Der letzte Krieger: Roman
Kämpfer in Nekyra wären. Wir müssen jetzt handeln!«
»Mein Vater hat recht«, rief Feareth. »Wenn wir das Übel an der Wurzel packen wollen, müssen wir sie zerstören, bevor der Feind unser Land erreicht.«
Wieder trieben die Abkömmlinge Piriths mit ihrer unfreiwilligen Hilfe die Erhabene vor sich her. Doch Mahalea sah keinen Weg, etwas daran zu ändern.
»Ich finde, wir sollten nicht überstürzt vorgehen«, rief eine ältere Frau aus Peredins Gefolge. »Wenn wir uns auf das Gebiet des Feinds begeben, könnten wir in eine Falle geraten. Unser Heer könnte eingekesselt werden.«
Kavarath verwarf den Einwand mit einem geringschätzigen Wink. »Wir haben Späher, um uns gegen solche Gefahren zu wappnen. Der Feind verfügt dagegen nicht über fliegende Kundschafter und wird unsere Annäherung viel später bemerken als umgekehrt.«
»Ich gebe zu bedenken, dass wir unsere Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen haben«, warnte Peredin. »Was ist zum Beispiel mit den Rüstungen für die Trolle, denen wir in der letzten Sitzung zugestimmt haben?« Da er Mahalea ansah, erhob sie sich, um zu antworten.
»Euer Einwand ist berechtigt«, gab sie zu. Auch wenn der Vorschlag von Athanor gekommen war, hatte sie ihn nach den Erfahrungen beim Heiligen Hain der Faune unterstützt. »Aber es gilt, abzuwägen. Wenn wir hierbleiben und den Feind an unserer Grenze erwarten, kann er uns seine Strategie aufzwingen, die wir noch nicht kennen. Angenommen, er greift nicht massiv an einer Stelle an, sondern auf einer breiten Front, vielleicht auch an vielen, weit voneinander entfernt liegenden Punkten gleichzeitig. Dann fehlt es uns an Truppen, um an jedem dieser Orte schlagkräftig genug zu sein. Gelingt es uns dagegen, den Feind zu stellen, bevor er sich möglicherweise aufteilt, geht unsere Taktik sehr viel wahrscheinlicher auf.«
»Wie sieht unsere Taktik denn aus?«, wollte jemand aus den Reihen der Zuschauer wissen.
»Das ist Sache der Kommandantin«, wehrte die Erhabene ab, und Mahalea war ihr ausnahmsweise dankbar. Ihr stand nicht der Sinn danach, ihre Pläne mit einer besorgten Meute ohne jede Kampferfahrung zu diskutieren.
»Sie wird das Heer rechtzeitig über ihre Befehle in Kenntnis setzen«, fuhr Ivanara fort. »Wenn es keine weiteren Argumente für oder gegen einen Vorstoß auf die Totenstadt Nekyra gibt, lasse ich jetzt darüber abstimmen.«
»Ich bin für den Vorstoß, aber ich halte die Nekropole für das falsche Ziel«, beharrte Feareth.
»Was die Kundschafter gesehen haben, könnte eine Finte sein, ein Köder, um uns auf die falsche Fährte zu locken«, fügte Kavarath hinzu.
»Aus meiner Sicht spricht mehr für Nekyra als dagegen«, sagte die Erhabene gereizt.
Mahalea schwankte innerlich. Sollte sie sich schon wieder auf Feareths Seite stellen, obwohl sie den Bericht der Späher nicht einfach ignorieren durfte? Nein. Irgendetwas ging da vor, und sie musste erst herausfinden, welches Spiel Kavarath und sein Sohn trieben. Sie würde dem Heerzug vorausfliegen, sooft es ging, und sich selbst ein Bild von der Lage machen.
»Wenn es keine weiteren Einwände gibt, …«
Mahalea spürte den Blick ihrer Tante auf sich und schüttelte den Kopf.
»… erkläre ich Nekyra zum Ziel des Vormarschs.«
War es nicht tatsächlich einleuchtend, dass die Untoten ihren Ursprung in einer Totenstadt hatten? Wer konnte wissen, welche Kräfte des Nichts dort am Werk waren, nachdem die Drachen das Gleichgewicht von Leben und Tod in den Menschenlanden zerstört hatten?
Gegen die Stimmen Kavaraths und Feareths beschloss der Hohe Rat, das Heer in die Nekropole zu schicken.
Wenn nicht gerade der Sturmwind drohte, ihn in den Abgrund zu wehen, blieb Athanor nach dem abendlichen Antreten der Harpyien auf Uthariels Mauer, um nachzudenken. Von hier oben sahen die tief unter ihm liegenden Wälder so fern aus, dass ihm auch die Elfen und Trolle weit weg vorkamen. Selbst die Untoten, ihr modriger Geruch, das Splittern ihrer Knochen unter seinen Füßen, der Furor der Schlacht, das alles verblasste vor der Weite der Aussicht und den Farben des Sonnenuntergangs.
Und dennoch drehten sich seine Gedanken immer wieder um dieselben Fragen. Sollte er die Elfen vor dem drohenden Aufstand der Trolle warnen? Konnten sie ihn verhindern, gar die Trolle wieder zum Gehorsam bewegen, anstatt sie zu töten? Was Orkzahn gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Die Trolle hatten nicht mehr viel zu verlieren. Ob sie nun als Schutzschild für die Elfen in
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