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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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nicht ganz bei der Sache. Diente diese Frau als Priesterin des Großen Baumeisters? Ihr Stab und ihre Worte deuteten darauf hin. Evrald hatte ihm erzählt, dass der höchste Gott der Zwerge auch über die Ordnung der Welt und unter ihren Geschöpfen wachte. Und so sehr der Händler den Verlust seiner Geschäftspartner bedauert hatte, war er doch davon überzeugt, dass die Menschen dieses Schicksal über sich gebracht hatten, indem sie durch ihr Bündnis mit den Drachen den Großen Baumeister erzürnten.
    »Heute sind wir zusammengekommen, weil das Gleichgewicht gestört wurde«, fuhr die Priesterin fort. »Unser Oberster Richter, König Rathgar, wird es durch gerechte Strafen wiederherstellen. So haben wir es schon immer gehalten.«
    Auf den Rängen wurde eifrig genickt. Obwohl die Zwerge leise sprachen, hallten ihre Stimmen im Saal, bis kein einzelnes Wort mehr herauszuhören war.
    Die Priesterin hob ihren Stab und deutete auf Davaron. Stille kehrte ein. »Davaron Elfensohn, erhebe dich vor deinem Richter!«
    Athanor übersetzte, doch die Wächter zerrten den Elf bereits auf die Füße.
    »Mein König«, wandte sich die Zwergin nun an Rathgar, dessen grimmiges Gesicht einer Maske ähnelte. Außer den Augen bewegte sich nichts darin. »Seit Elfen den Frieden unserer Stollen brachen, haben wir ihnen nicht mehr gestattet, die Königreiche unter den Bergen zu betreten. Dieser Elf wird angeklagt, das Verbot übertreten und erneut den Frieden deines Reichs gestört zu haben. Unter falschem Namen hat er sich eingeschlichen und als Mensch ausgegeben, um sein wahres Verbrechen verüben zu können. Doch der Große Baumeister hat die Tat vereitelt. Der Elf wurde entdeckt und gefangen genommen, als er versuchte, in die Schatzkammern des Reichs einzudringen.«
    Aufgebrachte Rufe vermengten sich mit empörtem Raunen. Wieder fiel es Athanor schwer, in dem Tumult etwas zu verstehen, aber ein Zwerg in seiner Nähe brüllte: »Verlogenes Diebesgesindel!«
    »Macht Futter für die hulrat aus ihnen!«, schrie ein anderer.
    Vergeblich hielt Athanor in den Reihen der Zuschauer nach Evrald Ausschau. Vielleicht schämte sich der Händler dafür, auf den Betrug hereingefallen zu sein. Auch den blonden Torwächter konnte Athanor nicht entdecken. Ob der Mann Ärger bekam, weil er sie eingelassen hatte?
    Als der König die Hand hob, verstummten seine Untertanen. »Der Fall scheint eindeutig zu sein.« Rathgars Stimme klang, als rolle Donner in weiter Ferne. »Aber der Elf soll zu seiner Verteidigung sprechen. So haben wir es schon immer gehalten.«
    Die Mienen der Zwerge wandten sich Davaron zu, der seine Wächter weit überragte. Wo und wann sie dem Elf die Lederkappe abgenommen hatten, wusste Athanor nicht, doch wie um jeden Zweifel zu zerstreuen, lugten nun die Spitzen der Ohren aus Davarons Haar.
    »Ich habe nur zwei Dinge zu sagen«, verkündete der Elf. Sein Blick war auf den König gerichtet, der jedoch Athanor ansah, sobald er zu übersetzen begann.
    Hoffentlich bleibt das jetzt nicht an mir hängen. Niemand mag den Überbringer schlechter Nachrichten.
    »Ja, ich habe mich in dieses Königreich geschlichen, weil es keinen anderen Weg gab, Zugang zu erlangen. Ich kam als Dieb, um von den Kristallen zu stehlen, die ihr Sternenglas nennt. Es war meine Aufgabe, diese Kleinode zu meinem Volk zu bringen. Meine allein. Elanya war nicht bei mir, als ich die Tat beging. Weder war sie mir behilflich, noch hatte sie den Auftrag dazu.«
    Dass sich Davaron mit seinen Worten schützend vor Elanya stellte, überraschte Athanor so sehr, dass er sich verhaspelte und den Satz noch einmal beginnen musste.
    »Über das Schicksal deiner Begleiterin werden wir später befinden«, rügte der König. »Was ist das Zweite?«
    »Zum Zweiten möchte ich anfügen, dass es die Zwerge waren, die uns durch ihre Gier vom Berg Gorgoron vertrieben und des Sternenglases beraubt haben. Nur deshalb war ich gezwungen, zum Dieb zu werden, und deshalb würde ich es wieder tun.«
    Die letzten Worte, die Athanor übersetzte, gingen bereits im Lärmen der Zwerge unter. Etliche beschimpften die Elfen und Davaron im Besonderen. Andere sahen sich ratlos an, als fragten sie sich, wovon er eigentlich sprach. Der Streit um den heiligen Berg war wohl zu lange her, als dass noch jeder um diese Geschichte wusste. Sicher hatte nicht jede Familie damals einen Angehörigen verloren, dessen Andenken über die Jahrhunderte bewahrt worden war wie in Evralds Sippe.
    Rathgar runzelte die Stirn

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