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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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sie nur noch einen Weg finden, um mit ihren persönlichen Gespenstern Frieden zu schließen.
    Das Essen wurde eine schweigsame Angelegenheit. Nicht, weil Charlotte ihren Eltern die Mahlzeit unbehaglich machen wollte, sondern weil sie nichts zu sagen wusste. Es war Jahre zu spät, als dass sie hätte fragen können, wie der Arbeitstag ihres Vaters gewesen war, oder für eine Erkundigung von ihm, ob Charlotte Spaß an ihrem Job habe. Sie fragte sich, ob es nicht überhaupt zu spät war – für alles. Allerdings, wenn das stimmte, dann war es auch zu spät für sie und Roman, und das war eine Vorstellung, die sie sich zu akzeptieren weigerte.
    Nach dem Essen beim Kaffee starrte Charlotte in ihre Tasse und rührte immer wieder mit dem Löffel darin herum, bis sie Mut gefasst hatte. »Also.« Sie räusperte sich.
    »Also.« Annie sah ihre Tochter mit so viel Hoffnung und Erwartung in den Augen an, dass diese glaubte, daran ersticken zu müssen.
    Ihre Mutter wollte so etwas wie eine Aussöhnung, und für Charlotte gab es da nur einen Weg. »Warum habt ihr zwei euch nicht scheiden lassen?«, fragte sie über den frischgebackenen Apfelkuchen hinweg. Die Kuchengabeln ihrer Eltern fielen gleichzeitig klirrend auf den Tisch. Seit Jahren brannte ihr diese Frage auf der Seele, und sie dachte nicht daran, sich dafür zu entschuldigen.
    Sie musste unbedingt verstehen, warum es mit den beiden soweit gekommen war. Es war höchste Zeit.

Kapitel dreizehn
    Russell starrte seine Tochter an und mied absichtlich den Blick seiner Frau. Ließ er sich von Annie umstimmen, würde er weiterhin die Schuld an ihrer zeitweisen Trennung tragen, aber damit war jetzt Schluss. Er wollte ein gutes Verhältnis zu Charlotte haben und hatte auch die Ahnung, dass ihre Zukunft von seinen Antworten abhing.
    Von seinen ehrlichen Antworten. »Deine Mutter und ich haben uns nie scheiden lassen, weil wir uns lieben.«
    Charlotte ließ ihre Gabel sinken und warf ihre Serviette auf den Tisch. »Entschuldige, aber du hast eine seltsame Art, das zu zeigen.«
    Das war das Problem, dachte Russell. »Die Menschen drücken ihre Gefühle auf sehr unterschiedliche Weise aus. Manchmal verbergen sie sogar etwas, um die zu schützen, die sie lieben.«
    »Soll das eine Entschuldigung dafür sein, dass du all die Jahre nicht da warst?« Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, ich dachte, ich würde das hier irgendwie durchstehen. Ich kann es aber nicht.«
    Sie stand auf, und Russell ebenfalls, um sie am Arm zu packen. »Doch, du kannst. Deshalb hast du mich angerufen. Wenn du schreien, kreischen, einen Wutanfall bekommen willst, dann los. Ich bin sicher, dass ich es verdient habe. Aber ich glaube, du hast mehr davon, wenn du zuhörst und danach mit deinem Leben weitermachst.«
    Stille folgte, und er ließ Charlotte Zeit, sich zu überlegen,
wie sie weitergehen wollte. Es war ihm nicht entgangen, dass Annie sitzen geblieben war und schweigend zusah. Dr. Fallon hatte gesagt, dass alle Antidepressiva eine Weile brauchten, um zu wirken, deshalb erwartete Russell auch keine Wunder über Nacht. Wenn sie auch nicht soweit war, um an dem Gespräch teilzunehmen, so war sie wenigstens dabei, und er wusste, was für ein riesiger Schritt das für sie war.
    Charlotte verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte zustimmend. »Okay, ich höre.«
    »Deine Mutter hatte immer gewusst, dass ich schauspielern wollte und dass ich in Yorkshire Falls damit kein Geld verdienen konnte.«
    Charlotte sah Annie fragend an, und diese nickte.
    »Damit eins hundertprozentig klar ist, wir haben geheiratet, ehe sie mit dir schwanger war, und wir haben geheiratet, weil wir es wollten«, fuhr ihr Vater fort.
    »Warum bist du dann …?« Charlotte hielt inne und schluckte schwer.
    Es zerriss ihm fast das Herz, seine Tochter so leiden zu sehen, aber es gab keine Heilung ohne vorherigen Schmerz. Das wusste er jetzt. »Warum bin ich was?«
    »Weggegangen?«
    Er zeigte auf die Couch im Nebenzimmer, und sie setzten sich auf den geblümten Stoff. Annie kam nach und ließ sich auf Charlottes anderer Seite nieder, nahm ihre Hand und hielt sie fest.
    »Warum bist du ohne uns nach Kalifornien gegangen? Wenn du Mama so sehr geliebt hast, wie du sagst, warum bist du dann nicht hier geblieben oder hast uns mitgenommen? Wäre es so eine Riesenlast gewesen, Frau und Kind um dich zu haben? Hätte es deinen Lebensstil so sehr behindert?«

    »Nein«, antwortete er, deutlich gekränkt, wie sie so etwas denken konnte.

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