Der letzte Krieger: Roman
die Erhabene an Mahalea, »wie würdet Ihr nun vorgehen?«
»Vor allem schnell. Nach meiner Schätzung sind wir etwa vier Tagesmärsche von Theroia entfernt, aber so viel Zeit haben wir nicht.«
»Der Trolle wegen?«, fragte Merava.
»Auch. Noch wichtiger ist jedoch, dass wir uns hier gerade noch außerhalb des Gebiets befinden, in dem sich die Untoten bereits ausgebreitet haben. Deshalb waren wir bislang sicher. Wenn wir uns nun mit der bisherigen Geschwindigkeit auf Theroia zubewegten, müssten wir drei Nächte auf ihrem Territorium verbringen. In der ersten würden uns vermutlich nur ein paar Patrouillen entdecken. Aber wir wissen nicht, ob und wie sie organisiert sind. Immerhin haben sie auch die Faune ausfindig gemacht und angegriffen. Vielleicht würde uns bereits in der zweiten Nacht ein Heer gegenüberstehen, lange bevor wir Theroia erreicht haben. Deshalb müssen wir sie überraschen. Wir dürfen den Pferden – und uns – nur noch die allernötigsten Pausen gönnen, um bei Kräften zu bleiben. Dann könnten wir bereits in der zweiten Nacht an den Ufern des Sarmandara stehen und Theroia im Morgenlicht stürmen.«
»Ah, Ihr wollt die Leichen vernichten, während sie vom Sonnenlicht in die Todesstarre zurückgezwungen werden«, ließ sich Davaron vernehmen.
»Zumindest hoffe ich, dass sie tagsüber tatsächlich wieder wehrlos werden, sodass wir nur ihren ersten Angriff überstehen müssen, um sie dann bei Tag ein für alle Mal vernichten zu können.«
»Ein ausgezeichneter Plan«, lobte Feareth. » Wenn wir alles so vorfinden, wie Ihr es annehmt.«
Die Erhabene stand auf. »Solltet Ihr einen besseren haben, dürft Ihr mich gern in ihn einweihen. Bis dahin ordne ich an, die Befehle der Kommandantin zu befolgen. Wir brechen im Morgengrauen auf.«
Obwohl nicht jeder mit dem Beschluss zufrieden war, spürte Mahalea bei allen Erleichterung. Ob sie noch etwas Schlaf finden würde? Um bei Tagesanbruch abmarschbereit zu sein, mussten sie die Zelte bald abbrechen. Erschöpft folgte sie den anderen nach draußen.
»Was geht da vor sich?«, fragte Merava alarmiert.
»Das ist bei unseren Leuten!«, rief Feareth seinem Vater zu und eilte davon.
Mahalea spähte über die Köpfe der anderen. Am fernen Ende des Lagers flackerte an einer Stelle Feuerschein in den Baumkronen. Zwischen den Zelten schlugen Flammen in die Höhe, und aufgeregte Rufe ertönten.
»Feuer!«, schrie jemand. »Holt Wasser!«
Mahalea drängelte sich an Davaron und Kavarath vorbei, um hinter Feareth herzurennen. War es nur eine Unachtsamkeit, oder wurden sie angegriffen? Aus allen Richtungen strömten Elfen herbei, um zu helfen. Nur wenige trugen Eimer, manche hielten nichts als ihren Wasserschlauch bereit.
Wassermagie wäre hilfreich. Mahalea sah sich nach Therianad um, der nur wenige Schritte hinter ihr war. Vor ihr kam der Brand in Sicht. Ein ganzes Zelt stand in Flammen, die bis ins Laub der Bäume leckten. Funken und glimmende Asche wirbelten umher.
»Was ist passiert?«, rief Feareth, als ihm ein Mann in Rüstung entgegeneilte.
Der Krieger sah zerknirscht und aufgebracht zugleich aus. »Ich weiß es nicht, Ältester. Plötzlich war das Feuer überall. Aber er ist noch drin.«
Jemand befand sich im Zelt? Gerade begann es einzustürzen. Mahalea kam ein Verdacht. »Wer?«, herrschte sie den Fremden an. »Wer war da drin?«
»Der Gefangene, Kommandantin. Der Mörder.«
27
Athanor schob sein Schwert in die Scheide zurück, ohne einen Hieb geführt zu haben. Über ihm verschwanden die Sterne hinter aufziehenden Wolken, doch der Mond spendete noch genug Licht, um Orkzahns breites Grinsen sehen zu können. Umgeben von siebzig Trollen mussten sie die kleinen Patrouillen der Untoten nicht fürchten. Riesige Hände zerrissen die Mumien, bevor ihnen ein einziger Treffer gelang. Dass die Wiedergänger kurz darauf erneut aufstanden, sich wie von Geisterhand zusammensetzten und nach ihren Waffen suchten, beeindruckte die Trolle nicht. Sie wachten geduldig am Rand des Lagers und zerlegten die Untoten eben aufs Neue.
»Deine Männer sind reichlich unbesorgt«, tadelte Athanor. »Hast du ihnen nicht gesagt, was sie erwartet?«
Orkzahn hob entschuldigend die Schultern, aber seine Miene zeigte kein Bedauern. »Ich zeige meine Narben und erzähle Geschichten. Aber für uns zählt nur, was wir selbst gesehen haben. Meine Männer sehen hier nur leichte Opfer.«
Wenn sie da mal nicht falschliegen. Doch vielleicht war es besser, die Trolle in ihrem
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