Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
Vom Netzwerk:
Mal.
    Ehrfürchtig fuhr Hrodomar mit dem Finger darüber. Das Blut seiner Urgroßmutter. Nach all den Jahrhunderten war es noch immer dort. Es war ein Band, ein Band, das ihn ebenso mit Rathgar und dem Kronprinzen hätte verbinden können, doch die beiden erinnerten sich vermutlich nicht einmal daran. Nur mit Vindur hatte er sich stets gut verstanden. Sollte der König mit den Zähnen knirschen, so viel er wollte. Vindur mochte für einen Zwerg schmächtig sein und nicht mit der Wucht seines Bruders zuschlagen, aber er hatte es nicht verdient, immerzu beschämt zu werden. Er war ein Kämpferherz und geschickter mit der Axt, als es Hrodomar je sein würde.
    »Du hast recht. Wir müssen deinen Vater zwingen, dich gehen zu lassen.« Denn wie sollte sich Vindur jemals bewähren, wenn er keine Gelegenheit dazu erhielt?
    Wortlos zog Vindur seinen Dolch. Schweigend nahm Hrodomar ihn entgegen und verscheuchte alle Gedanken an Schmerz. Ohne Zögern schnitt er sich in den Finger. Sofort brannte es in der Wunde. Blut quoll hervor, gerade genug, um damit die Schildrune zu zeichnen. Er hatte seine Urgroßmutter nie kennengelernt, denn sie war gestorben, bevor er geboren worden war. Und doch glaubte er, sie mit ihm sprechen zu hören: »Ich, Hrodomar, schwöre beim Blut meiner Ahnen, von heute an Vindurs Schildbruder zu sein. Mein Schild wird seinen Rücken decken, so wie er den meinen verteidigen wird. Meine Axt wird das Blut seiner Feinde schmecken, so wie er meine Gegner fällen wird. Mein Leben wird sein Leben sein, und sein Tod mein Tod.«

17
    Das Haus, in dem die Abgesandten der Nachkommen Ardas in Anvalon residierten, war so weitläufig und prachtvoll, dass es Athanor vorkam wie ein Wald, den man in einen Palast verwandelt hatte. Überall wandelte man unter dem silbrigen Laubdach der Bäume, die er bereits aus Ardarea kannte, und befand sich doch innerhalb der aus Holz und Stein geflochtenen Mauern. Ein junger Elf führte ihn in ein Bad, das aus einer warmen Quelle gespeist wurde, und starrte immer wieder fasziniert auf die Stoppeln in Athanors Gesicht.
    »Immer dasselbe«, brummte Athanor, während er sich mit frisch gewetztem Messer rasierte. Nachdem er sich die Patina aus Schweiß und Staub von der Haut geschrubbt hatte, brachte ihm der Elf eine Hose aus fast schon zu weichem Leder und ein in kunstvollem Muster gewebtes Hemd. Zu seiner Überraschung passte die Kleidung dieses Mal. Jemand musste sie eigens für ihn geschneidert haben.
    »Komm«, bat der Elf. »Peredin erwartet dich.«
    Athanor folgte ihm nach draußen. Das Haus ging nahezu unmerklich in den Garten über, wo Peredin zwischen einem halben Dutzend weiterer Elfen im Schatten blühender Bäume saß, obwohl die Jahreszeit für solche Blütenpracht längst vorüber war. Alle Blicke richteten sich neugierig auf Athanor, nur sein Gastgeber lächelte Elanya zu, die gerade aus einer anderen Tür in den Garten schritt. Sah er von dem Zwergennachthemd im Kerker ab, hatte Athanor sie einen Mond lang nur in ihrem Harnisch zu Gesicht bekommen. Mit offenem Haar und in diesem luftigen Kleid musste er zweimal hinsehen, um sie wiederzuerkennen – und um auf die Brüste zu starren, die sich unter dem dünnen Stoff abzeichneten.
    Peredin stand auf und ging ihr entgegen. »Elanya, wie schön, dich wohlbehalten wiederzusehen! Als deine Schwester uns erzählte, dass sie dich hinter Davaron hergeschickt hat, befürchteten wir das Schlimmste.«
    »Du weißt doch, dass ich mich wehren kann«, erwiderte sie und ließ sich von Peredin umarmen. »Aber ich hatte auch tapfere Begleiter.« Mit einer Geste lenkte sie den Blick des Ältesten auf Athanor. »Ohne ihn hätte Davaron und mich auf dem Rückweg doch noch der Tod ereilt.«
    Athanor konnte sich ein selbstzufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Elanya mochte ihn. Daran gab es keinen Zweifel.
    »Dann gebührt Euch wohl unser aller Dank, Athanor aus Letho«, sagte Peredin und wirkte aufrichtig erfreut. »Ich kann es kaum erwarten, von dieser gefährlichen Queste zu hören. Aber das Wichtigste zuerst«, wandte er sich wieder an Elanya. »Ist es euch gelungen, uns Astarionim zu bringen?«
    »Ihr meint nicht zufällig Edelsteinsalz?«, stichelte Athanor.
    »Bitte! Darüber reden wir später«, versprach Elanya, während ihm Peredin einen irritierten Blick zuwarf. »Seid unbesorgt, Ältester. Wir konnten einen Beutel Astarionim aus dem Gorgoron bergen. Davaron hat ihn mit zu Kavarath genommen, der ihn gewiss sicher verwahren

Weitere Kostenlose Bücher