Der letzte Krieger: Roman
Wort über die Erdmagie zu irgendjemandem, und ich werde behaupten, dass wir deinetwegen beinahe ohne die Astarionim zurückgekehrt wären.«
»Aber das stimmt doch gar nicht!«
»Na und? Ich will, dass du den Mund hältst, verstanden? Das gilt auch für dich, Mensch. Sonst …«
»Sonst was?«, fiel Athanor ihm ins Wort. »Deine Drohungen kannst du dir sparen.« Glaubte der Bastard etwa, er würde irgendwelche Lobgesänge auf seine Fähigkeiten anstimmen? »Wer weiß, ob du wirklich gezaubert hast. Wenn mich jemand fragt, werde ich sagen, was ich gesehen habe. Ein Stollen ist im rechten Moment eingestürzt. Was ihr daraus macht, ist mir gleich.«
Hrodomar wischte ein letztes Mal über seinen Helm und prüfte das Ergebnis im Schein der Öllampe auf dem Nachttisch. Wenn ihm schon die Ehre widerfuhr, mit den besten Kriegern unter dem Berg in ein Abenteuer zu ziehen, wollte er sich keine Blöße geben. Ihre Waffen und Rüstungen wurden im Auftrag des Königs von den fähigsten Meisterschmieden gefertigt, und zum Dank pflegten die Wächter der Tiefen ihre Ausrüstung mit besonderer Sorgfalt. Es war Hrodomar peinlich genug, dass er nun eine ihrer Patrouillen anführen sollte. Er würde nicht auch noch durch Nachlässigkeit auffallen.
Endlich schimmerte der Helm makellos poliert, und Hrodomar legte ihn beiseite, um sich eine Schulterklappe vorzunehmen. Gerade, als er etwas Öl auf den Stahl geträufelt hatte, klopfte es an der Tür. Bitte nicht schon wieder jemand, der mich nach seinem verschollenen Urahn fragen will. Das viele Bier, zu dem er neuerdings eingeladen wurde, quoll ihm allmählich schon aus den Ohren.
Doch draußen stand Vindur, der sich gehetzt umsah und an ihm vorbei ins Zimmer drängte. Der junge Prinz trug nicht nur eine Axt am Gürtel und eine mit silbernen Einlegearbeiten verzierte Rüstung, sondern sogar einen Schild am Arm und eine ausgebeulte Tasche quer über den Rücken. »Mach zu! Schnell!«
Hastig schloss Hrodomar die Tür, doch der rasche Blick, den er dabei den Gang hinauf und hinab warf, ergab nichts Ungewöhnliches. »Was ist passiert? Werden wir angegriffen?«
»Was? Nein, nein.« Vindur schüttelte den behelmten Kopf. »Ich will nur nicht, dass Vater erfährt, wo ich bin.«
»Oh.« Unschlüssig stand Hrodomar hinter der Tür und wusste nicht, was er von diesen Worten halten sollte. »Ähm. Meinst du nicht, dass er es bald erfahren wird, falls er dich sucht? Du bist … nicht gerade unauffällig gekleidet.«
»Deshalb müssen wir ihm unbedingt zuvorkommen!«
»Womit? Und warum sollte er dich überhaupt suchen? Er nimmt deine Anwesenheit doch auch sonst die meiste Zeit nicht zur Kenntnis.«
Vindurs Miene verhärtete sich, was ihm trotz des blonden Barts und der feineren Gesichtszüge Ähnlichkeit mit seinem Vater verlieh. »Dieses eine Mal bin ich froh darum, denn er wird meine Abwesenheit wohl erst bemerken, wenn es zu spät ist.«
»Was hast du vor?«
»Dich zu begleiten, natürlich.«
Hrodomar musste unwillkürlich lächeln. Es war schön, einen so guten Freund zu haben.
»Ich hab dich beim letzten Mal im Stich gelassen, aber dieses Mal bin ich dabei, ob Vater will oder nicht.«
»Ich hätte dich wirklich gern dabei«, versicherte Hrodomar, doch das Lächeln war ihm bereits vergangen. »Aber was ist mit Skorold und den anderen Wächtern? Sie werden sich dem Befehl des Königs nicht widersetzen.«
Vindur nickte ernst. »Darum müssen wir sie zwingen. Lass uns den Eid der Schildbrüder ablegen. Dann kann selbst Vater nichts mehr dagegen ausrichten.«
»Ach, deshalb hast du den Schild mitgebracht. Ist das …«
»Ja, das ist Drachenauge. « Vindur hielt den Schild ins Licht, damit er besser zur Geltung kam. Ein länglicher schwarzer Buckel in der Mitte war wie die Pupille eines Drachen geformt. Sternförmig breiteten sich rötlich glänzende Kupferstreifen um ihn aus. Der Schild war alt, und in seinem ebenfalls mit Kupfer verstärkten Rand prangten die Kerben einer vergangenen Schlacht. Er hatte Vindurs Urgroßvater gehört, der Seite an Seite mit Hrodomars Urgroßmutter gegen einen Drachen in den Kampf gezogen war. Sie hatten den Eid abgelegt und waren gemeinsam gestorben, wie es Schildbrüdern zukam.
»Darf ich mal sehen?«, fragte Hrodomar und streckte die Hände aus.
Schweigend reichte Vindur ihm den Schild. Hrodomar drehte ihn und suchte auf dem altersdunklen Holz nach einem bestimmten Fleck.
»Es ist hier.« Vindur deutete auf ein verzweigtes bräunliches
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