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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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diese Mumien auf dem Hinweg auch schon so gestunken? Ein Geruch nach ranzigem Fett und ungewaschenem Körper stach ihm in die Nase. So riecht doch kein …
    Athanor riss die Klinge hoch. Um ihn lösten sich bleiche Gestalten aus dem Fels.

14
    Retheon schloss die mit Bronze und Glaseinsätzen verzierte Tür seines Hauses und blickte zum sternenklaren Nachthimmel empor. Doch während er sich den Sternen auf Uthariel nah fühlte, kamen sie ihm hier in Anvalon fern und unbedeutend vor. Ich bin ein sentimentaler alter Mann geworden , dachte er und straffte seinen müden Körper. Der lange Ritt von der Grenze zum Sitz des Hohen Rats steckte ihm von Mal zu Mal mehr in den Knochen. Umso nötiger hätte er sich ausruhen müssen, aber wenn Ivanara, die Erhabene, um ein Gespräch bat, konnte er nicht ablehnen. Immerhin hatte sie seinetwegen für den nächsten Morgen eine Zusammenkunft einberufen. Es war ihr gutes Recht, vorab mit ihm über sein Anliegen zu sprechen, damit sie sich auf die Versammlung vorbereiten konnte.
    Ivanaras Turm befand sich am anderen Ende des Tals, oben am Hang, wo die Söhne und Töchter Heras lebten. Retheon schlug den Weg dorthin ein und versank erneut in Gedanken. Er musste der Ratsvorsitzenden endlich gestehen, dass er zu alt geworden war. Immer öfter ertappte er sich dabei, über die Reise zur Stätte des Ewigen Lichts nachzudenken. Er musste sie antreten, solange er noch rüstig genug war, um nicht unterwegs zusammenzubrechen. Doch wer sollte die Bürde des Amts von seinen Schultern nehmen? Jahr für Jahr stellte er sich diese Frage, und Jahr für Jahr verschob er seinen Abschied, weil er keine Antwort darauf fand. Valarin war zwar tapfer und pflichtbewusst, aber kein Anführer. Allen anderen fehlte es an Erfahrung. Sie waren schlicht zu jung und hatten noch keine ernsthaften Angriffe auf die Elfenlande erlebt. Wie er es auch drehte und wendete, die Einzige, die über genügend Wissen und Autorität verfügte, war Mahalea. Und Mahalea war die Einzige, deren Berufung zur Kommandantin die Trolle niemals hinnehmen würden.
    Retheon konnte es ihnen nicht verdenken. Ihnen ausgerechnet die Tochter des Mannes vor die Nase zu setzen, der sie in die Knechtschaft gezwungen hatte, wäre ein Schlag ins Gesicht gewesen. Um sich die Trolle gefügig zu halten, war es klüger, sie nicht zu provozieren. Aber wer sollte ihm stattdessen ins Amt folgen? Konnte er diese Frage dem Hohen Rat überlassen, ohne eine Empfehlung zu geben? Und gerade jetzt wurde ein fähiger Kommandant dringend gebraucht. Er würde noch eine Weile durchhalten müssen.
    Eine nächtliche Spaziergängerin kam ihm auf dem ausgetretenen Pfad entgegen und grüßte höflich. Retheon neigte nur das Haupt, dann war die Fremde vorüber. Ihre Schritte verloren sich in Lautenklang und Gesang, die leise aus einem der Gärten herüberwehten. Irgendwo in Anvalon fanden sich immer einige Elfen zu Musik und Tanz zusammen, trugen ihre neuesten Gedichte vor oder rezitierten die Werke der Ahnen. Retheon sah den warmen Schein ihrer Laternen und fragte sich, wie lange dieses unbeschwerte Leben andauern mochte. Seit ihm eine seiner Harpyien von dem Elf berichtet hatte, der bei Nacht an Uthariel vorbeigeschlichen war, verfolgten ihn düstere Ahnungen. Wer heimlich tat und seine Spuren verwischte, konnte nichts Gutes im Schilde führen. Doch noch nie hatte ein Elf willentlich seinem Volk geschadet. Dass diese Beobachtung mit der Unruhe unter den Orks zusammenhängen könnte, durfte nicht wahr sein. Aber der Schluss drängte sich ihm immer wieder auf und verfolgte ihn bis in seine Träume. Er musste Ivanara nicht nur von Mahaleas Erkenntnissen berichten, sondern auch seinen unerhörten Verdacht mit ihr teilen.
    Im Gesträuch am Wegrand raschelte es. Retheon schenkte dem Geräusch keine Beachtung. Wie alle Städte der Elfen war Anvalon in den umgebenden Wald gebettet und mit ihm verwoben. Seine Tiere lebten in Eintracht mit den elfischen Bewohnern. Es gab keinen Grund, hier nachts auf der Hut zu sein, und doch spürte Retheon ein wachsendes Unbehagen. Abrupt hielt er inne. In der seidenen Robe und ohne seine Rüstung fühlte er sich mit einem Mal sehr verwundbar. Dieser Bote, der ihm die Nachricht Ivanaras gebracht hatte … Er hatte ihn schon einmal gesehen. Aber er hätte geschworen, dass der Mann nicht Ivanaras Gefolge angehörte, sondern …
    Hastige Schritte brachten ihn dazu, sich rasch umzudrehen. Schon war die Gestalt direkt vor ihm. Eine Klinge blitzte

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