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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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Beschimpfungen.
    »Hexenwerk!«, rief einer.
    »Wer hätte je von ehrlicher Zauberei gehört?«, tönte die Zwergin, die Athanor am nächsten saß.
    »Ruhe!«, donnerte Rathgar. Widerstrebend fügten sich seine Untertanen. »Die Hüterin der Gerechtigkeit soll mit der Anklage fortfahren.«
    Erneut ergriff die Priesterin das Wort. »Auch wenn sie nicht zugegen war, als ihr Begleiter beim Diebstahl ertappt wurde, wusste sie von seinem Plan. Aus welchem Grund sollte sie hier sein, außer um ihm bei seinem Vorhaben zu helfen?«
    Die Zuschauer nickten und murmelten ihre Zustimmung, als wollten sie den König nicht noch einmal erzürnen.
    Rathgar brummte undeutbar. »Wer von einem Verbrechen weiß und es nicht verhindert, macht sich mit daran schuldig«, bestätigte er. »Aber auch die Elfentochter soll zu ihrer Verteidigung sprechen dürfen. So haben wir es schon immer gehalten.«
    Athanor verzog das Gesicht. Wenn er diesen Satz noch ein paar Mal hörte, würde er ihn mitsprechen wie ein Gebet im Aurades-Tempel. Er übersetzte Elanya die Worte, und sie schwieg einen Moment, um nachzudenken.
    »Das, was man mir vorwirft, trifft zu«, bekannte sie schließlich. »Zwar wurde allein Davaron diese Aufgabe übertragen, aber ich bin ihm gefolgt, weil ich in Sorge war, dass sie ihm misslingen könnte.«
    Einige Zwerge setzten Mienen auf, die sagten: »Wusste ich doch gleich, dass sie nicht besser ist als der Kerl.« Wieder spürte Athanor den Stein in seinem Bauch.
    »Viel wichtiger ist jedoch, warum wir diese Kristalle so dringend brauchen. Vielleicht wäre es der richtige Weg gewesen, Euch um Eure Hilfe zu bitten, König Rathgar, denn mein Volk befindet sich in großer Not. Doch wir fürchteten, abgewiesen zu werden und danach keine Gelegenheit mehr zu haben, das Sternenglas auf anderem Wege zu erlangen. Nun stehe ich als Angeklagte vor Euch und kann noch weniger auf Gehör hoffen. Dennoch bitte ich Euch, im Namen meines Volkes sprechen zu dürfen.«
    Sämtliche Blicke richteten sich auf Rathgar. Finster starrte der König auf Elanya hinab, die ihn hoffnungsvoll ansah.
    Wie auch immer sie das schafft. Ihre Ansprache hatte Athanor bereits an den Rand seiner Fähigkeiten als Übersetzer gebracht. Was ihr so elegant über die Lippen gekommen war, hatte er viel einfacher formulieren müssen. Dadurch womöglich zu beeinflussen, ob der König ihre Bitte erhörte oder nicht, bereitete ihm mehr Unbehagen als der Anblick von Davarons abgeschlagener Hand, die im Korb der Gehilfen des Henkers verschwunden war.
    »Sprich, Elfe!«, knurrte Rathgar. »Aber ich rate dir, bei der Wahrheit zu bleiben, sonst verlierst du nicht die Hand, sondern die Zunge.«
    Athanor übersetzte die Drohung, ohne sie abzumildern. Nicht weil er Elanya erschrecken wollte, sondern damit sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Doch in ihren Augen lag keine Furcht mehr, nur Reue und Bescheidenheit.
    »Sag ihnen noch einmal, dass ich bedaure, nicht von Anfang an auf ihren Großmut und ihre Hilfsbereitschaft vertraut zu haben«, bat sie.
    Ob es wirklich der bessere Weg gewesen wäre? Athanor glaubte nicht daran. Die Sturheit der Zwerge war sprichwörtlich und ihre Abneigung gegen die Elfen offenbar fast so groß wie ihr Hass auf die Drachen. Und wie sollte er verflucht noch mal Großmut übersetzen? Ihm fiel nur großzügig ein. Das musste genügen.
    »Ich habe eine Schwester, Aphaiya. Durch einen schrecklichen Unfall verlor sie ihr Augenlicht«, begann Elanya und berichtete von der Seherin, der beängstigenden Prophezeiung und dem einzigen Ausweg, den die Weissagung aufgezeigt hatte. Sie wiederholte alles, was sie Athanor im Kerker erzählt hatte, und er gab es auf Zwergisch wieder, so gut er es vermochte.
    An einigen Stellen gab es Unmut unter den Versammelten. Dass ihre Ahnen die Heilquelle vergiftet haben sollten, gefiel ihnen nicht. Athanor musste laut werden, um Fragen und Zwischenrufe zu übertönen. Doch jedes Mal griff die Priesterin des Großen Baumeisters ein und schlug mit dem meißelförmigen Ende ihres Stabs auf den Marmorboden. Das klirrende Geräusch war so durchdringend, dass rasch wieder Ruhe einkehrte.
    »Viele Jahrhunderte sind seit jener Zeit vergangen«, kam Elanya schließlich zum Ende. »Die Zwerge und Elfen, die damals im Streit lagen, haben längst diese Welt verlassen. Heute komme ich nicht zu Euch, um Euch Vorschriften zu machen, sondern als Bittstellerin, die sich um ihr Volk sorgt. Wäre es nicht im Interesse aller, den alten Zwist zu

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