Der letzte Krieger: Roman
Athanor und kam sich sehr weise vor. Außerdem konnte er das ewige Gefasel über Zauberei nicht mehr hören. Die meisten Menschen, die er gekannt hatte, waren auch ohne Magie zu Dummheiten fähig gewesen, über die er nur den Kopf geschüttelt hatte. Und in Anandras Augen waren sein Vater und er die verblendetsten Narren von allen gewesen. Doch darüber wollte er nicht mehr nachdenken, nie mehr. Er hatte schon zu viele Nächte damit zugebracht. »Willst du schlafen? Dann übernehme ich die erste Wache.«
Elanya warf ihm einen unsicheren Blick zu, bevor sie rasch wieder wegsah. »Nein. Ich könnte vor Sorge ohnehin nicht schlafen«, behauptete sie und stand auf.
Fragt sich nur, welche Sorgen sie meint. »Befürchtest du, ich könnte über dich herfallen, weil Davaron nicht hier ist?«
Nun blickte sie ihn doch wieder an. »Nein! Habe ich dich je behandelt, als würde ich dich für ein Tier halten?«
»Immerhin hast du mir auch nichts von den Kristallen erzählt.«
»Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
Ein leises Rascheln im Unterholz ließ Athanor aufspringen. Im Mondlicht warfen die Bäume harte Schatten, und unter ihrem Laub herrschte Finsternis. Elanya zog einen Pfeil aus ihrem provisorischen Köcher. In der Dunkelheit bewegte sich etwas.
»Ich weiß gar nicht, warum ich befürchtete, ich könnte euch nicht finden«, ertönte Davarons Stimme. »Man hört euch bis zur Straße.«
»Hat dich der Mut verlassen?«, höhnte Athanor.
Der Elf trat unter den Bäumen hervor. »Es gehört kein Mut dazu, in einer leeren Stube zu sitzen und die Wand anzustarren. Ich habe gewartet, bis es dunkel war, und bin von Haus zu Haus gegangen. In der Gruft war ich auch. In diesem Dorf gibt es keine Untoten. Alle liegen brav an ihrem Platz.«
Es sei denn, du hast sie geweckt, und sie sind dir gefolgt.
Über Nacht blieb es ruhig, und auch in den Tagen danach begegneten ihnen keine Wiedergänger mehr. Davaron begann zu argwöhnen, dass nur der Wind die Tür aufgestoßen hatte und die Untoten eine Erfindung Elanyas waren, um seinen Stolz zu schonen. Athanors Einwand, dass er ihn dann wohl kaum im Sturm durch den Fluss gezogen hätte, änderte nicht viel daran. Schließlich war Davaron bewusstlos gewesen und wusste auch in diesem Fall nicht, ob die Geschichte überhaupt stimmte. Nicht einmal die zurückgelassene Ausrüstung wollte er als Beweis gelten lassen. Sollte er glauben, was er wollte. Athanor legte keinen Wert auf seine Dankbarkeit.
Statt auf Wiedergänger stießen sie endlich wieder auf reichlich Wild. Oft musste Elanya nicht einmal Zeit für die Jagd opfern, um die spärlichen Beeren am Wegrand mit Fleisch zu ergänzen. Jedes Mal, wenn sie ein Tier erlegt hatte, vollzog sie das Reinigungsritual, um den unheilbringenden Hauch des Todes abzustreifen, wie sie Athanor auf seine Frage erklärte. Auch dem Fleisch haftete Unglück an, weshalb es mit Wasser, Salz und Rauch davon befreit werden musste, bevor es die Elfen essen durften.
Von diesen kurzen Momenten abgesehen wanderten sie meist schweigend und erreichten bald wieder die Grenze der Elfenlande. In einem Dorf liehen sie sich Pferde. Obwohl Athanor misstrauisch beäugt wurde, überließen die Elfen auf Elanyas Bitten auch ihm eines der edlen Tiere, die jedem Königshof Ehre gemacht hätten. Er gewöhnte sich rasch daran, wieder wie ein kleiner Junge ohne Sattel zu reiten, aber es dauerte eine Weile, bis er nicht mehr vergeblich nach den fehlenden Zügeln griff, wenn er anhalten wollte. Trotzdem gefiel ihm, dass sich das Pferd allein durch Gewichtsverlagerungen lenken ließ. Die Hände ganz für Schild und Schwert frei zu haben, musste im Kampf ein beachtlicher Vorteil sein.
»Warum reiten wir eigentlich nicht zurück nach Ardarea?«, wollte Athanor wissen, als er an Himmelsrichtung und Umgebung merkte, dass sie einen anderen Weg nahmen.
»Weil dort nicht der Hohe Rat tagt«, beschied ihm Davaron.
»Peredin und Kavarath erwarten uns in Anvalon«, fügte Elanya hinzu. »Sie wollten dem Rat von Aphaiyas Weissagung und den Kristallen berichten, und wir sollen sie dort treffen, damit rasch gehandelt werden kann, falls es nötig ist.«
»Und wie weit ist dieses Anvalon noch entfernt?«, erkundigte er sich, denn sie ritten bereits zwei Tage in flottem Tempo.
»Wenn wir uns beeilen, werden wir kurz nach Mittag dort sein«, schätzte Elanya.
Davaron drehte sich zu ihr um und sah sie scharf an. »Erinnere dich daran, dass ich mein Geheimnis gewahrt wissen will. Ein
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