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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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Chimäre beim Landen gefährlich nahe. Sie öffnete drohend den Schnabel und spreizte die Nackenfedern.
    »Pass auf!«, warnte Mahalea. Zwischen zwei kämpfende Greife zu geraten, konnte einen Elf das Leben kosten, und Elidians war hier auf Uthariel in ein fremdes Revier eingedrungen.
    Hastig sprang der junge Mann vom Rücken seiner Chimäre, doch der Reiter der anderen hielt seine Bestie mit scharfen Worten zurück. Er saß im kühlen Schatten der Mauern und nickte Mahalea grüßend zu. Widerwillig grollte sein Greif, blieb jedoch liegen und peitschte den felsigen Boden noch fester.
    »Nettes Plätzchen für einen Mittagsschlaf, Valarin«, rief Mahalea dem weißblonden Elf zu, der sich seinen zusammengerollten Umhang als Kissen in den Nacken geschoben hatte. »Würdest du ein Auge auf den Frischling hier haben, während ich Retheon Bericht erstatte?«
    Der Sohn Heras lachte leise. »Aber sicher. Komm her, Junge, und leiste mir Gesellschaft! Im Gegensatz zu meinem Greif hier beiße ich auch nicht.«
    Mahalea überließ Elidian ihrem alten Freund und wandte sich dem Haus des Kommandanten zu. Ein Baumeister der Nachfahren Ardas hatte armdünne Säulen aus dem Fels wachsen lassen, die sich in Bögen und Ranken um Fenster und Türen schlängelten. Frost und Hagel, Sonne und Sturm hatten dem Zierrat über die Jahrtausende Sprünge und brüchige Kanten beschert – allen eingewobenen Zaubern zum Trotz, die den Verfall nur verlangsamen, aber nicht verhindern konnten. Dagegen sahen die Fenster wie neu aus, da man sie vor einigen Jahren ausgetauscht hatte. Mosaiken gleich waren sie aus teils bunten, teils durchsichtigen Glasstücken gefügt. Schließlich war Retheon ein Sohn Piriths, und sein Volk unterstützte ihn auf seinem einsamen Posten mit jenen Werken, für die es besondere Begabung besaß.
    Er ist schon so lange Befehlshaber, dass niemand mehr am Leben ist, der seinen Vorgänger kannte , dachte Mahalea, als sie die Tür zur Kommandantur öffnete und den dunklen Gang dahinter betrat. Alle Welt schien davon auszugehen, dass Retheon ewig leben würde. Der Rat hatte stets wichtigere Angelegenheiten zu besprechen als die Nachfolge des Kommandanten. Oder sie hatten ihn in Anvalon schon zu lange nicht gesehen, um sich an sein Alter zu erinnern.
    Das Öffnen der Tür versetzte ein Windspiel aus silbernen Röhrchen ins Schaukeln. Der zarte Klang stand in seltsamem Gegensatz zu den dicken Festungsmauern, doch er genügte, um einen rothaarigen jungen Elf aus seinem Zimmer neben dem Eingang herbeizurufen. Er war ein Neffe Retheons, der seinem Onkel bei allem zur Hand ging, was ihn von wichtigeren Aufgaben abhalten konnte.
    »Oh, Ihr seid zurück«, sagte er so überrascht, als hätte er nicht damit gerechnet.
    »Das ist wohl kaum ein angemessener Gruß.« Der Bursche bildete sich hoffentlich nichts darauf ein, mit dem Kommandanten verwandt zu sein. »Geh und melde Retheon, dass ich ihn sprechen muss!«
    Die harschen Worte zeigten Wirkung, denn der Junge sah betreten aus und eilte ohne Erwiderung davon. Mahalea folgte ihm langsam bis vor die Tür des Empfangssaals. Schon schwang sie wieder auf, und Retheons Neffe bedeutete ihr mit einladender Geste, einzutreten.
    »Danke, Junge, du kannst jetzt gehen. Und nimm das Geschirr mit!«, befahl der Kommandant.
    Mahalea musterte Retheon im farbigen Licht, das durch die Glasfenster hereinfiel. Das Rot und Gelb der Flamme Piriths konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sein Haar schon vor Jahren weiß geworden war. Es kam Mahalea vor, als habe es sich seit ihrem letzten Besuch weiter auf sein Haupt zurückgezogen, aber das war sicher eine Täuschung. Innerhalb weniger Tage vermochte ein Mann nicht sichtbar zu altern. Und doch … Sein vor einigen Jahren noch glattes Gesicht schien ihr schon wieder zerfurchter geworden. Sorgenfalten gruben sich in seine Stirn, als er sie ansah.
    »Willkommen, Mahalea.« Seine Stimme klang volltönend und tief wie eh und je. Er saß an einem niedrigen Tisch aus rötlichem Holz, dessen mit Lack versiegelte Platte Einlegearbeiten aus Horn und Obsidian schmückten. Sein Neffe raffte Teller, Besteck und eine Schüssel zusammen, die er mit zurückgewonnener Würde hinaustrug. Nur ein gläserner Kelch und ein Krug aus Silber blieben zurück. Mahalea verstand, warum Retheon seine Mahlzeiten in diesem Raum einnahm, anstatt sich in die privaten Gemächer zurückzuziehen. Alle anderen Räume in Uthariel waren düster und bedrückend. Sie glichen eher Höhlen in

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