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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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hatte diese Untoten so satt, dass er sich Gunthigis Kriegshammer wünschte, um sie zu zermalmen. Wenn es sein musste, würde er Xanthos mit bloßen Fäusten zu Knochenstaub schlagen. Der Schmerz, der durch seinen Arm schoss, beflügelte nur seine Wut. In weitem Bogen führte er die Klinge. Sie fuhr mit solcher Wucht in Xanthos Hals, dass Athanor kaum Widerstand spürte. Mühelos glitt sie hindurch, kam auf der anderen Seite wieder heraus. Der Schnitt war deutlich zu sehen, und doch saß Xanthos’ Kopf noch immer auf den breiten Schultern.
    Fahr zum Dunklen, wo du hingehörst! Athanor schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Einen winzigen Augenblick lang fürchtete er, alles könnte vergebens sein, obwohl er der rechtmäßige König, der rechtmäßig Lebende und der wahre letzte Theroier war. Doch Xanthos’ Schädel gab nicht nur dem Hieb nach, er kippte hintenüber und landete mit einem dumpfen Laut im welken Gras.
    Athanor starrte den kopflosen Leib an. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis Xanthos’ Körper wankte und fiel. Das Geräusch seines Aufpralls ging im triumphierenden Gebrüll der Trolle unter. Athanor musterte die Untoten, aber sie rührten sich nicht, stürmten nicht vor, um ihren König zu rächen. Sollte der Albtraum wirklich vorbei sein?
    Sein Blick blieb am entstellten Gesicht seines Vaters hängen. »Ruhe!«, brüllte er und schnitt das Lärmen der Trolle mit einer herrischen Schwertgeste ab. Widerwillig verstummten sie. Athanor wartete, bis wieder Schweigen über den Heeren lag. Erst dann wandte er sich mit erhobener Stimme an die Toten. »Theroier! Selbst aus den Tiefen des Schattenreichs seid ihr dem Ruf eines Königs gefolgt. Nie hat es ein treueres Volk gegeben als euch! Doch auch Könige begehen Fehler. Xanthos hat sich getäuscht. Ich bin Theroia, und diese Lebenden sind meine Freunde und Verbündeten. Es gibt hier keinen Feind, den ihr bekämpfen müsst. In Demut vor eurer Treue befehle ich euch deshalb: Kehrt zurück in eure Gräber! Kehrt zurück ins Schattenreich!«
    Wieder kam es ihm vor, als stehe die Welt für einen langen Augenblick still. Dann nickte sein Vater ihm zu, und das Knirschen und Knistern zahlloser mumifizierter Körper, die sich in Bewegung setzten, vermischte sich zu einem Rauschen wie von einem fernen Sturm. Gebannt und auch ein wenig stolz sah Athanor zu, wie sie davonzogen. Nur sein Vater rührte sich nicht. Erst als Athanor ihn wieder ansah, wich die Spannung aus dem toten Leib, und er fiel neben Xanthos ins Gras. Verwundert blickte Athanor auf ihn hinab, doch dann begriff er. Sein Vater hatte unter den Trümmern des Palasts gelegen, wo er gestorben war. Es hatte keine Bestattung, keine Zeremonie in der Familiengruft für ihn gegeben. Das holen wir nach , versprach Athanor stumm. Wenn über Theroia wieder die Sonne aufgeht, holen wir das nach.
    Als Athanor am nächsten Morgen erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Letzte Rauchschwaden kräuselten sich über den Bäumen, die im Drachenfeuer verbrannt waren. Ein leichter Wind wirbelte Asche auf, doch durch das verbliebene Laub leuchtete wolkenloses Blau. Außer den Schwerverwundeten schien jeder vor Athanor aufgestanden zu sein. Elfen verteilten Proviant. Heiler widmeten sich wieder ihren Patienten. Handwerker setzten die wenigen halbwegs brauchbar gebliebenen Trosskarren instand. Die größte Unruhe ging jedoch von den Trollen aus. Selbst jene, die verletzt waren, hatten sich erhoben, auch wenn sie humpelten und sich auf ihre Speere stützen mussten. Sie sammelten sich am Rand des Lagers, wo das ausgebrannte Skelett des Drachen lag, und stritten um die prächtigsten Trophäen unter den Knochen. Aufbruch lag in der Luft, obwohl sie kaum Gepäck hatten, das sie hätten schultern können.
    Als Orkzahn ihn entdeckte, kam er grinsend auf Athanor zu und schwenkte einen mächtigen Knochen, der wohl zum Oberschenkel des Drachen gehört hatte. »Meine neue Keule. Na, was sagst du?«
    Nun musste auch Athanor grinsen. »Beeindruckend. Die Trollfrauen werden dich gar nicht schnell genug in ihre Höhlen zerren können.«
    Orkzahn lachte, dass Athanors Eingeweide bebten. »Und ob! Ich habe vor, der Troll mit den meisten Kindern von allen zu werden.«
    »Dann kehrt ihr jetzt in eure Heimat zurück?«
    Die Miene des Trolls wurde ernst. »Ja. Wir hatten hier ein Bündnis mit den Elfen, aber wir haben nicht vergessen, was davor war.«
    Athanor nickte. Wenn die Trolle blieben, würde am Ende ein überheblicher Blick

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