Der letzte Krieger: Roman
und Reiter zu erkennen.
»Sieht nicht aus, als wollten sie angreifen«, stellte Athanor fest. Elfen sprangen von den Pferden und widmeten sich ihrem Gepäck. Orkzahn brummte zustimmend in seinen Bart.
»Kommst du mit? Ich will unsere Strategie mit ihnen besprechen.«
»Glaubst du, sie heißen mich willkommen?«, fragte der Troll überrascht.
»Ich würde keinen Jubel erwarten, aber du bist der Anführer ihrer Verbündeten in diesem Kampf. Unser Vorgehen ist auch deine Entscheidung.«
Orkzahn gab einen undeutbaren Laut von sich. »Das ist neu für mich.«
»Soll ich dir lieber weiter Befehle erteilen? Hm, vergiss die Frage. Das tue ich sowieso. Gehen wir!«
»Ich sehe keine Befestigungen und kaum Wachen am Fluss«, sagte Davaron anstelle einer Begrüßung, als er Athanor und Orkzahn vor dem Heer der Elfen entgegentrat.
»Die brauchen wir auch nicht«, befand Athanor und sprang vom Pferd. »Ich wette, die wissen sehr genau, dass wir durch den Fluss kommen werden, aber sie können es nicht.«
»Wenn sie in der Abenddämmerung ausgerückt sind und die intakte Brücke flussaufwärts benutzen, könnten sie vor Morgengrauen hier sein«, wandte Davaron ein.
»Und dann? Springen wir ins Wasser, und sie stehen hier im Sonnenlicht. Ich weiß, dass sie nicht sehr schlau wirken, aber wir wissen nicht, was in ihnen vorgeht und wer sie lenkt. Ich glaube, dass sie nicht kommen werden.«
Um Davarons Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Manchmal weiß ich nicht, wer von uns beiden arroganter ist. Die Erhabene will dich sehen.«
»Sie wird auch Orkzahn einladen müssen«, erwiderte Athanor.
»Du kannst mitkommen«, gestattete Davaron dem Troll, »aber halt etwas Abstand von unseren Nasen!« Hellte die Aussicht auf eine weitere Schlacht seine Laune so sehr auf?
Andere Elfen hatten mehr Vorbehalte. Sie wichen Orkzahn hastig aus und bildeten eine breite Gasse. Pferde, die noch nie einen Troll gesehen hatten, drängten zur Seite, stießen gegen Karren und rempelten Elfen an. Auch unter den Würdenträgern, die sich um die Erhabene versammelt hatten, starrten einige entsetzt zu Orkzahn auf.
Athanor entdeckte Kavarath und dessen Sohn, in deren Blicken sich Abscheu und Misstrauen vermengten. Wie er erwartet hatte, war auch Mahalea anwesend. Den Rest kannte er nicht – außer Elanya. Er erwiderte ihren ernsten Blick mit einem herausfordernden Lächeln, woraufhin sie rasch die Hand vor den Mund hob. Doch ihre Augen verrieten, dass sie ein Lachen unterdrückte.
»Davaron hat uns deine Worte überbracht«, sagte die Erhabene. Sie trug keine Rüstung, sondern eine der gesteppten Seidenjacken, wie sie auch Mahalea bevorzugte. Elanya hatte behauptet, dass die vielen Lagen Stoff Pfeile besser abhielten als jeder Harnisch. »Dein Erscheinen hier macht deinen Verrat nicht ungeschehen, aber Elanya hat mir von deinen Beweggründen berichtet, und jetzt bist du hier, um mit uns zu kämpfen. Du hast die Trolle hergeführt, wie du es ihr versprochen hast. Das wird nicht ohne Auswirkungen auf mein Urteil bleiben.«
»Wollt Ihr ihm einfach so vergeben?«, empörte sich Kavarath.
»Wir sind nicht hier, um über ihn zu richten, sondern um gemeinsam einen Krieg zu gewinnen«, gab die Erhabene zurück. »Dieses Ziel werde ich nicht durch Anschuldigungen gefährden, über die wir auch später diskutieren können.«
»Er beleidigt Euch, indem er Euch dem Gestank eines Trolls aussetzt!« Feareth rümpfte angewidert die Nase.
»Das reicht jetzt«, sagte Athanor scharf. »Orkzahn ist hier, weil die Trolle weder meine noch eure Sklaven sind und selbst entschieden haben, heute Nacht an diesem Ort zu sein.«
Die Erhabene sah mit erwachender Neugier zu Orkzahn auf. »Ist das wahr?«
Der Troll brachte nur ein knurriges Ja heraus.
»Können wir jetzt aufhören, unsere Zeit zu verschwenden, und zur Sache kommen?«, forderte Athanor. »Wir sollten endlich angreifen.«
Die Erhabene schüttelte den Kopf und bedeutete Mahalea zu sprechen.
»Wir haben beschlossen, erst im Morgengrauen den Fluss zu überqueren und die Untoten zu zerstören, wenn sie wehrlos sind. So müssen nicht unnütz Leben aufs Spiel gesetzt werden.«
Hab ich’s doch geahnt. »Und wenn ihr euch irrt?«
Mahalea runzelte die Stirn. »Was meinst du damit? Ich habe die Leichen gestern Morgen selbst in den Trümmern liegen sehen.«
»Gestern Morgen schien die Sonne.« Athanor deutete zum bedeckten Nachthimmel. »Das kann heute anders aussehen. Außerdem wissen wir nicht, ob auch jene
Weitere Kostenlose Bücher