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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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der den ganzen Tag in den Bäumen gerauscht hatte, legte sich. Athanor mochte die Dämmerung. Wenn die Sonne versank, wurde es für eine Weile still und friedlich, bevor der Wind zurückkehrte und die nächtlichen Jäger durchs Unterholz streiften. Selbst auf den Schlachtfeldern und in verbrannten Städten, aus denen noch Rauch aufstieg, hatte er diesen Moment gespürt. Als ob die Welt innehielte, um dem scheidenden Licht ihre Referenz zu erweisen.
    Die Priester Aurades’ hätten darauf bestanden, dass die Welt dem göttlichen Herrscher huldigte, der sich für die Nacht zur Ruhe begab. Doch Aurades hatte seine Priester nicht beschützt. Sie waren mitsamt ihrem Tempel in Flammen aufgegangen – wie alle anderen auch. Besser, man verschwendet nicht zu viele Gedanken an Götter. Obwohl manches dafür sprach, dass der Dunkle, Hadon, der Herrscher des Totenreichs, ihn ganz besonders liebte. Wie ein Jäger seinen besten Hund.
    »Hier bleiben wir über Nacht«, verkündete Davaron, als sich die ersten Sterne zeigten. »Die Tiere brauchen Ruhe und Futter.«
    Athanor fragte sich, ob er auch unter »Tiere« fiel, denn der Elf beteiligte sich nicht am Abendessen. Soll er nur fasten. So blieb mehr von den mit Senfkörnern gewürzten Bratenscheiben, die ihnen der Junge eingepackt hatte. Und wenn ihn Davaron schon für einen Barbaren hielt, konnte er die Kerne der fast schwarzen Kirschen auch ins Gestrüpp spucken.
    Der Lagerplatz war gut gewählt. Für die Tiere bot der Hang eine Lichtung mit ausreichend Gras, und an seinem Fuß murmelte ein schmales Rinnsal am Waldrand. Athanor und der Elf saßen oberhalb der Wiese unter den ersten Bäumen der bewaldeten Kuppe. Hier war der Boden trockener, und zumindest der Hang ließ sich selbst im Mondlicht gut überblicken.
    »Wer übernimmt die erste Wache?«, fragte Athanor.
    »Ich habe letzte Nacht geruht. Ich brauche keinen Schlaf.« Davaron stand auf. »Solange du in unseren Wäldern bist, könnte ich ohnehin kein Auge zutun.«
    »Aber ich soll dir vertrauen!«
    »Dir wird nichts anderes übrig bleiben, denn du musst ja schlafen, wenn es morgen zügig weitergehen soll.« Mit einem falschen Lächeln drehte sich der Elf um und ging in den Wald.
    Hoffentlich fällt ihn beim Pissen ein Berglöwe an! Was wusste der dämliche Elf schon von ihm? Auf seiner Flucht hatte er gelernt, Tag und Nacht zu laufen und selbst im Schlaf auf der Hut zu sein. Aber er würde sich nicht so weit erniedrigen, Davaron davon zu erzählen, als müsse er ihm irgendetwas beweisen. Wer allein durch die Wildnis zog, benötigte vor allem Glück und einen Riecher dafür, wann ein Platz sicher war – und wann nicht. Die einzige Gefahr, die er hier spürte, war der Elf. Doch der brauchte ihn. Fragte sich nur, wie sehr. Es würde eine unruhige Nacht werden, aber Athanor wickelte sich in seinen Umhang und schlief mit der Hand am Schwertgriff.
    Mahalea beugte sich vor und fasste den dunklen Fleck am Waldrand genauer ins Auge. Auf den scharfen Blick des Greifs und sein warnendes Grollen war meistens Verlass, aber sie musste sichergehen.
    »Ist da unten etwas?«, rief Elidian, der neben ihr flog.
    Was auch immer dort stand, riss den Kopf hoch, starrte kurz zu ihnen empor und sprang in den Wald zurück. Mahalea glaubte, trotz der Schatten helles Gehörn und zotteliges Fell zu erkennen, doch Glaube genügte ihr für gewöhnlich nicht. »Was fällt dir ein, so herumzuschreien?«, fuhr sie ihren jungen Begleiter an. »Verstehst du das unter einem Späher?«
    Elidians Wangen färbten sich fast so rot wie sein Haar. »Es tut mir leid! Wir sind so hoch, da dachte ich …«
    »Die Höhe täuscht. Wenn du etwas siehst, überhol mich und deute darauf«, wies sie ihn an. »Ich halte es genauso. Plaudern können wir, wenn wir wieder am Boden sind.«
    Er nickte mit betretener Miene und schaffte es tatsächlich, nicht zu antworten. Mahalea wandte sich mit einem grimmigen Lächeln ab. Mit der Zeit würde ein guter Kundschafter aus ihm werden.
    Erneut richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach unten. Die Hügel waren hier steiler, der Wald dichter. In diesem Gelände Feinde zu entdecken, erforderte gute Augen und vor allem Erfahrung. Es galt, Zeichen zu deuten, die ein Anfänger übersah. Seit die Menschen fort waren, stand eine Rauchsäule nicht mehr für einen Hof oder eine Köhlerhütte, sondern für lagernde Orks. Früher hatte es sie in dieser Gegend nicht gegeben. Die Reiche der Menschen hatten, ohne es zu ahnen, einen Schutzwall für die

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