Der letzte Krieger: Roman
größere Patrouille ausgesandt. Aber sie haben nichts mehr gehört, dem sie hätten nachgehen können. Sie sind noch ein Stück in die angegebene Richtung vorgestoßen – ohne irgendetwas zu finden. Seitdem steht an dieser Abzweigung eine ständige Wache, falls es dich beruhigt.«
Die Hüterin der Gerechtigkeit verzog keine Miene. »Hat sie bislang noch etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
»Einer will wispernde Stimmen gehört haben, aber da sein Kamerad nichts gehört hat, glaube ich, dass er auch nur zu viel den Erzählungen über Hrodomars Kopfjäger gelauscht haben könnte.«
»Berichte von den Tieren!«, drängte Rathgar ungeduldig.
Skorold brummte zustimmend, ohne sich an der schlechten Laune des Königs zu stören. »Die Wächter wurden fast von einer Rotte wilder hulrat überrannt.«
»Die Tiere haben sie angegriffen?«, fragte der Hüter der Ahnenhalle erstaunt.
»Nein, die Biester waren auf der Flucht. Sie sind unter unseren Hallen hindurchgerast und wieder verschwunden.«
»Kommt so etwas öfter vor?«, vergewisserte sich Vindurs älterer Bruder, der dem Vater auf den Thron folgen würde.
»Alles, was ich euch heute berichte, ist in den letzten Jahrhunderten immer wieder mal vorgekommen. Aber noch nie in wenigen Tagen hintereinander. Deshalb frage ich mich ja, was diese Häufung zu bedeuten hat.«
»Was gab es sonst noch für … Zeichen ?«, wollte der Hüter der Ahnenhalle wissen.
»Eine Patrouille ist in einem anderen Stollen einem Schwarm Fledermäuse begegnet.«
»Fledermäuse?«, wiederholte Vindur. »Aber die leben doch eigentlich nur in der Nähe von Ausgängen.«
Rathgar verzog das Gesicht. »Das wissen wir doch alle selbst. Verschone uns mit deinen dämlichen Geistesblitzen!«
»Auf jeden Fall ist es ein Hinweis darauf, dass die Ordnung des Großen Baumeisters aus dem Gleichgewicht geraten ist«, befand die Priesterin.
Der Hüter der Ahnenhalle nickte mit ernster Miene. »In diesen Tiefen sind sie eine Warnung.«
»Aber wovor?« Nun sah Skorold wieder Hrodomar an.
Woher soll ich das wissen? Er kannte doch nur die Vorboten einstürzender Stollen und Spuren, die auf Flederwölfe hinwiesen.
»In der Ahnenhalle steht geschrieben, dass es auch vor dem letzten Angriff der Höhlentrolle solche Anzeichen gab«, antwortete der Hüter an seiner Stelle.
»Der Gedanke kam uns auch schon«, sagte Rathgar mürrisch. »Wir dürfen diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen, aber …« Nun richtete auch er den Blick auf Hrodomar. »… von unserem jungen Helden hier wissen wir, dass es den Fluch unter dem Gorgoron tatsächlich gibt. Indem sie das Sternenglas mitnahmen, haben die Elfen die Wut dieser blutrünstigen Geister geschürt. Deuten die Zeichen also nicht viel eher darauf hin, dass sie einen Weg aus der Mine gefunden haben und auf Rache aus sind?«
»So oder so muss das Gleichgewicht wiederhergestellt werden«, urteilte die Priesterin.
Der König stieß ein Knurren aus. »Anstatt mir Dinge zu erzählen, die ich schon weiß, solltest du nach Wegen suchen, diesen Fluch aufzuheben!«
»Es gibt jedenfalls noch weitere Hinweise darauf, dass wir es mit diesen Kopfjägern zu tun haben«, ergriff Skorold wieder das Wort.
Hrodomar stellte dankbar fest, dass es der Oberste Wächter der Tiefen vorzog, sich an seinen Bericht zu halten, statt von Geistern zu sprechen. Er wusste zwar immer noch nicht, wie es diese unheimlichen Kreaturen geschafft hatten, sich unsichtbar zu machen, aber sie lebten, bluteten, und man konnte sie erschlagen.
Skorold zog eine der großen zerdrückten Pergamentrollen, die auf dem Tisch lagen, zu sich und breitete sie aus. Alle beugten sich vor, um einen Blick darauf zu werfen.
»In diese Karte der tiefsten Stollen habe ich eingezeichnet, wo die Vorfälle geschehen sind. Hier, hier und hier.« Der Oberste Wächter deutete auf die Stellen. »Zumindest ungefähr, da die Schreie wohl außerhalb des Ausschnitts der Karte ertönten. Die Richtung weist zwar nicht eindeutig auf die alte Mine …« Dazu befand sich einer der Punkte zu weit gen Süden. »… aber im Groben stimmt’s.« Wieder sah Skorold Hrodomar an.
»Ähm, ja, könnte schon sein, dass es tatsächlich mit dem Fluch zusammenhängt«, gab er zu, da ihm nichts Besseres einfiel. »Ich meine, ich habe ja nur einen Teil der Gänge erforscht. Vielleicht gibt es an tieferer Stelle Verbindungen, von denen wir nichts ahnen, und weil sie das Tor nicht öffnen können, kommen sie jetzt durch …«
»Das ist
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