Der letzte Krieger: Roman
der missbilligende Unterton strafte die Worte Lügen. »Seid Ihr zu neuen Erkenntnissen gelangt?«
Nein, aber zu einem wie neuen Arm. Mahalea verkniff sich die Bemerkung, denn vor Zuhörern würde die Patzigkeit sie nur als trotzige Nichte entlarven. »Wenn Ihr damit meint, ob ich mich Eurer Position nun anschließen will, muss ich Euch enttäuschen.«
»Da hört Ihr es«, trumpfte Kavarath auf. »Die Erfahrung der Kommandantin lässt nur den einen Schluss zu, den auch wir gezogen haben.«
Mahalea bemühte sich, ihren Widerwillen nicht zu zeigen. Warum fand sie sich neuerdings ungewollt ständig auf der Seite derer, die sie nun auch noch des Mordes und des Verrats verdächtigte?
»Es geht hier nicht um Kampferfahrung«, wandte Therianad ein, der unter den Abkömmlingen Ameas im Heerzug das höchste Ansehen besaß. Da nur wenige Angehörige seines Volkes dem Aufruf gefolgt waren, sprach er nur für eine Minderheit, aber in ihrer Lage konnten sie auf niemanden verzichten. Verglichen mit den Männern anderer Elfenvölker war er kleiner und kräftiger gebaut, aber sein silbernes Haar und die fast weißen Augen verliehen ihm eine geheimnisvolle Aura. Man munkelte, unter seinen Ahnen sei eine Nymphe gewesen, weshalb er die Wassermagie meisterhaft beherrschte. »Es geht um Prioritäten«, betonte er. » Ihr gebt dem Gelingen Eures Feldzugs den Vorrang vor der Sicherheit unserer Heimat. Für uns geht dagegen die Unversehrtheit unserer Familien vor. Wie können wir ihnen den Rücken zuwenden und sie der Rache der Trolle ausliefern?«
»Wir alle befürchten das Schlimmste«, stimmte Elanya ihm zu. »Meine Schwester hatte mir die Aufgabe übertragen, den Menschen davon abzuhalten, Schaden über uns zu bringen. Da ich darin versagt habe, bin ich die Letzte, die anderen Ratschläge erteilen darf. Trotzdem möchte ich daran erinnern, dass meine Schwester keinen Angriff der Trolle voraussah. Von den Wiedergängern wissen wir dagegen, dass sie alles Lebendige töten, dem sie begegnen. Geht von ihnen also nicht eindeutig die größere Gefahr aus?«
»Mit Verlaub«, erwiderte Therianad. »Eure Schwester hat auch Euer Versagen nicht gesehen.«
»Sprichst du für die Söhne und Töchter Ardas, Elanya?«, wollte die Erhabene wissen. »Oder nur für dich?«
» Ich spreche für die Abkömmlinge Ardas«, verkündete Merava, Peredins Frau. Peredin war mit dem Ältesten der Abkömmlinge Ameas in Anvalon geblieben, um die Pflichten des Hohen Rats wahrzunehmen. Doch seine Frau, deren Magie Bäume zu Bauwerken formte, führte nun die Freiwilligen ihres Volkes an. »Dass Elanyas Meinung von der meinen abweicht, spiegelt die Zerrissenheit unserer Leute wider. Ich habe mit vielen gesprochen. Etliche wollen umkehren, weil sie um ihre Freunde und Verwandten fürchten. Aber ebenso viele würden den Untoten nur ungern den Rücken zuwenden. Es ist weiser, sich zuerst des gefährlicheren Gegners zu entledigen, solange man noch im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Wir wissen nicht, was geschieht, wenn wir es zulassen, dass diese Kreaturen unsere Heimat erreichen.«
»Für mich steht immer noch die Gefahr eines Angriffs in den Rücken im Vordergrund«, ergriff Feareth das Wort. »Die Trolle mögen dumm sein, aber sie sind nicht so dumm, unser Heer anzugreifen, während unsere Dörfer ungeschützt vor ihnen liegen. Die Untoten dagegen breiten sich aus und folgen uns, wenn wir jetzt umdrehen. Wollt Ihr, dass wir am Ende zwischen zwei Feinden zerrieben werden?«
Da er sie angesehen hatte, antwortete ihm die Erhabene. »Werdet nicht unverschämt«, forderte sie kühl. »Ich will das ebenso wenig wie Ihr. Im Gegensatz zu Euch bezweifele ich jedoch, dass es dazu kommen muss. Anstatt sich des gefährlicheren Feinds zuerst zu entledigen, könnte es ebenso weise sein, den schwächeren Gegner zu beseitigen, um sich dann mit ganzem Einsatz dem stärkeren zu widmen. Oder anders gefragt: Warum wollt Ihr die Trolle in unserer Heimat wüten lassen, wenn wir sie auch aufhalten und uns danach den Untoten zuwenden könnten?«
»Das hatten wir im Rat doch schon alles besprochen«, ereiferte sich Kavarath. »Wir müssen jetzt zuschlagen, solange wir das Übel noch an seiner Wurzel ausmerzen können!«
»Damals glaubten wir unsere Heimat aber noch in Sicherheit«, hielt die Erhabene dagegen.
Mahalea entdeckte Müdigkeit in den Augen ihrer Tante. Die Situation war verfahren, das war unbestreitbar. Die Vorstellung marodierender Trolle schürte auch in ihr Wut auf den
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