Der letzte Krieger: Roman
Tor zurückeilen.
War da nicht … Athanor drehte sich um, doch hinter ihm lag die Gabelung erneut im Dunkeln, da Hrodomar mit der Laterne weiterging. Einen Moment lang horchte er, gab seinen Augen Zeit, sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Er hätte schwören können, das Wispern gehört zu haben. Hol’s der Dunkle! Wenn sie endlich zurück ans Tageslicht kamen, wo einem der Himmel nicht auf den Kopf fallen konnte und Schatten nur Schatten waren, würde er nie wieder einen Stollen betreten – auch ohne verbannt zu sein.
Stille und Dunkelheit rückten näher, je weiter sich die anderen von ihm entfernten. Kein Anzeichen für einen Feind. Die Finsternis nicht aus den Augen lassend schloss er zu den anderen auf. Das Schwert lag ihm allmählich bleischwer in der Hand. Obwohl es der Schmied gut ausbalanciert hatte, war es nicht dafür gemacht, den ganzen Tag kampfbereit gehalten zu werden. Athanor nahm es in die Linke, um seinen Waffenarm zu entlasten.
Vor ihnen mündete der Gang in eine weitere große Höhle. Hrodomar hob die Laterne höher und drehte sich um sich selbst. »Seht!« Er deutete auf die Wände, soweit sie der Lichtschein erfasste. »Wir sind ganz nah dran.«
»Was will er uns sagen?«, fragte Elanya, deren Blick ratlos seiner Geste folgte.
Athanor ließ den Blick über den durchlöcherten Fels schweifen. Überall klafften dunkle Öffnungen, einige zwergenhoch und mehrere Schritt tief, andere kaum größer als ein Badezuber. »Wie kommst du darauf?«, wunderte er sich an Hrodomar gewandt.
Der Zwerg war zu einem der Löcher getreten und leuchtete hinein. Fast schon liebevoll strich er über das brüchige Gestein. »Siehst du diese Meißelspuren?« Er fuhr mit dem Finger eine kaum breitere Kuhle nach. »In dieser Höhle gab es Sternenglas. Meine Ahnen haben es aus den Wänden gehauen, bis sie nur noch auf wertlosen Fels stießen.«
»Was macht dich so sicher, dass sie nichts anderes hier gefunden haben?«
»Die alten Aufzeichnungen in den königlichen Archiven. Dort wird jedes Rohstoffvorkommen auf dem Gebiet unseres Reichs verzeichnet, damit es uns kein anderer König unter den Bergen streitig macht. Dort wird für die Mine im äußeren Gorgoron nur Sternenglas genannt.«
»Hätte es dort nicht auch eine Karte gegeben?«
Hrodomar schüttelte den Kopf. »Nein. Also schon, aber sie sind zu grob. Einzelne Stollen wirst du auf ihnen nicht finden.« Er langte in den Staub vor dem Loch und breitete ihn auf seiner Handfläche aus, um ihn genauer zu betrachten.
»Heißt das nicht, dass wir uns genau hier nach den Kristallen umsehen müssen?«
»Im Prinzip schon.« Der Zwerg zögerte. »Es gibt da nur ein kleines Problem.«
Jetzt kommt’s. Instinktiv wechselte Athanor das Schwert wieder in die Rechte.
»Ich habe noch nie ein Sternenglasvorkommen gesehen. Ich weiß also nicht, wie eine vielversprechende Stelle aussieht.«
Ich glaub es nicht. »Und wie sollen wir das Zeug dann finden?«
Hrodomar ließ den Staub durch seine prüfend reibenden Finger rieseln. »Mit Glück.«
»So viel zum Glück«, murrte Athanor, nachdem sie die zahllosen Winkel der Höhle so lange nach Anzeichen von Kristallen abgesucht hatten, dass eine komplette Laternenfüllung Öl verbrannt war. Auf Händen und Knien herumzukriechen und in uraltem Staub zu wühlen, mochte Zwerge in Verzückung versetzen, aber ein Krieger sollte sich nicht dazu erniedrigen müssen. Nach einer Weile hatte er sich geweigert und darauf berufen, dass jemand Wache halten musste.
Doch selbst ein gründlich suchender Zwerg musste irgendwann eingestehen, dass diese Höhle abgegrast war wie eine Weide im Spätherbst. Elanya klopfte sich den Staub von der Hose, Davaron ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken, und Hrodomar nahm einen Schluck aus seinem Wasserschlauch.
»Und wenn es hier überhaupt keine Astarionim mehr gibt?«, fragte Athanor. »Wenn alles abgebaut wurde und jetzt in der Schatzkammer liegt?«
Elanya reckte das Kinn. »Das kann und will ich nicht glauben, solange wir nicht alle Gänge abgesucht haben.«
»Was nun, Herr Hrodomar?«, wandte sich Athanor an den Zwerg. »Könnte es nicht sein, dass es keine Tränen dieses Astars mehr gibt? Niemand heult ewig.«
»Die Legenden der Elfen in Ehren, aber Edelsteine sind keine Tränen – von wem auch immer. Wir glauben, dass das Sternenglas aus geschmolzenem Gestein entstanden ist, als ein Stern vom Himmel fiel und sein Feuer den Berg versengte.«
Athanor hatte schon einige Sterne vom
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