Der letzte Krieger: Roman
sich. Was hatte der Bastard vor?
»… wirst du mich nicht angreifen?«
»Ich habe keine Angst vor dir, Elf«, antwortete Orkzahn. »Deine Zauberei rettet dich nicht vor meinen Männern, wenn du mich tötest.«
»Das war nicht meine Frage«, beharrte Davaron.
»Warum soll ich dich angreifen, wenn ich dich nicht fürchte?«
Der Elf zuckte die Achseln. »Vielleicht aus Rache. Oder weil du Hunger hast.«
»Ein berechtigter Einwand«, befand Athanor, ohne Davaron aus den Augen zu lassen. »Damit hat der ganze Streit schließlich angefangen.«
»Über die Jahre sind genug Trolle für euch gestorben, Elf. Für jeden erlegten Elf einer. Da bin ich sicher.«
Davaron nickte ernst. »Es könnte stimmen. Vielleicht schuldet ihr uns nichts mehr. Aber woher sollen wir wissen, dass ihr nicht wieder über uns herfallt, sobald wir euch den Rücken zuwenden?«
»Viele meiner Männer wollen Rache«, gab Orkzahn zu. »Ich kann nicht für sie sprechen. Manche sind dumm. Vielleicht kehren sie in die Elfenlande zurück und machen Ärger. Aber meine Männer wollen auch nach Hause. Sie wollen einsam durch die Trollhügel streifen, wie es unsere Art ist. Ich werde nach Hause gehen, wenn dieser Kampf vorbei ist. Und viele andere werden es auch.«
Schweigend sah Davaron zum Gesicht des Trolls auf. Suchte er darin nach Falschheit, nach einem Hinweis auf Verrat? Schließlich nickte er erneut. »Ich glaube dir. Ich werde der Erhabenen berichten, was du gesagt hast.« Er richtete seinen Blick auf Athanor und grinste spöttisch. »Ein Verräter, der zu seinem Wort steht. Das ist doch mal etwas Neues. Vielleicht sind wir uns ähnlicher, als ich geglaubt habe. Erwartet uns unten am Fluss!«
»Diese Gänge sehen nicht nach reiner Zwergenarbeit aus«, befand Hauptmann Gunthigis und hob seine Laterne, um Wände und Decke besser auszuleuchten.
»Stimmt«, bestätigte Hrodomar. »Menschen haben nachträglich daran herumgepfuscht. Und diese Schleifspuren hat der Ghulwurm hinterlassen.«
»Ist mir egal, wer diese Stollen gegraben hat«, murrte der alte Horgast. »Sagt mir lieber, wo die Untoten hin verschwunden sind.«
»Glaubt ihr, sie haben sich vor uns zurückgezogen?«, fragte einer der Jüngeren.
»Red keinen Trollmist!«, blaffte Gunthigis und stapfte weiter. »Sie müssten nur mit zwanzig Mann anrücken, dann wären wir geliefert.«
Und das ist noch zuversichtlich geschätzt , dachte Hrodomar. Streng genommen hätten sie längst umkehren müssen, denn die Ölvorräte reichten nicht mehr für den Rückweg aus. Doch er hoffte, in den Grabstollen der Menschen nicht nur die Lösung des Rätsels um die Wiedergänger zu finden, sondern auch Öl, Fackeln oder Talglichter.
»Die liegen bestimmt wieder in ihren Sarkophagen, wo sie hingehören«, meinte Vindur.
»Das hast du schon mal gesagt«, erinnerte Horgast. »Ich glaub’s erst, wenn ich’s gesehen habe.«
Hrodomar hielt inne. War da nicht … »Seid mal still!«
Sofort blieben auch Gunthigis und Vindur stehen, weshalb der ganze Zug ins Stocken kam. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, bis keine Stiefel mehr scharrten, Rüstungen klapperten und Hulratkrallen klickten. Hrodomar lauschte. Zuerst glaubte er, er habe sich getäuscht, doch dann hörte er die leisen Geräusche wieder. Waren es Schritte? Das Knirschen der Untoten, wenn sie ihre morschen Glieder bewegten? Oder doch eher heisere Stimmen? Es klang fern, und der Hall tat sein Übriges, um die Geräusche zu verfälschen.
»Das sind sie«, wisperte Vindur. »Bestimmt.«
Gunthigis nickte nur grimmig.
»Was jetzt?«, wollte Vindur wissen. »Auf sie mit Gebrüll?«
»Ich bin doch nicht verrückt«, zischte Hrodomar. »Wir müssen erst wissen, wie viele es sind.«
»Langsam vorrücken!«, flüsterte Gunthigis. »Horgast, Befehl leise weitergeben! Wir schleichen uns an. Wenn jemand mit der Schulterklappe gegen die Wand scheppert, bekommt er meinen Hammer auf den Helm!«
Der Alte murmelte einen Fluch in seinen Bart, dann hörte Hrodomar, wie der Befehl von Mann zu Mann weitergeraunt wurde.
»Los!« Gunthigis bedeutete ihm, voranzugehen.
Hrodomar zog seine Axt und folgte dem eigenen Schatten, den die Laterne des Hauptmanns voranwabern ließ. Wie sollen wir sie überraschen, wenn wir sie mit unserem Licht vorwarnen? Doch ohne Laternen konnten die Untoten plötzlich in der Finsternis über sie herfallen. Offenbar brauchten diese Wesen kein Licht, denn sie trugen nie welches bei sich.
Vor ihm zeichneten sich dunkle Öffnungen
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