Der letzte Krieger: Roman
Doch seine Augen waren bereits auf den Magier gerichtet, starrten ihn finster an.
Athanor stieß das Skelett zur Seite, das vergeblich mit den Knochenfingern nach dem brennenden Schädel langte. Der Magier griff mit der mumifizierten Hand ins Nichts und riss sie so schnell wieder zurück, dass Athanors Augen kaum folgen konnten. Im gleichen Moment schrie Davaron auf. Seine Elfenklinge sauste durch die Luft, und der Magier fing sie auf, schien mit seinem lippenlosen Mund noch hämischer zu grinsen als zuvor.
Hass loderte in Davarons Miene auf. Mehr sah Athanor nicht, denn er stürmte auf den toten Magier zu. Der Wiedergänger sah ihm entgegen. Wieder eine knappe Geste. Athanor war, als zerre eine Trollfaust an seinem Schild. Mit einem Ruck wurde sein Arm zur Seite gerissen, bot dem Gegner eine breite Lücke. Doch der Magier war kein Kämpfer, beherrschte die Elfenklinge nicht. Er stieß damit zu, und Athanor fegte die Waffe mit einem eigenen Hieb zur Seite. Mit der Schulter prallte er gegen den Untoten, der nach hinten kippte. Auch Athanor fiel, rollte sich von dem Magier weg und geriet unter die Hufe seines Pferds. Erschreckt sprang es zur Seite, streifte nur seinen Helm. Dennoch dröhnte der Schlag in Athanors Ohr, raubte ihm für einen Moment die Orientierung.
Auf die Beine! Hoch! , gellte eine innere Stimme. Athanor gehorchte wie von selbst, noch während sein Blick sich klärte.
Wieder ein Ruck. Die unsichtbare Faust zerrte so heftig an Athanors Schwert, dass er es kaum halten konnte. Mit schmerzenden Fingern umklammerte er das Heft, wurde beinahe wieder von den Füßen gerissen, während sich der Magier gelassen erhob. Wütend versuchte Athanor, seine Waffe dem unsichtbaren Griff zu entwinden, doch der Zauberer hielt umso fester dagegen.
Du willst sie haben? »Dann nimm sie!« Athanor warf sich vor, rannte mit vorgestreckter Klinge auf den Magier zu. Es würde den Wiedergänger nicht töten, aber er musste den Dreckskerl durchbohren. Schon stach das Schwert durch die fleckige Robe. Athanors Schwung trieb es bis zum Heft in den knochigen Leib. Das ledrige Gesicht war so nah vor seinem, dass er Moder und Balsamieröl roch. Die Lider waren eingefallen, doch nicht völlig geschlossen. Athanor starrte durch die Schlitze in Schwärze. Doch plötzlich glomm Licht darin auf, weiß, dann bläulich.
Flammen! Er stieß den Magier so heftig von sich, dass sein Schwert herausglitt und der Untote auf den Rücken fiel. Blaues Feuer loderte aus dem offenen Mund. Die Elfenklinge löste sich aus den Klauenfingern und flog wie ein Pfeil auf Athanor zu. Blitzschnell hob Athanor den Schild. Mit einem Knall bohrte sich Stahl in Holz, drang hindurch. Die Spitze stach in Athanors Handgelenk, doch er nahm den Blick nicht von dem Magier, der sich brennend am Boden wand. Mochte der Dunkle wissen, was diesem Bastard noch einfiel. Rasch erfasste das Feuer die Robe und hüllte den ganzen Leichnam in Flammen.
»Der ist hin«, keuchte Davaron.
Athanor wandte sich ihm zu. Der Elf stützte sich mit der Hand auf dem Widerrist seines Pferds ab und atmete schwer.
»Würdest du dein Schwert wieder an dich nehmen?« Athanor hob ihm den Schild entgegen und unterdrückte zischend einen Schmerzlaut, als die Klinge dabei tiefer in sein Handgelenk stach. Während sich Davaron kraftlos aufrichtete, sah sich Athanor bereits nach neuen Feinden um. Zwischen Rauch, Flammen und Reitern war kaum noch etwas zu erkennen. Wieder schoss Schmerz durch seinen Arm, als Davaron einen Fuß gegen den Schild stemmte und die Klinge aus dem Holz hebelte.
Nein. Es lag nicht an der schlechten Sicht. Um sie herum waren weniger Untote. Kaum noch Gegner quollen zwischen den Trollen hervor. Hatten sie etwa die Oberhand gewonnen? Athanor eilte zu seinem Pferd und sprang auf. Konnte der Sieg bereits in greifbarer Nähe sein?
Er ließ den Blick über die hintere Reihe der Trolle schweifen, sah die Lücken und die Toten, die darin lagen. Noch vor wenigen Augenblicken hatten sich Wiedergänger dort hindurchgedrängt. Nun zogen sie sich zurück. Athanor kam ein Verdacht. Rasch sah er gen Osten. Der Horizont verfärbte sich bereits. Deshalb also! Im Galopp trieb er sein Pferd hinter der Linie entlang. »Vorrücken!«, brüllte er. »Setzt ihnen nach! Sie dürfen nicht in die Stadt zurück!«
Hrodomar blickte über die niedrige Mauer in die riesige Gruft hinab und beobachtete, wie die letzten Wiedergänger in der Dunkelheit verschwanden. Nicht einer hatte zu ihnen
Weitere Kostenlose Bücher