Der letzte Krieger: Roman
Himmel fallen sehen, aber stets waren sie weit entfernt am Horizont verschwunden. Waren sie wirklich heiß genug, um Fels zu Glas zu schmelzen wie in einem Ofen? Aber wenn wirklich ein Stern auf den Berg gefallen war, weshalb fand man die Kristalle dann nicht draußen, sondern hier unten? Nein, die Erklärung des Zwergs war auch nicht einleuchtender als die der Elfen. Und sie lieferte auch keinen Grund für den Fluch. Bei dem Gedanken sah er sich wie von selbst nach dem Eingang um, doch der Laternenschein reichte nicht weit genug.
»Was sollen wir schon tun?«, griff der Zwerg Athanors Frage wieder auf. »Wir gehen zurück zur letzten Gabelung und versuchen es in dem anderen Stollen.«
Athanor und den Elfen blieb nichts anderes übrig, als Hrodomar zu folgen. Wieder glaubte Athanor, das Wispern zu hören, doch dieses Mal vor ihnen, als ob es ihnen gefolgt war und nun wieder zurückwich. Auch Elanya hörte es, denn sie nickte ihm zu, als sich ihre Blicke trafen. Sie legte einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens und sah besorgt in die Dunkelheit. Obwohl er ahnte, dass es aussichtslos war, suchte Athanor auf dem felsigen Untergrund nach Spuren. Vielleicht ein feuchter Abdruck, ein verlorener Gegenstand, irgendetwas, das ihnen einen Hinweis gab. Doch ebenso gut hätte er nach einem Sonnenstrahl Ausschau halten können.
Sobald sie an der Gabelung den Stollen nahmen, den sie zuerst verschmäht hatten, waren die heiseren Stimmen wieder in ihrem Rücken. Athanor überließ die Laterne wieder dem Zwerg und übernahm die Nachhut. Allmählich hatte er die Spielchen satt. Kommt und zeigt euch endlich, ihr Feiglinge! Aber in der Dunkelheit regte sich nichts.
Es dauerte nicht lange, bis sie auf eine weitere Abzweigung stießen, aus der ihnen frischere Luft entgegenwehte. Prompt schlug Hrodomar diese Richtung ein. Das Wispern wurde lauter. Athanor hob das Schwert höher und starrte angestrengter in die Finsternis. Auf seiner Klinge spiegelte sich das Licht der Laterne, machte ihn noch blinder für das, was sich in der Schwärze verbarg.
Als Elanya erschreckt Luft einsog, wirbelte er herum.
»Heilige Drachenscheiße!«, entfuhr es Hrodomar.
Nur Davaron blickte ungerührt zu den Schädeln hinauf, die an den eigenen Haaren von der Decke und den Wänden des Stollens hingen. In seiner Miene stand dieselbe düstere Verachtung, die er allem Nicht-Elfischen entgegenbrachte.
Einige Häupter trugen noch Helme. Eiserne Ringe und Stachelkugeln schmückten die Bärte. Von den Augen waren nur Schlitze zwischen eingetrockneten Lidern geblieben. Geschrumpfte Lippen bleckten gelbliche Zähne. Als Kind hatte Athanor geglaubt, dass die Toten in der Familiengruft ihm zugrinsten. Es schien Äonen her zu sein. »Da möchte uns jemand zeigen, was uns blüht, wenn wir weitergehen.«
»Weshalb wir genau das tun werden«, entschied Davaron und scheuchte Hrodomar weiter. »Na los, Zwerg! Denen kannst du nicht mehr helfen.«
Elanya biss sich auf die Lippe und sah Athanor fragend an.
Sie wartet meine Meinung ab , stellte er geschmeichelt fest. »Gehen wir. Er hat ausnahmsweise recht.«
Sie warf einen beunruhigten Blick über die Schulter. »Und wenn es nur das Versteck dieser Geister ist und nichts mit den Kristallen zu tun hat?«
»Dann haben wir uns eben getäuscht.« Er zuckte die Achseln und folgte den anderen unter den vertrockneten Schädeln hindurch.
Nur ein Dutzend Schritte hinter der grausigen Warnung öffnete sich eine weitere Höhle. Nahe des Eingangs klafften Nischen und Löcher in den Wänden, die mit Meißelspuren übersät waren, doch am Rand des Lichtscheins konnte Athanor bereits weniger bearbeitete Bereiche erkennen. Gegenüber führte ein Stollen weiter aufwärts. Die frische Luft schien von dort herabzuströmen. Athanor wagte kaum, auf einen Ausgang ins Freie zu hoffen, aber warum sollten sie nicht endlich einmal Glück haben?
In einigen Öffnungen standen weniger gut erhaltene Totenköpfe. Die Blicke aus den leeren Augenhöhlen schienen Athanor zu folgen, während er an ihnen vorbeiging. Hrodomar eilte mit der Laterne voran. Die Aussicht auf Sternenglas hatte die Angst aus seinem Gesicht gefegt. Neugierig leuchtete er in jedes Loch, und Davaron beugte sich mit hinein, während Athanor und Elanya lieber die Umgebung im Auge behielten.
Im Halbdunkel glitzerte etwas auf dem Boden in der Mitte der Höhle auf, doch der Zwerg und der Elf waren zu sehr mit der Wand beschäftigt, um es zu bemerken. Hoffentlich sind wir nicht in
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