Der letzte Krieger: Roman
einen Drachenhort gestolpert , schoss es Athanor durch den Kopf, als er auf die Stelle zuging. »Ist es das hier?«
»Wo?«, schnappte Davaron, noch bevor er sich ganz umgedreht hatte.
Trotz seiner kürzeren Beine eilte Hrodomar ebenso schnell an Athanors Seite wie der Elf. Elanya folgte ihnen langsamer. Ihr Blick flog zwischen dem glänzenden Haufen und dem Eingang hin und her.
»Firas Flamme!«, jubelte Hrodomar und fiel vor den dunklen, größtenteils unförmigen Brocken auf die Knie. »Das ist es! Das ist Sternenglas!« Er hob ein Stück in die Höhe, dessen glatte Kanten tatsächlich an einen Kristall erinnerten. Der Stein war von dunklem Blau, fast schon schwarz, und doch durchscheinend wie farbiges Glas.
Davaron riss Hrodomar den Kristall aus der Hand. »Dein Volk hat genug Unheil damit angerichtet. Diese hier sind für die Elfen bestimmt.«
»Wenn sie dir nicht dein Leben wert sind, solltest du dich nicht zwischen ihn und die Steine stellen«, riet Athanor dem Zwerg.
Widerstrebend stand Hrodomar auf. »Wenigstens einen könnte er mir überlassen«, murrte er. »Aus Dankbarkeit.«
»Eher wird er mit seiner Zauberei dein Hirn rösten.«
»Dann sollte er sich nicht wundern, wenn die Feindschaft zwischen unseren Völkern noch ein paar Tausend Jahre andauern wird«, grollte der Zwerg, wich jedoch zurück. »Ich hätte mich bei Großonkel Rathgar für sie verwendet, aber sie scheinen es nicht wert zu sein.«
»Wem sagst du das.« Gelangweilt sah Athanor zu, wie der Elf mit Elanyas Hilfe sämtliche Kristallbrocken aufklaubte. Die Elfe flüsterte Davaron etwas zu, und er nickte ernst. Mit geradezu andächtigem Blick nahm sie jeden Stein einzeln in die Hand und schien ihn mit den Fingern zu streicheln. Machte sie sich so viel aus Juwelen?
»Wenn ihr ihm einen einzigen gebt, wird er bei seinem Onkel, dem König, ein gutes Wort für die Elfen einlegen«, übersetzte Athanor nun doch. Den Elfen Gier nachweisen zu können, würde ihn zutiefst befriedigen.
Elanya sah verblüfft erst ihn, dann Davaron an. »Sollten wir darauf nicht eingehen?«
»Das ist dummes Geschwätz«, wehrte Davaron ab. »Wie viel Einfluss kann der Grünschnabel schon auf diesen Barbaren haben? Außerdem ist er ein Zwerg. Er würde uns alles erzählen, um an Sternenglas zu kommen.«
»Wäre es nicht trotzdem einen Versuch wert? Wir könnten wieder Handel mit den Zwergen treiben.«
»Wenn wir tot sind, können wir keinen Handel mehr treiben«, gab Davaron gereizt zurück. Die ausgebeulte Tasche, die er sich ungeschickt umhing, wog sicher so viel wie ein Eimer Wasser. »Wir wissen noch nicht, wie viele Kristalle wir brauchen werden, um zu überleben, also werde ich keinen davon verschwenden.«
Wusste ich’s doch. »Wie’s aussieht, wirst du kein Sternenglas bekommen«, sagte er Hrodomar und merkte, dass er selbstzufrieden lächelte.
»Das habe selbst ich verstanden«, brummte Hrodomar. Er nahm die Laterne wieder auf und ging den Teil der Wand ab, den er noch nicht untersucht hatte, aber er musterte sie nur noch oberflächlich. Offenbar hatte bereits jemand alle Kristalle zusammengetragen, die es hier zu holen gab.
»Wir haben, was wir wollten. Gehen wir«, beschloss Davaron.
Elanya nickte und griff nach ihrem Bogen. »Je schneller wir hier rauskommen, desto besser.«
»Könnte der andere Stollen dort ein Ausgang sein?«, erkundigte sich Athanor bei Hrodomar.
Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Das ist unwahrscheinlich. Mir ist nicht bekannt, dass es je einen gab. Außerdem würden hier dann Fledermäuse und anderes Getier hausen.«
»Dann also zurück zum Tor.« Wenn Hrodomar mit seinem Orientierungssinn nicht nur geprahlt hatte, sollte das nicht wieder Tage dauern.
Die Elfen ließen ihm mit der Laterne den Vortritt, und Athanor beschloss, allen voranzugehen. So würde ihm wenigstens niemand im Weg stehen, falls ihnen jemand auflauerte.
Sein eigener Schatten huschte vor ihm her. Kein Wispern war mehr zu hören, nur ihre leise hallenden Schritte. Die Umrisse der aufgehängten Schädel schälten sich aus der Dunkelheit. Ohne sich nach ihnen umzusehen, ging Athanor unter den Häuptern der toten Zwerge hindurch, doch die Versuchung war da. Ihm war, als bohrten sich ihre Blicke in seinen Rücken. Wollten sie ihn warnen, oder gierten sie auf seine baldige Gesellschaft?
Mein Kopf bleibt auf meinen Schultern. Nur damit das klar ist. Wie um den Gedanken zu unterstreichen, bewegte er den Schwertarm, um ihn geschmeidig zu halten. Hatten
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