweise vorbringen. Was sollte es auch nützen?«, fragte Ivanara, ohne auf eine Antwort zu warten. »Du musst in seinen Unterlagen nach Hinweisen suchen, ob er tatsächlich mehr wusste. Solange wir nicht mehr in der Hand haben, kann ich nichts unternehmen, außer Erkundigungen einzuziehen. Vielleicht weiß jemand in Anvalon, wer dieser Wanderer war.«
    Mahalea bezweifelte es, doch es lohnte sich nicht, darüber einen neuen Streit vom Zaun zu brechen. Wer in Anvalon lebte, hielt diesen Ort für den Nabel der Welt. Sie selbst hatte lange genug gebraucht, um diesen Glauben abzuschütteln.
    »Jetzt berichte mir lieber, was es mit dieser Gefahr auf sich hat«, forderte die Erhabene. »Peredin ist schon eigens aus Ardarea hergekommen, um mir beunruhigende Weissagungen einer Seherin zu überbringen. Ich war geneigt, sie als das abzutun, was sie sind – dunkle Träume eines unglücklichen Mädchens. Aber nun wollte auch Retheon eine dringende Warnung aussprechen. Ich hoffe, er hatte mehr als vage Traumgesichte vorzubringen.«
    »Ob es einen Zusammenhang mit dieser Prophezeiung gibt, weiß ich nicht.« Auch Mahalea hielt nicht viel von Weissagungen. Zu viele bildeten sich ein, ihre Träume seien von den Astaren und Alfar gesandte Botschaften, doch in den seltensten Fällen erwiesen sie sich als wahr. »Retheon wird dir bereits berichtet haben, dass es in letzter Zeit auffällig viele Orkbanden an unsere Grenzen verschlagen hat.«
    »Er schrieb mir davon«, bestätigte Ivanara. »In seinem letzten Brief erwähnte er, dass du den Grund dafür herausgefunden hast. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht verstanden, was daran so beunruhigend sein soll, dass diese Orks auf der Flucht sind. Selbst ich könnte diese feigen, dümmlichen Kreaturen in Angst und Schrecken versetzen.«
    »Indem du bunte Papierschnipsel wie einen Vogelschwarm fliegen lässt? Bei allem Respekt, Tante, Orks sind …«
    »Ich habe Trolle von Felsgraten geweht, als du noch auf dem Schoß deiner Mutter gesessen hast! Hör auf zu glauben, du seist die Einzige, die weiß, was Krieg bedeutet. Orks sind lächerliche Gegner, die unserer Zauber nicht würdig sind. Für solche Lappalien haben wir die Trolle.«
    »Wenn du Sturmböen gegen Trolle lenken kannst, warum hast du es mir dann nicht beigebracht?«
    »Weil ich Wichtigeres zu tun hatte! Der Krieg war vorbei. Deine Mutter wollte eine Dichterin aus dir machen. Ich wurde zur Erhabenen gewählt. Und eines Tages bist du zur Grenzwache verschwunden. Reicht dir das an Gründen?«
    Mahalea biss die Zähne zusammen, um nicht zurückzubrüllen. »Ja«, knurrte sie.
    »Dann können wir jetzt vielleicht auf den Grund deines Besuchs zurückkommen. Was wollte mir Retheon über diese Orks berichten?«
    Erstaunlich, wie schnell sie sich wieder im Griff hat , dachte Mahalea und atmete tief durch. »Vielleicht kann es dich mehr beeindrucken, dass selbst die Tiere aus der Mitte Theroias fliehen.«
    Ivanaras Blick verriet nicht, ob es sie tatsächlich erstaunte. Schweigend wartete sie darauf, dass Mahalea fortfuhr.
    »Es sind die Toten, die ihnen Furcht einjagen. Leichen, die aufstehen und herumlaufen, als seien sie noch am Leben.«
    »Tote?«, wiederholte Ivanara skeptisch. »Du meinst Menschen?«
    »Natürlich Menschen. Was denn sonst?«
    »Eins weiß ich, Mahalea. Eine Karriere im Rat wird dir immer verschlossen bleiben, weil du alle anderen für dumm hältst.«
    Das sagt die Richtige. »Nichts könnte mir gleichgültiger sein als ein Sitz im Rat.«
    »Wie dem auch sei«, meinte Ivanara kühl. »Ich will nur sichergehen, dass ich dich richtig verstehe. Es fällt mir

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