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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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von euch den Mund aufmacht, erschlag ich euch alle!«, drohte Gunthigis und verscheuchte sie vom Eingang der Beinkammer, um wieder herauszukommen. Den Gang entlangdeutend schwenkte er die Laterne, dass ihre Schatten über die Wände zuckten. »Los, weiter! Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird. Aber leise, verdammt!«
    Hrodomar wartete nicht, bis sich die Wächter neu formiert hatten. Wachsam näherte er sich der nächsten Tür, auf der anderen Seite des Gangs, und Vindur blieb ihm dicht auf den Fersen. Kurz vor der Schwelle hielt er abrupt an. Aus der Öffnung drang leises Klappern. Instinktiv hob er Schild und Axt, doch die Geräusche kamen nicht näher. Neben ihm bedeutete Vindur hektisch den anderen, näher zu kommen. Mit der Laterne in der Linken und dem schweren Kriegshammer in der Rechten tauchte Gunthigis an Hrodomars Seite auf und stapfte geradewegs durch die Tür. Hatte er nicht begriffen, dass hier etwas anders war? Eine Warnung lag Hrodomar auf der Zunge, als er dem Hauptmann nacheilte, aber angesichts weiterer aufgehäufter Gebeine vergaß er sie. Der Raum schien sich nicht vom vorherigen zu unterscheiden. Bis zur Decke nichts als Knochen, mal ordentlich gestapelt, dann wieder durcheinander, als hätte man sie achtlos hingeworfen.
    Doch da war immer noch das Klappern. Gunthigis sah sich suchend um, Hrodomar folgte ihm lauschend.
    »Das kommt aus dem Haufen«, wisperte Vindur hinter ihm.
    Kein Zweifel. In den Tiefen der Beinkammer schlugen Knochen aneinander. Die Toten regten sich, auch hier.
    »Sehen wir zu, dass wir weiterkommen«, drängte Gunthigis. »Wenn das Menschenwerk ist, muss es irgendwo einen Ausgang geben.«
    Hrodomar glaubte, die Blicke der Totenschädel in seinem Rücken zu spüren, als er hinausging. War das die Art der Menschen, mit ihren Toten umzugehen? Sie auf einen Haufen zu werfen, wo man sie vergaß und nicht mehr wusste, welcher Knochen zu wem gehörte?
    »Wenn ich so enden würde, käme ich vor Wut auch aus dem Schoß der Berge zurück«, sagte Vindur, als hätte er erneut die Gedanken seines Freunds gelesen.
    Hrodomar nickte. »Aber ich würde mich nur an jenen rächen, die daran schuld sind.«
    Gemeinsam eilten sie von Tür zu Tür. Mit jedem Raum drangen mehr Geräusche aus der Dunkelheit. Es schabte und scharrte. Gebeine fielen klappernd zu Boden. Wie viele dieser Kammern gab es denn noch?
    Schon wollte Hrodomar mit einem flüchtigen Blick an der nächsten Tür vorbeilaufen, als ihn Vindur an der Schulter zurückhielt.
    »Da!« Vindur wandte sich zu Gunthigis um, während sich Hrodomar dem unscheinbaren Durchlass näherte. »Hier führt eine Treppe nach oben!«
    Die Stufen waren so ausgetreten, dass sie einst oft benutzt worden sein mussten. Vielleicht sogar von Zwergen, denn sie entsprachen den in Firondil üblichen Maßen, die sich seit den Tagen der Ahnen nicht verändert hatten. So haben wir es schon immer gehalten.
    Gunthigis hob seine Laterne, doch die Treppe war so hoch, dass ihr Ende nicht in Sicht war. »Na also. Ein Ausgang.«
    »Möglich«, gab Hrodomar zu. Doch die Luft, die von oben herabwehte, roch nicht frischer als jene hier unten im breiten Gang. Auch der alte Horgast sog hörbar Luft ein und brummte skeptisch.
    »Vielleicht führen die Stufen in eine Menschenbehausung«, warf Vindur ein. »Heißt es nicht, dass sie Vorratskammern unter ihren Bauten haben?«
    »Genau«, triumphierte Gunthigis. »Eigentlich wissen sie ja, dass Stollen viel besser sind als das Leben an der Oberfläche. Sie wollen es nur nicht zugeben.«
    »Trifft jetzt mal einer ’ne Entscheidung, bevor die tausend Toten ihre Einzelteile wiedergefunden haben?«, murrte Brun.
    Der Hauptmann warf ihm einen finsteren Blick zu. »Für zwei hulrat auf einmal ist die Treppe ohnehin zu eng. Schick eine voraus. Das verschafft uns Zeit, falls uns oben noch mehr Untote erwarten.«
    »So bekommt man’s gedankt.« Missmutig führte Brun die Tiere zu den Stufen, ließ den Strick einer hulrat los und ermunterte sie mit einem Klaps, vor ihm herzugehen. Das Tier schnupperte, dass die Tasthaare zitterten, dann kletterte es zügig nach oben. Es passte zwar keine Handbreit mehr zwischen hulrat und Wände, aber Hrodomar war sicher, dass es im Fall einer Gefahr einfach umdrehen und sie niederrennen würde. Die Biester waren so geschickt und beweglich, dass sie sich aus jeder Klemme wanden.
    »Ich geh als Nächster«, verkündete er, bevor Gunthigis Brun und das zweite Tier auch noch voranschicken konnte.

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