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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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völlig geistesabwesend aus dem Schaufenster starrte und von Charlottes brillanten Ideen gar nichts mitbekam. »Ich weiß etwas Besseres. Wir ziehen dich aus und schicken dich nackt die Straße hinunter mit einem Schild auf dem Rücken: Kaufen Sie ein in Charlottes Speicher. Wie klingt das?«
    »Mhm.«
    Charlotte grinste und knallte ihr Notizbuch laut genug auf den Schreibtisch, um ihre Freundin zu einer Reaktion zu
zwingen. Beth hüpfte von ihrem Stuhl hoch. »Was sollte das denn?«
    »Gar nichts. Du kannst übrigens um zwölf herum starten und die Straße hinunterflitzen. Das ist die Hauptverkehrszeit.«
    Beth wurde knallrot. »Ich war wohl etwas abgelenkt.«
    Charlotte lachte. »Das glaube ich auch. Willst du mir sagen, warum?«
    Mit einer aufgeregten Handbewegung deutete Beth auf das Fenster, vor dem ein unbekannter Mann stand. Er hatte kastanienbraunes Haar und war mit Norman in ein Gespräch vertieft.
    »Wer ist das?«
    »Ein Tischler. Eine Art Alleskönner. Er ist aus Albany hergezogen. Ist auch der Feuerwehr beigetreten.« Beth seufzte und nahm sich in Gedanken ein Schokoladenei. »Ist er nicht hinreißend?«, fragte sie.
    In Charlottes Augen war er nicht mit einem gewissen dunkelhaarigen Journalisten zu vergleichen, aber für Beth sah sie Möglichkeiten. »Er ist sexy«, stimmte sie zu. Immerhin erholte Beth sich gerade von enormem emotionalem Schmerz. »Aber ist es nicht zu schnell nach … du weißt schon?«
    »Ich stürze mich in nichts Neues, aber ich kann doch mal hinschauen, oder?«
    Charlotte lachte. »Klar, das ist ein positives Zeichen.«
    Ihre Freundin nickte. »Außerdem geschieht alles, was ich tue oder nicht tue, mit weit offenen Augen.«
    Ihre Augen glänzten, wie Charlotte es noch nie gesehen hatte. Wieder etwas dazugelernt: Eine Frau konnte tatsächlich über einen Mann hinwegkommen. Doch trotz Beths Fähigkeit, sich Neuem zuzuwenden, hatte Charlotte ihre Zweifel, dass es so leicht war, wie Beth vorgab. Sie lächelte
und war froh, dass ihre Freundin wieder klar denken konnte, selbst wenn sie jetzt von dem Mann des Tages träumte. »Hat er auch einen Namen?«
    »Thomas Scalia. Hört sich exotisch an, was?« Während Beth sprach, drehte sich der besagte Mann um, schaute ins Fenster und schien ihrem festen Blick zu begegnen. »Er ist nach dem letzten Baseballspiel auf mich zugekommen. Nachdem du mich stehen gelassen hast und weggelaufen bist.«
    Auf diesen Seitenhieb reagierte Charlotte gar nicht. Sie hatte bereits eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter hinterlassen, dass sie sich mit beiden Elternteilen treffen wollte. Schon den ganzen Tag über verursachte es ihr nervöse Magenschmerzen, dass sie diese noch nicht zurückgerufen hatten.
    So erstaunlich es auch war, Samsons Worte hatten Wirkung auf sie gehabt, ebenso Romans Abwesenheit. Sie war sich noch nicht sicher, wie sie die Münzwette mit ihren wirklichen Sehnsüchten in Einklang bringen sollte, aber sie wusste im Innersten, dass sie die keinesfalls aufgeben wollte.
    Die Zeit war gekommen, sich mit ihren Eltern und ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Sonst gab es keine Zukunft für sie.
    »Oh mein Gott!« Beths Aufschrei riss Charlotte aus ihren selbstversunkenen Gedanken. »Er kommt rein!«
    Und wirklich, die Tür ging auf, und Thomas Scalia trat ein. Er hatte den großspurigen, selbstbewussten Gang, den Charlotte mit einem Mann verband, der das Sagen hatte, und sie drückte die Daumen. Sie wollte nicht, dass Beth wieder in dieselbe Falle tappte – mit noch einem dominanten Mann, der die Kontrolle übernahm und die schöne Frau, die Beth innerlich und äußerlich war, verändern wollte.

    Die Glöckchen über der Eingangstür läuteten noch, als er an den Tresen trat. »Tag, die Damen.« Er neigte den Kopf zum Gruß. »Beth kenne ich bereits.« Er lächelte, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen. Auf Charlotte machten sie keinen Eindruck, Beth aber verwirrten sie völlig. »Aber ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.« Er blickte Charlotte nur kurz an.
    »Charlotte Bronson«, sagte sie und streckte die Hand aus.
    Er schüttelte sie. »Thomas Scalia. Aber sagen Sie ruhig Tom zu mir.« Er sprach zu Charlotte, aber sein bewundernder Blick blieb auf Beths errötetes Gesicht geheftet.
    Charlotte beobachtete ihren wortlosen Austausch mit einer Mischung aus Belustigung und Sehnsucht nach Roman. Sie vermisste ihn so verzweifelt, wie sie es sich nie hatte vorstellen können, und ihre letzte Begegnung und all

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