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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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Wir sind zuverlässig. Unseren Augen entgeht nichts.«
    Unfassbar. Auch ich habe diese Posse geglaubt. »Wem dient ihr wirklich?«
    »Ich würde mir niemals anmaßen, für meine Schwestern zu sprechen, aber ich diene einer Macht, die größer ist als du – oder die Elfen, auch wenn sie sich so unsagbar wichtig nehmen.«
    »Wirst du mir jemals mehr verraten?«
    »Welche Rolle spielt das? Vielleicht wird dein Leben nicht einmal lange genug währen, damit ich meinen Gefallen einlösen kann. Geh und versuche, diese Untoten zu besiegen. Wenn du überlebst, sehen wir uns vielleicht in ein paar Jahren wieder.« Damit stieß sie sich vom Boden ab. Ihre Flügel verursachten so viel Wind, dass Athanor blinzeln musste.
    »Wer sagt, dass ich dich wiedersehen will ?«, rief er ihr nach. Verfluchtes Federvieh! Neben ihr wirkte selbst Davaron noch bescheiden.
    Sturmfeders Flügelschlägen fehlte die gewohnte Kraft. Als er auf die Untoten herabgestoßen war, um Mahalea zu verteidigen, mussten sie ihn verwundet haben, ohne dass sie es bemerkt hatte. Einen Augenblick lang richtete Mahalea ihre Magie auf die Schwerkraft und brachte sich fast zum Schweben. Das Gefühl war seltsam und verwirrend wie stets. Sie musste sich am Gefieder des Greifs festhalten, um nicht von seinem Rücken geweht zu werden. Doch nur so konnte sie sich gefährlich weit vorbeugen, ohne abzustürzen, während sie an seinem Körper nach einer Verletzung Ausschau hielt.
    Jäher Schmerz schoss ihren Arm hinauf, als sie gegen Sturmfeders Schwinge stieß. Ein Keulenhieb hatte Elle oder Speiche, vielleicht sogar beide Knochen gebrochen. Hastig zog sie sich zurück und hob den Zauber auf. Sie hatte genug gesehen. An Sturmfeders linkem Hinterbein lief Blut herab. Wenn sie nicht landete und die Wunde verband, würde er bald selbst darüber entscheiden. Ein Greif war kein Pferd, das man bis in den Tod weitertreiben konnte.
    Mahalea sah sich um. Am Horizont verblassten bereits die Sterne im ersten Morgendämmern, und noch immer befand sie sich weit vom Heer entfernt. Wo konnte sie in diesem mit Untoten verseuchten Landstrich sicher rasten? Ein Fluss war nicht in Sicht, und das Dach des verlassenen Hofs, den sie vor wenigen Augenblicken überflogen hatte, war zu abschüssig. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf ihr Glück zu vertrauen. Die Wiedergänger konnten schließlich nicht überall sein.
    Sie ließ den Greif über einer Lichtung kreisen und spähte hinab. Außer einem von Büschen und Steinen gesäumten Bach entdeckte sie nichts. Auch Sturmfeder gab kein warnendes Grollen von sich. Mahalea beschloss, seinen scharfen Augen zu vertrauen, und bedeutete ihm zu landen. Ein leichter Wind rauschte in den Bäumen, ein letzter Ausläufer eines Sturms, dessen Blitze Mahalea weit im Osten gesehen hatte. Das leise Rinnen des Wassers im Bachbett war das einzige andere Geräusch.
    Der Greif legte sich ins Gras und begann, mit dem Schnabel sein Gefieder zu glätten. Seine Gelassenheit beruhigte Mahalea. Für eine Weile waren sie hier wohl sicher. Mit den Stoffstreifen, die für diesen Zweck zur Späherausrüstung gehörten, verband sie den tiefen Schnitt in Sturmfeders Bein. »Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich da rausgeholt hast«, sagte sie, obwohl sie nicht glaubte, dass die Chimäre jedes Wort verstand. »Aber wenn du das nächste Mal mit anderen Greifen spielen gehst, frag mich vorher!«
    Hätte ich mir ja gleich denken können, dass es um Beute oder einen anderen Greif gehen muss, wenn du verschwindest.
    Eine neue Schmerzwelle trieb ihr Schwärze vor die Augen, als sie die linke Hand benutzte. Auch das hatte sie nur diesen von allen Alfar und Astaren verfluchten Verrätern zu verdanken. Nur deretwegen war sie völlig umsonst nach Nekyra geflogen. Ungelenk präparierte sie ein paar Pfeile, um notdürftig ihren Arm damit zu schienen. Wenn man die Zähne brauchte, um Knoten zu schnüren, konnte man sie besonders gut zusammenbeißen, sobald der Schmerz kam. Zum Schluss knüpfte sie noch eine Schlinge, um den Arm zu schonen, bis sie beim Heer einen Heiler um Hilfe bitten konnte.
    Nach ein paar Schlucken aus dem Bach und einer Handvoll Trockenpflaumen scheuchte sie Sturmfeder wieder auf. Falls der Mörder ins Lager zurückkehrte, hatte er zwar einen uneinholbaren Vorsprung, aber sie wollte ihm keine Gelegenheit zu weiteren Anschlägen geben. Doch warum sollte er sich dort blicken lassen, wenn sie ihn nun enttarnen konnte? Wahrscheinlich war er geflohen. Sollte er nur.

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