Der letzte Krieger: Roman
»Wahrscheinlich haben sie ihn längst gefressen«, entfuhr es Mahalea. Geschieht ihm recht. Was musste er auch den Bann zerstören, der die Bosheit der Ungeheuer im Zaum gehalten hatte. Trolle waren nun einmal keine Pferde, die sich freiwillig dem Willen des Klügeren fügten.
Die Erhabene bedachte sie mit einem tadelnden Blick. »Das ist möglich, beantwortet aber nicht die Frage, warum sie hier sind. Im Gegenteil, dadurch wird es noch unverständlicher. Wir müssen wissen, woran wir mit ihnen sind, sonst können wir Theroia heute Nacht nicht angreifen.«
»Soll ich zurückfliegen und sie im Auge behalten?«, bot die Späherin an.
»Das reicht nicht«, befand Ivanara. »Wir müssen möglichst rasch Klarheit gewinnen.«
»Ihr wollt einen Abgesandten zu ihnen schicken, um mit ihnen zu verhandeln?«, folgerte Mahalea. »Ich fürchte sie nicht. Ich bin dazu bereit.«
»Euer Angebot ehrt Euch, Kommandantin, aber Ihr wisst, wie die Trolle auf Euch zu sprechen sind«, rief ihr die Erhabene ins Gedächtnis. »Euch auszusenden könnte als Provokation aufgefasst werden.«
»Aber es muss jemand sein, den sie kennen und dessen Urteil wir vertrauen können«, gab Mahalea zu bedenken.
»Das ist wahr. Genau deshalb weiß ich auch schon, wem wir diesen Auftrag geben.«
Ein rennender Troll ist wirklich nicht zu überhören. Athanor wendete sein Pferd, um dem Ungetüm entgegenzusehen. Die Erde bebte, als stürmte eine Horde Büffel auf ihn zu.
»Was gibt’s?«, rief Orkzahn dem jungen Troll entgegen, dessen Bart noch nicht ganz so lang und struppig wie bei den anderen war.
»Da sind zwei Reiter hinter uns. Sehen aus wie Elfen.«
»Sie sind also bereits auf dem Weg hierher. Dann können sie nicht bis zur Nekropole gezogen sein«, stellte Athanor fest.
»Oder es sind Späher«, vermutete Orkzahn.
»Zu Pferd? Nein. In das Gebiet der Untoten würden sie nur Greifenreiter schicken.« Was bedeutet, dass sie uns längst entdeckt haben, während uns ihre Späher entgangen sind. »Ein paar Männer sollen ausschwärmen und nachsehen, ob wir eingekreist werden. Es könnte eine Falle sein.«
»Was wirst du tun?«
»Mit ihnen reden. Dann sehen wir weiter.« Athanor trieb sein Pferd die Kolonne der Trolle entlang und bedeutete ihnen, ruhig zu bleiben. »Wartet ab! Wir hören uns an, was sie zu sagen haben. Wenn einer von euch versucht, einen Elf zu fressen, mach ich Greifenfutter aus seinen Eiern!«
Die beiden Reiter warteten in vorsichtigem Abstand auf der von den Trollen zertrampelten Straße. Athanor verlangsamte sein Pferd, um mehr Würde an den Tag zu legen, und näherte sich ihnen schweigend. Ein Grauer und ein Fuchs. Unwillkürlich musste er grinsen. Wer hätte das gedacht.
Davaron lenkte sein Pferd vor Elanyas, als ob sie seines Schutzes bedürfte, und kam ein Stück auf ihn zu. Wie weit reichte die verfluchte Zauberei des Elfs? Zwei Pferdelängen mussten reichen. Athanor hielt an und musterte ihn vom grimmigen Gesicht unter dem Helm bis zu den Stiefeln. »Schönes neues Schwert. Ist das Sternenglas am Knauf?«
»Du hast gute Augen, Verräter«, entgegnete Davaron.
»Und dir fällt immer noch nichts Besseres ein, als mich zu beleidigen.«
»Wie würdest du deine Tat bezeichnen?«, fragte der Elf.
»Als das Vernünftigste, das mir seit Langem eingefallen ist.«
»Das spricht nicht für deinen Verstand.«
»Ich habe nicht erwartet, dass du genug Verstand besitzt, um es zu begreifen«, erwiderte Athanor. »Aber von Elanya bin ich enttäuscht.«
Sie sah ihn mit undeutbarem Blick an und sagte nichts.
Davaron lächelte herablassend. »Wir sollen dir also glauben, dass du das Herz der Trolle stehlen wolltest, um uns zu helfen.«
»Ich habe die Trolle befreit, um den Sieg der Untoten zu verhindern. Wie du das nennst, ist mir gleich.«
Der Elf lächelte noch breiter.
Das hat bei ihm noch nie etwas Gutes bedeutet.
»Du behauptest ernsthaft, du hast sie hergeführt, um an unserer Seite zu kämpfen.«
»Ja.«
»Die Trolle, die wir über Jahrhunderte unterdrückt und gedemütigt haben.«
»Ja.« Athanor hörte schwere Schritte hinter sich. Orkzahn wollte wohl hören, was gesprochen wurde. Er roch den Gestank des Trolls, bevor sich Orkzahn mit breiter Brust neben ihm aufbaute.
»Was sagst du dazu, Troll?«, fragte Davaron. »Warum bist du hier?«
»Ich will diese Toten zurück in ihre Löcher jagen, was sonst?«
»Wenn ich also jetzt näher komme …« Der Elf trieb sein Pferd ein paar Schritte vor.
Athanor spannte
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