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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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die verletzenden Worte zwischen ihnen erschienen ihr jetzt völlig banal. Und doch war nichts Banales an der Münzwette und an seinen Bindungsängsten. Auch wenn Charlotte mit ihren eigenen Geistern Frieden geschlossen hätte: Es gab immer noch keine Garantie, dass er sesshaft werden würde. Besonders jetzt nicht, da er wieder unterwegs war.
    »Was kann ich denn für Sie tun?« Beths Stimme klang ganz rau und brachte Charlotte in die Gegenwart zurück.
    »Das ist aber eine Fangfrage.« Thomas rückte näher. Beth hantierte mit der Schüssel voll Schokolade. Ihre Hand zitterte, als sie ein eingewickeltes Schokoladenei herausnahm. Charlotte sah ungläubig zu, als Beth, dieser souveräne, versierte Flirttyp, sich das Schokoladenosterei mit dem Silberpapier in den Mund steckte, wobei ihre Hände zitterten.
    »Ich bewundere Frauen, die alles essen, ohne auf Kalorien und Gewicht zu achten«, sagte Thomas mit einem Grinsen.

    Beth spuckte die Süßigkeit aus und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
    Charlotte unterdrückte ein Kichern. Offenbar wurde selbst die versierteste Verführerin nervös, wenn es sich um den richtigen Mann handelte. »Ich versinke im Boden vor Scham«, jammerte Beth kaum verständlich in ihre Hände hinein.
    Dieses Mal konnte Charlotte ihr Kichern nicht verhindern. Thomas flüsterte Beth etwas offenbar Persönliches ins Ohr. Was die beiden betraf, so existierte niemand sonst auf der Welt. Zeit, sich zurückzuziehen, dachte Charlotte.
    Sie blickte auf ihre Uhr. 16 Uhr 30. »Wisst ihr was? Heute ist nicht viel los. Warum schließen wir nicht einfach ab und gehen früher?«
    »Perfekt«, sagte Thomas zu Beth. »Ich hatte gehofft, Sie zum Essen entführen zu können. Sie sind auch herzlich dazu eingeladen, Charlotte«, fügte er höflich hinzu, aber sie spürte das Widerstreben in seinem Ton und grinste.
    Beth warf ihr einen flehenden Blick zu. Oh nein. Ausgeschlossen, dass Charlotte am Beginn einer neuen Romanze das dritte Rad am Wagen sein wollte. Sie würde diese beiden sich durch die peinlichen Anfänge allein durchwursteln lassen. Aufmunternd drückte sie Beth die Hand. Sie würde dieses Essen lässig meistern. Solange sie die Butterportionen vorher von der Folie befreite.
    Charlotte zwang sich zu einem bedauernden Kopfschütteln und begann, ihre Sachen zusammenzusuchen. »Trotzdem vielen Dank, aber ich habe schon etwas vor«, log sie. »Aber Beth noch nicht. Das hat sie mir heute Nachmittag gesagt.« Sie fühlte, wie die Freundin sie mit Blicken durchbohrte, aber es machte ihr nichts aus. Sie hatte dringendere Probleme. »Ich schließe dann ab.«

    »Kommt gar nicht in Frage. Du gehst nach oben, und ich schließe hinter mir ab«, entgegnete Beth.
    Sie wollte die Sache etwas hinauszögern, Charlotte erkannte die Taktik sehr wohl. Beth bildete sich offenbar ein, dass sie und Romeo im Laden sicherer waren als allein irgendwo anders. Sie hatte demnach keine Ahnung, was für erotische Dinge in diesem Laden passieren konnten. Charlotte und Roman wussten das. Aus erster Hand.
    Sie versuchte den Kloß im Hals hinunterzuschlucken, den diese Erinnerung verursacht hatte. »Nett, Sie kennen gelernt zu haben, Thomas.«
    »Gleichfalls.«
    Kaum eine Minute später lief Charlotte die Treppen zu ihrem Apartment hinauf. Das Klappern von Pfannen und Gesprächsfetzen begrüßten sie, als sie die Tür aufschloss und eintrat. Dazu wehte ihr der köstliche Duft von Brathähnchen und Kartoffelbrei entgegen und brachte erstaunlicherweise schöne Kindheitserinnerungen mit sich.
    Ihr Magen knurrte, eine Mischung aus Hunger und Angst, weil ihre Eltern sie zweifellos erwarteten.
    »Schatz, sie ist da.« Die nächsten Worte ihrer Mutter gaben Charlotte Recht.
    In ihrem Apartment, das für gewöhnlich einsam war, fand Charlotte ihre Familie und einen für drei Personen gedeckten Tisch vor, in dessen Mitte Blumen und ein Krug mit Eistee standen. Ihre Eltern kamen ihr in dem kleinen Wohnzimmer entgegen. Nach einer steifen Begrüßung entschuldigte Charlotte sich schnell, um sich frisch zu machen. Sie brauchte unbedingt kaltes Wasser ins Gesicht, um sich zu stärken und Mut zu schöpfen.
    Auf dem Weg in ihr Zimmer hörte sie das Gewisper von zwei Menschen, die einander gut kannten. Ein Schauer überlief
sie. So hatte sie sich ihre Eltern überhaupt nicht vorgestellt. Sie hatten sich wegen dieser Zusammenkunft große Mühe gegeben. Offenbar hatten sie ihren Anruf als Eröffnung verstanden – was er auch sein sollte. Jetzt musste

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