Der letzte Krieger: Roman
andere Erwiderung fiel ihm nicht ein. Krieg war Krieg, und Worte wurden seinem Grauen niemals gerecht.
»Wurde Mahalea zur neuen Feldherrin bestimmt?«, erkundigte sich Elanya.
»Ja. Es gab keine Gegenstimmen.«
»Was hat sie beschlossen?«
»Wir greifen wieder an.« Athanor merkte, wie endgültig es klang. Wie sollte er Hoffnung verbreiten, wenn es kaum noch Hoffnung gab? »Sobald die Sonne untergegangen ist, kehren wir nach Theroia zurück.«
»Warum?«
Er hatte befürchtet, dass sie es fragen würde. »Weil wir es wenigstens versuchen müssen.«
»Das haben wir doch schon!«, fuhr sie auf. »Unsere Heiler sind erschöpft, unsere besten Feuermagier gefallen, die meisten Zauberschwerter verloren! Und ihr wollt dasselbe Spiel einfach wiederholen?«
Sie hatte recht, und Athanor war zu müde, um zu streiten. »Es muss sein. Aber es wird eine kleine Änderung geben.« Er zögerte. Wenn sie ihn wirklich mochte, würde ihr dieser Teil des Plans noch weniger gefallen.
»Und die wäre?«
Warum hatte er überhaupt davon angefangen? Weil es die einzige kleine Hoffnung ist, die wir noch haben. »Elfen und Trolle werden kämpfen wie zuvor, um die Untoten abzulenken. Aber Davaron, Orkzahn und ich werden versuchen, uns einen Weg durch die Untoten zu bahnen. Wenn Xanthos der Schlüssel zu allem ist, muss er irgendwo sein. Vielleicht in der Gruft mei… des Königshauses. Vielleicht im Palast selbst. Wir wollen ihn finden und vernichten.«
»Hat Davaron noch so viel Kraft?«
»Er sagt, für einen letzten Zauber wird es noch reichen.«
Sie sah ihn an, als wolle sie sich vergewissern, ob er selbst daran glaubte. Schließlich nickte sie. »Gut. Dann werde ich euch begleiten.«
Was? »Elanya, das ist gut gemeint, aber mir wäre wirklich lieber, du würdest hierbleiben, wo …«
»Komm mir nicht so! Ich bin keine eurer Menschenfrauen, denen ihr nie eine Waffe in die Hand gegeben habt.«
»Ich will ja nicht sagen, dass du nicht kämpfen kannst, aber wie soll ich denn … Ich würde mich ständig nach dir umsehen, ob du noch lebst.«
»Ach ja? Was glaubst du, was ich den ganzen Tag getan habe? Bei jedem Verwundeten, den sie mir brachten, wusste ich nicht, ob ich mir wünschen sollte, dass du es bist, denn dann wäre ich wenigstens sicher gewesen, dass du nicht tot auf dem Schlachtfeld liegst.«
Trotz allem schlich sich ein Grinsen in Athanors Gesicht. »Du hast dir wirklich Sorgen um mich gemacht?«
Elanya sah allerdings kein bisschen amüsiert aus. »Das habe ich, und ich weiß nicht mal, warum. Du schuldest mir noch genug für den Schrecken, den du mir in Kithera eingejagt hast.«
»Und deshalb soll ich dich jetzt mitnehmen?«
»Du sollst mich nicht mitnehmen . Ich bin kein Schild, den du dir über den Arm streifen kannst. Und jetzt verschwinde zu deinem stinkenden Troll! Ich komme nach, wann es mir passt.«
Nach dem Regen war der Sarmander tiefer, die Strömung stärker, doch Athanors Pferd stemmte sich gegen die schwarzen Fluten und hielt stand. Athanor ließ den Blick über die Reihen der Trolle schweifen, die sich schweigend mit ihm den Weg durch das Wasser bahnten. Es schien ein halbes Leben her zu sein, dabei war noch kein Tag vergangen, seit sie mit Gebrüll durch denselben Fluss gestürmt waren, um sich in den Kampf zu werfen. Damals waren sie so zahlreich gewesen, dass sich die Flanken des Heers in der Dunkelheit verloren hatten. Nun konnte Athanor bis zu den Enden der Reihen sehen. Anstelle des Rauschens, mit dem sie durch den Sarmander gepflügt waren, hörte er nur leises Plätschern unter den Hufen der Elfenrösser, die ihnen folgten. Sie waren nur noch Schatten in der Nacht. Und doch waren sie entschlossen, lieber zu kämpfen, als vor einem Gegner zu fliehen, vor dem es kein Entrinnen gab.
Athanor richtete den Blick nach vorn, wo das gegenüberliegende Ufer in Sicht kam. Der aufgehende Mond schimmerte durch die Wolken und tauchte die Ebene zwischen Stadtmauer und Fluss in Zwielicht. Einen Moment lang traute Athanor seinen Augen nicht, dann war er nah genug, um die Wahrheit zu erkennen. In geordneten Reihen stand es vor ihm und wartete: das Heer der Untoten, reglos und stumm.
Sein Pferd stapfte weiter, das Ufer empor. Zu seinen Seiten schritten die Trolle wie Ungetüme alter Legenden aus dem Wasser. Ihre Mienen waren grimmig, aus einigen Kehlen drang Knurren. Gemeinsam rückten sie vor, doch Athanor war, als spürten sie dieselbe Leere wie er. Im Angesicht des Todes waren Worte und Gefühle
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