Der letzte Krieger: Roman
Fauns ragten, und der noch wenig ausgeprägte Kinnbart deuteten darauf hin, dass er noch jung war, doch er schien etwas Besonderes zu sein, denn er besaß ein menschliches und ein Ziegenauge mit waagerechter Pupille.
»Meine Späher berichten, du seist ein Bote«, sagte Athanor, ohne ihre Zeit mit Höflichkeiten zu verschwenden. »Was führt dich nach Uthariel?«
Der Faun rang immer noch nach Atem. »Wir brauchen … Hilfe«, brachte er heraus. »Wir … bitten … das Volk der Elfen … um Beistand.«
So viel Bescheidenheit von einem Faun? Für gewöhnlich prahlten sie mit ihrer Fähigkeit, jeden Gegner durch List zu besiegen. Athanor nickte, um Zeit zu gewinnen. Es lag nicht in seiner Macht, über diese Bitte zu entscheiden. Erst einmal musste er mehr darüber wissen, damit es weniger auffiel, wenn er sich mit Mahalea zur Beratung zurückzog. »Hilfe wobei?«, erkundigte er sich. »Werdet ihr bedroht?«
Elidian tauchte mit einem Becher Wasser auf und reichte ihn dem Faun, der hastig einen tiefen Schluck nahm, bevor er wieder keuchend Luft holen musste.
»Viele von uns haben sich beim Heiligen Hain versammelt. Sie kommen aus allen Wäldern des inneren Theroia und berichten alle dasselbe.«
Athanor hatte noch nie von dieser heiligen Stätte gehört, doch das wunderte ihn nicht. Die Faune lebten in den Tiefen der Wälder und verstanden sich meisterhaft darauf, für Menschen unsichtbar zu bleiben, solange es ihnen gefiel. Nur selten begegnete ihnen ein Wanderer, der dieses Erlebnis dann, ohne es zu ahnen, mit einem Teil seiner Habe bezahlte.
»Die toten Krieger der Menschen erheben sich des Nachts«, fuhr der Faun fort. »Wer nicht flieht, den töten sie. Keine Waffe, keine List kann sie aufhalten.«
Noch mehr Untote. »Ich glaube dir. Ich habe selbst schon gegen sie gekämpft.«
In den Augen des Fauns leuchtete Hoffnung auf. »Weißt du, wie man sie besiegen kann?«
»Leider nicht. Aber sprich weiter! Welchen Beistand erhofft ihr euch? Die Elfen können nicht ganz Theroia für euch erobern.« Sollten sie das überhaupt? Waren Faune und Elfen von alters her verbündet und daher verpflichtet, sich beizustehen? Verdammt, er wusste aber auch gar nichts über sie.
Der Bote machte eine vage Geste. »Es … ist lange her, dass wir die Elfen um etwas gebeten haben. Waren wir ihnen nicht stets verlässliche Freunde?«
Verlässlich? Fast hätte Athanor aufgelacht, doch er war kein Elf. Womöglich bestahlen Faune keine Elfen, weil sie deren Magie fürchteten.
»Seit dem Krieg gegen Imeron waren uns die Faune stets gute Verbündete«, ließ sich Mahalea vernehmen.
Schon wieder dieser Imeron! Er musste Elanya dringend fragen, was es denn nun mit diesem Kerl auf sich hatte.
Der Faun wirkte erleichtert. »Genau! Deshalb wäre es nur gerecht, wenn ihr uns helfen würdet. Diese Untoten breiten sich immer weiter aus, und es werden immer mehr. Noch sind wir im Heiligen Hain sicher, aber wir fürchten, dass sie ihn in wenigen Tagen erreichen werden. Wir wollen nicht von dort weichen. Wir wollen unsere Heimat verteidigen. Aber allein wird es uns nicht gelingen.«
»Und? Was soll ich ihm sagen?«, fragte Athanor, sobald er die Tür des Empfangssaals hinter sich und Mahalea geschlossen hatte. Im schwindenden Tageslicht verblassten die Farben der bunten Fenster, und Schatten krochen aus den Winkeln des Raums.
»Die Wahrheit«, antwortete Mahalea harsch. »Es liegt nicht in meiner Macht, über einen solchen Einsatz zu entscheiden.«
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? »Seid Ihr nun die Kommandantin oder nicht?«
»Natürlich! Ganz sicher meinte ich nicht, dass du darüber entscheiden sollst. Wenn ich mehr als ein paar Späher nach Theroia schicken will, muss der Rat sein Einverständnis geben.«
»Aber das könnte Tage dauern. Dann kommen wir zu spät.«
»Ich weiß!«, fauchte Mahalea. »Mir gefällt es genauso wenig, aber ich muss mich daran halten. Die Vorschriften dienen dazu, dass kein Kommandant nach Gutdünken die Grenze entblößt, und dieser Gedanke ist nicht völlig verkehrt.«
»Mag sein, aber manchmal müssen Entscheidungen schnell getroffen werden – so wie jetzt«, beharrte Athanor. »Und der Kommandant vor Ort kennt die Lage am besten.«
»Ach ja? Was weiß ich denn? Weiß ich, wie schnell diese Untoten auch hier sein könnten? Kann ich es mit Sicherheit sagen? Weiß ich, ob dieser Bote nur ein Lügner ist, ein Köder, der uns in eine Falle locken soll?«
Er hatte nicht erwartet, dass Mahalea
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