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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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reden.« Dann wäre er wenigstens bei ihr.
    »Wir würden nicht reden, und das weißt du auch.« Ihre Wangen nahmen einen gesunden Rosaton an. »Aber die Nachbarn täten es.«
    Ihm persönlich war es völlig egal, was die Nachbarn tuschelten, aber Charlotte nicht, und in einer Kleinstadt war das Geschäft eng mit dem Ansehen verbunden. Frustriert fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, dann zwang er sich, zu akzeptieren, was sie sagte.
    »Du rufst an, wenn du mich brauchst? Selbst wenn du nur glaubst, dass du mich brauchst?«
    Sie begegnete seinem Blick. »Oh, ich brauche dich, Roman. Nur – wegen dieser Art von Bedürfnis werde ich dich nicht anrufen.«
    Er atmete schwer. Auch er brauchte sie. Auf eine Weise, die über sexuelles Verlangen hinausging. Als hätte sie eine Hand um sein Herz gelegt. Er hoffte nur inständig, dass sie vorhatte, ihn loszulassen, sobald es Zeit für ihn war, weiterzuziehen.
     
    Als Roman erwachte, hüllte die Sonne sein ehemaliges Kinderzimmer wie in eine Decke und badete seinen Körper in
Wärme. Charlottes Apartment hatte er zwar verlassen, aber sie war die ganze Nacht bei ihm geblieben, in heißen und fesselnden Träumen, die jedoch seltsam unerfüllt blieben.
    Er schloss die Augen, lehnte sich in seine Kissen zurück und beschwor noch einmal alles herauf, was er am Abend zuvor erfahren hatte. Während sie und seine Brüder über die letzten Einbrüche gesprochen hatten, hatte er sein Talent genutzt, zuhören zu können, während er etwas ganz anderes aufnahm – und er hatte die großformatigen Hochglanzbücher und Magazine entdeckt, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Die Titelseiten zeigten ferne Länder und bezaubernde Schauplätze. Einige waren heimisch, andere ausländisch wie schottische Schlösser, oder exotisch wie der Südpazifik.
    Nichts Ungewöhnliches, um Anlass zum Gespräch zu geben, dachte Roman. Viele Leute kauften ähnliche Prachtbände als Dekorationsobjekte. Aber wenige lasen sie so lange, bis sie ganz abgenutzt waren, und noch wenigere ließen solche Exemplare mit Eselsohren zur Ansicht herumliegen. Charlotte hatte es getan.
    Nachdem er sich also umgesehen hatte, war es ihm möglich gewesen, in seiner Vorstellung ein Bild zusammenzusetzen, das voller Widersprüche und Verlockungen war. Charlotte war sehr weiblich und sehr sexy. Erwartungsgemäß liebte sie Blumen. Doch sie war zögerlich, sich ihrer Wirkung nicht bewusst, und kühne Schritte fielen ihr nicht gerade leicht – was die Wahl ihres Geschäfts ziemlich unvorhersehbar gemacht hatte. Das galt auch für die Unterwäsche, die sie in Handarbeit anfertigte. Diese entblößte mehr als sie verhüllte – nicht nur die Haut unter den gehäkelten Slips, sondern gleichzeitig Charlotte und ihr Innerstes.
    Die Bücher enthüllten noch viel mehr. Obwohl sie Heim und Herd in Yorkshire Falls liebte, war doch ein Teil von ihr
fasziniert von fernen Ländern und exotischen Schauplätzen. Diese Erkenntnis bewirkte einen Adrenalinschub in seinen Adern. Sie passte noch besser zu ihm, als sie zuzugeben bereit war.
    Oh Charlotte, dachte er. Sie fesselte ihn in einer Weise, wie es keine Story und keine andere Frau jemals fertig gebracht hatten. Er musste sie für sich gewinnen, musste sie überzeugen, dass sie auf eine komplizierte Art so miteinander verbunden waren, dass sie gar keine andere Wahl hatten, als ihr Leben gemeinsam zu verbringen. Nur dann konnte er die Verpflichtung seiner Familie gegenüber wahrnehmen und die Sehnsucht seiner Mutter nach einem Enkelkind erfüllen. Nur dann konnte er zu seinem Leben unterwegs zurückkehren, dorthin gehen, wohin die Geschehnisse ihn führten, und fortfahren, öffentliche Aufmerksamkeit auf wichtige Probleme zu lenken. Und vielleicht würde sie eines Tages mit ihm reisen wollen.
    »Oh, mein Gott. Roman, wach auf!« Die Stimme seiner Mutter drang zu ihm.
    Allein zu leben hatte seine Vorzüge, und als seine Mutter ohne anzuklopfen in sein Zimmer platzte, fiel ihm wieder ein, was das war: Die Privatsphäre.
    Er setzte sich in seinem Bett auf und zog die Decke höher. »Morgen, Mutter.«
    Ihre Augen funkelten amüsiert; sie schien irgendetwas zu wissen, was ihn total alarmierte. »Lies das.« Zu seinem Missfallen wedelte sie mit der Gazette vor seinem Gesicht herum.
    Er griff sich die Zeitung. »GERAUBTE HÖSCHEN« las er laut.
    »Schöne Überschrift«, bemerkte sie. »Chase war sprachlich schon immer gut.«

    Er warf einen Blick auf seine Mutter und sah, wie sich Lachfältchen um

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