Der letzte Krieger: Roman
auf, stieß auf ihn zu.
»Du weißt zu viel, alter Mann«, sagte sein Mörder.
Retheon kannte ihn. Doch alles, was er dachte, während er zu Boden sank, war, dass er nun niemals das Ewige Licht sehen würde.
Für einen Geist prallte seine Axt zu real auf Athanors Schwert. Ein Gespenst wäre auch nicht krächzend hintenübergefallen, wenn ein Elfenpfeil aus nächster Nähe sein Herz durchbohrte. Und vermutlich hätte ein körperloses Wesen auch nicht so elend nach altem Schweiß gestunken.
Blut spritzte auf, während Athanors Klinge eine rote Furche über den Leib seines Gegners zog. Rot wie die Augen des Zwergs – falls man dieses Scheusal noch so nennen konnte. Seine gefletschten Zähne waren nadelspitz und hatten die Lippen in eine blutige Masse verwandelt. Trotz der klaffenden Wunde, in der die Rippen weiß durch das Blut blitzten, sprang es kreischend wieder auf Athanor zu, der gerade einen Angriff von der Seite abwehrte. Hrodomars Axt fuhr dazwischen, trennte den Arm des Scheusals vom Rumpf. Zuckend ging der Widerling zu Boden, wo er nach Athanors Beinen biss. Athanor trat nach ihm, während er mit dem Schwert den bleichen Wanst eines anderen Gegners durchbohrte. Der entstellte Zwerg schien die Klinge in seinem Bauch nicht zu bemerken. Brüllend warf er sich auf Athanor, der ihn mit ausgestrecktem Arm auf Abstand hielt. Die langen gekrümmten Nägel an seinen Fingern kratzen wie Krallen über Armschienen und Waffenrock, und schon tauchte zu Athanors Rechten ein neuer Gegner auf. In schwere Rüstung gewandet trampelte der Mistkerl über den Sterbenden am Boden.
Es gelang Athanor gerade noch, seine Waffe aus dem Leib des halb nackten Zwergs zu ziehen und sie zu einer unbeholfenen Parade zwischen sich und den Krieger zu bringen. Stachelkugeln hingen in dessen verfilztem Bart. Athanors Klinge geriet unter das Blatt der Axt und verfing sich. Mit der Linken wehrte er den Kerl mit der Bauchwunde ab, mit rechts versuchte er, seine Waffe wieder frei zu bekommen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein weiterer Gegner mit einem Pfeil im Auge zu Boden ging. Wild schwankte die Laterne in Hrodomars Hand und ließ die Schatten umherwirbeln.
Mit einem Ruck hebelte Athanor dem Wächter die Axt aus der Hand. Im gleichen Augenblick schlug Davaron dem zähen Zwerg mit der Bauchwunde den Schädel ein. Den Wächter störte der Verlust seiner Waffe nicht. Blut spritzte von seinen zerfetzten Lippen, als er sich mit einem Schrei gegen Athanor warf. Athanor fehlte Zeit, um auszuholen. Sein Hieb glitt an der Rückenplatte der Rüstung ab, während die gepanzerte Schulter des Zwergs in seinen Magen rammte. Trotz Kettenhemd und Polster genügte die Wucht, um ihm die Luft aus den Lungen zu treiben. Er krümmte sich, schlug mit dem Schwertknauf blindlings auf den Rücken des Wächters, kämpfte um sein Gleichgewicht.
Davarons Klinge fuhr von der Seite zwischen Helm und Harnisch in den Hals des Zwergs. »Steh mir nicht im Weg!«, herrschte er Athanor an.
»Es sind zu viele!«, rief Elanya. »Wir müssen den anderen Gang versuchen.«
Athanor brauchte seine ganze Kraft, um den sterbenden Wächter von sich wegzustemmen und ihn dem nächsten Feind entgegenzuwerfen. »Erst mal können vor Lachen«, knurrte er.
Neben ihm brüllte Hrodomar auf. Einen Lidschlag später zerschellte die Laterne am Boden. Fauchend sprangen Flammen aus der Öllache auf. Hastig wich Athanor zurück. Jenseits des Feuers stolperte Hrodomar rückwärts. An seinem Arm tropfte Blut herab.
»Das mögen sie nicht«, zischte Davaron an Athanors anderer Seite. Tatsächlich zogen sich die Scheusale zischend vor Wut vor den Flammen zurück. »Davon könnt ihr mehr haben!«, rief der Elf. »Rückzug!«
Athanor wirbelte herum, packte Hrodomar um die Brust und zerrte ihn mit sich. Hinter ihm leuchtete grelles Licht auf. Hitze sengte ihm über den Nacken. Die Flammen spiegelten sich in Elanyas Augen. Sie gab ihm Deckung, doch ihr Köcher war beinahe leer.
»Ich kann selbst laufen!« Zappelnd befreite sich Hrodomar aus Athanors Griff und strauchelte prompt. Fluchend kam er wieder auf die Füße, rannte an Athanor vorbei, der Elanya aufholen ließ. Das fehlte unter seinen feigen Taten noch, dass er eine Frau als Schutzschild zwischen sich und dem Feind behielt.
Davarons magisches Feuer fiel bereits in sich zusammen. Wie von Sinnen kreischten die rotäugigen Zwerge und rasten hinter dem Elf her. Elanya verschoss ihre letzten Pfeile. Auch Athanor wartete, bis Davaron sie
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