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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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Bestien Frau und Kind zerfleischten, musste hart sein. Hätte er sie eben beschützen sollen.
    »Wie kannst du ihn so streng verurteilen, ohne …« Elanya brach ab und sah ihn schuldbewusst an. »Es tut mir leid. Ich hatte vergessen, dass du auch deine Familie verloren hast. Hattest du Kinder?«
    »Nein.« Er ritzte das Ende des Stoffstreifens mit dem Messer, um zwei Enden daraus zu machen. »Zumindest keine, von denen ich weiß.« Da sie nun samt ihren Müttern tot waren, hatte er deshalb wenigstens nicht noch mehr zu betrauern.
    »Eine Frau?«
    Während er die Enden verknotete, brachte er ein spöttisches Lächeln zustande. »Ich hatte eine Schwester, mit der ich mich ständig gestritten habe, als wäre sie meine Frau.«
    »Du musst sie sehr vermissen«, meinte Elanya, doch ihre Mundwinkel zuckten verdächtig.
    »Wenn ich einen Scherz mache, darfst du darüber lachen.«
    »Tatsächlich?«, fragte sie, wieder mit diesem schelmischen Lächeln.
    Der Drang, sie zu küssen, war mit einem Mal so übermächtig, dass er in ihren Nacken greifen und seine Lippen auf ihren Mund pressen musste. Für einen Moment erstarrte sie. Athanor spannte sich in Erwartung eines Kinnhakens, doch stattdessen gab sie nach, und er folgte der Einladung, kühner zu werden. Seufzend erwiderte sie seinen Kuss. Er spürte nur noch den Wunsch, immer mehr von ihr zu besitzen.
    Im nächsten Augenblick stieß sie ihn von sich, dass er fast umgekippt wäre, und sprang auf. »Ich kann das nicht tun.« Sie wich zurück, als fürchte sie, er könnte sich auf sie stürzen. Dabei stand er nur auf, um nicht wie ein verliebter Trottel vor ihr auf der Erde zu hocken. »Ich habe ein Versprechen gegeben.«
    Sie ist einem anderen versprochen? Natürlich war sie das. Die meisten Frauen in ihrem Alter hatten längst Kinder. »Niemand sagt, dass ich dich heiraten will«, erwiderte er und ging, um endlich den Fisch zu angeln.
    Verlegen nickte Hrodomar den Leuten zu, die ihn im Vorbeigehen grüßten. Seit er lebend aus der verfluchten Mine zurückgekehrt war, schien ihn jeder in Firondil zu kennen. In allen Schänken tranken Zwerge auf ihn, die er nie zuvor gesehen hatte. Händler und Wirte maßen ihm besonders großzügige Portionen ab, und junge Frauen erröteten bei seinem Anblick oder steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Dabei war er doch immer noch derselbe. Er hatte beim Erzählen seiner Abenteuer nicht einmal besonders dick aufgetragen. Dennoch waren die wildesten Geschichten über Kämpfe gegen elfische Zauberer und grausige Ghule im Umlauf.
    »Hrodomar!«, rief einer seiner Nachbarn, der mit einigen Hauerkollegen von der Schicht zurückkam. »Wir haben uns gerade gefragt, ob es stimmt, dass du dich ganz allein aus diesem eingestürzten Stollen befreit hast.«
    »Nein, der Stollen ist auf die Vermissten gestürzt, die eigentlich längst tot sein sollten«, erwiderte er und unterdrückte den Impuls, stehen zu bleiben. Wenn man vom König erwartet wurde, trödelte man nicht.
    »Hast du meinen Urahn unter ihnen gesehen?«, wollte ein anderer wissen. »Der hatte einen schwarzen Bart, der bis …«
    »Frag mich später beim Bier noch mal«, wehrte Hrodomar ab. »Ich muss zu Rathgar.«
    »Stehen neue Heldentaten an?«, rief ihm jemand nach, während er weitereilte.
    »Vielleicht.« Meinten die Männer überhaupt ernst, was sie da von sich gaben, oder machten sie sich über ihn lustig? Als ob er im Kampf Muße gehabt hätte, um sich die Bärte dieser schauerlichen Gestalten zu merken. Sie verfolgten ihn bis in den Schlaf. Oft wachte er schweißgebadet auf, weil ihm im Traum eine rostige Axt in den Schädel gefahren war. Vielleicht hatte er sich überschätzt. Er war eben kein großer Held, kein Trollschlächter wie Arnrik, der sicher nie Albträume gehabt hatte. Er war Prospektor. Unerforschte Höhlen und Gänge reizten ihn. Dass sie Gefahren mit sich brachten, nahm er gern in Kauf. Er würde wieder in diese Mine gehen, wenn er noch einmal die Wahl hätte. Aber das erhebende Gefühl, das er direkt nach dem Kampf verspürt hatte, war ihm schon nach wenigen Tagen abhanden gekommen.
    Was Großonkel Rathgar wohl von ihm wollte? Der König hatte ihn noch nie zu sich gebeten – außer kurz nach seiner Rückkehr, als er Bericht erstatten und sich Vorwürfe anhören musste, weil er den Elfen das gesamte Sternenglas überlassen hatte. Diese Ungerechtigkeit ärgerte ihn noch immer. Als ob er den Auftrag gehabt hätte, ihnen die Kristalle wieder abzunehmen, oder auf sich

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