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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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sie sich Ardarea von Westen genähert, und nun verließen sie die seltsame Waldstadt nach Norden. Wieder gab es kaum mehr als die Spur eines Pfads. Wahrscheinlich hielt sich der Elf einfach so direkt nördlich, wie es das Gelände erlaubte.
    Seit dem Feldzug gegen jeden, der sich Theroias Macht nicht freiwillig unterwarf, hatte Athanor die Karten aller Gebiete des Alten Reichs im Kopf. Sie waren selten genau, eher grobe Schätzungen, und manches Detail entsprang der Fantasie des Kartografen. Aber sie genügten ihm, um zu wissen, dass ihn Davaron nicht in die Irre führte. Nach Westen mochte die einstige Grenze Theroias näher sein, doch der schnellste Weg zu den Zwergen führte nach Norden, quer durch das verlassene Land, nahe der Trollmarken. Athanor wusste, was sie dort erwartete. Sie würden auf etliche niedergebrannte Dörfer stoßen. Ihm war es recht. Manchmal fand er noch nützliche Dinge in den Ruinen.
    Ob sein Muli noch mehr tragen konnte, stand auf einem anderen Blatt. Er hatte es – zusätzlich zu seinen Taschen – so schwer mit Stoffballen beladen, wie ihm vertretbar schien, und doch war es nur die Hälfte der in gewachste Tücher eingeschlagenen Ware. Für den Rest hatte der Elf seinem Grauschimmel einen Packsattel aufgelegt, der ebenfalls kaum noch Platz bot. Das unförmige Gepäck sah an dem Hengst so unpassend aus wie Lumpen an einem König, aber vor allem befürchtete Athanor, dass die Zwerge das prächtige Tier auf den ersten Blick als Elfenross erkennen würden.
    »Und du bist sicher, dass du unterwegs ein unauffälligeres Packtier finden wirst?«, hakte er nach, obwohl Davaron seine Einwände schon einmal weggewischt hatte.
    »Ja!«, schnappte der Elf. »Wir haben nun einmal keine so hässlichen Tiere wie dein Muli. Aber die verwaisten Felder Theroias sind sicher voll davon.«
    »Sicher«, brummte Athanor. Er hatte wenig Lust, Davaron zu erzählen, wie lange er gebraucht hatte, um das gerissene Biest zu fangen. Gewiss würde der Elf wieder mit Magie nachhelfen. Soll er mit Magie doch auch den Brokat zu den Zwergen fliegen. Dann muss ich seinen verfluchten Hochmut nicht so lange ertragen. Ob Elanya die Sache wirklich wert war? Sie hatte sich bei ihrem Aufbruch nicht blicken lassen. Sah sie trotz ihres freundlichen Benehmens genauso auf ihn herab wie Davaron? Ach was. Von ihm hat sie sich ja auch nicht verabschiedet.
    Von Zeit zu Zeit glaubte Athanor, im lichten Wald wieder Anzeichen für elfische Gärten zu erkennen. Einen von verwitterten Säulen umstandenen Teich und Rosen, die um eine abgestorbene Eiche rankten. Leuchtend rote Kirschen und weiße Blüten am selben Baum. Doch der Abend nahte, ohne dass er eines ihrer Häuser zu Gesicht bekam. Hatte er sich getäuscht? Oder waren die Gärten nur verlassene Überbleibsel früherer Dörfer? Sein Blick fiel auf Davaron, der schweigend voranstapfte.
    »Kann es sein, dass du Ansiedlungen umgehst?«
    Der Elf drehte sich nicht um, doch Athanor konnte die spöttische Miene an Davarons Stimme hören. »Ich hätte nicht geglaubt, dass dir das auffällt.«
    »Was soll das? Hast du Angst, ich könnte Kinder erschrecken?«
    »Nein. Obwohl es sicher zutrifft.« Davaron warf einen abschätzigen Blick über die Schulter. »Ich traue dir nicht, Mensch. Du hast uns eine rührselige Geschichte erzählt, aber vielleicht bist du doch nur ein Spion, der unser Land ausspähen soll. Je weniger du siehst, desto besser.«
    Rührselig? Athanor knirschte mit den Zähnen. Sein erfundener Krieger aus Letho mochte einen Kampf, die Heimat und die Familie verloren haben, aber machte ihn das zu einem Schwächling, auf den man herabsehen durfte? Zu einem Bittsteller, der auf Mitleid angewiesen war? Immerhin war er den Drachen und ihren dreimal verfluchten Chimären entkommen. Hatte Leben ausgelöscht, anstatt getötet zu werden. Doch in einem musste er Davaron recht geben. Er hatte alles andere verloren – alles, was für einen Mann von Bedeutung war. Bis auf seinen Stolz. Es fachte seine Wut nur noch stärker an. »Wenn du mein Schicksal noch einmal rührselig nennst, sorge ich dafür, dass die Rokkur deine Knochen zu Brei zermahlen!«
    »Nichts anderes erwarte ich von dir«, erwiderte der Elf kühl.
    »Arroganter Bastard«, knurrte Athanor.
    Falls Davaron ihn verstanden hatte, ließ er sich nichts anmerken. Der Elf marschierte den nächsten Hang hinauf, der bereits im Schatten lag. Die untergehende Sonne sandte ein paar letzte Strahlen durch die Zweige, und der leichte Wind,

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