Der letzte Kuss
gemeinsamen Plänen – warum hat er nicht den Vorschlag gemacht, dass du nach New York ziehst, damit du schon jetzt bei ihm sein kannst? Das kann er sich doch mit Sicherheit leisten, warum müsst ihr also getrennt sein?«
»Weil er an eine traditionelle Verlobungszeit glaubt! Was ist so verkehrt daran? Nicht jeder Mann, der nicht in Yorkshire Falls bleibt, ist so ein Mistkerl wie dein Vater!« Beth Augen weiteten sich und füllten sich dann mit Tränen. »Oh mein Gott, es tut mir Leid. Es ist schrecklich von mir, so etwas zu sagen.«
»Nein, es ist nur ehrlich«, entgegnete Charlotte sanft. »Ich stelle dir berechtigte Fragen, und du bist in der Defensive. Wovor hast du Angst, Beth?«
»Dass er eine andere gefunden hat, die ihn mehr interessiert.« Charlotte trocknete ihr die Augen. »Er war vorher schon einmal mit einer Patientin verlobt«, gestand Beth ein.
»Mit einer Patientin?« Charlotte hatte das Gefühl, als wäre Mr. Implantat ein Mann, der sich in seine Schöpfungen verliebte, nicht in die Frauen, die sich in den von ihm verschönerten Körpern befanden. Und der das Interesse verlor, sobald er ein neues Projekt entdeckt hatte.
In Beth hatte er die ideale Versuchsperson gefunden, weil
sie sich trotz ihres natürlichen guten Aussehens nie ganz perfekt gefühlt hatte. Charlotte kannte so etwas noch aus ihrer Teenagerzeit. Doch ihr war nie klar geworden, warum das so war.
»Er ist also nicht wirklich interessiert gewesen, bis du seinen Operationsvorschlägen zugestimmt hattest, oder?« Charlotte hoffte, Beth langsam genug zu dieser schmerzhaften Erkenntnis hinleiten zu können, um ihr die Schlussfolgerung nicht aufzwingen zu müssen.
»So ist es«, sagte sie sanft. »Und ich habe schon eine Zeit lang die Wahrheit geahnt. Selbst wenn er hier war, gab er sich abwesend. Wenn wir über etwas diskutiert haben, dann darüber, wie man mich verändern könnte.« Beth Augen füllten sich mit Tränen. »Wie konnte ich nur so dämlich sein? So verzweifelt?«
Charlotte ergriff die Hand ihrer Freundin. »Du bist weder dämlich noch verzweifelt. Manchmal sehen wir, was wir sehen wollen, weil wir uns etwas so sehr wünschen. Du wolltest einen Mann, der dich liebt.« Sie blickte auf die Getränkedose in ihren Händen. »Das wollen wir doch alle.«
»Sogar du?«
Charlotte lachte. »Ich am allermeisten. Nur bin ich mir mehr als andere der Fußangeln bewusst, weil ich gesehen habe, was meine Mutter durchgemacht hat. Sie wollte einen Mann halten, den man nicht festbinden konnte.« Sie drehte die Dose zwischen ihren Handflächen. »Wie konntest du glauben, ich verspräche mir nicht mehr vom Leben? Dass ich nicht jemanden suchen würde, der mich liebt?« Charlotte hob den Blick, als sie merkte, wie Beth sie anstarrte.
»Weil du so unabhängig bist. Du bist fortgegangen, bist deinen Träumen nachgejagt, kamst zurück und hast sie dir erfüllt. Ich blieb hier bei einem Job ohne Aufstiegschancen,
bis du mich in die Modebranche geholt hast, etwas, das ich schon immer geliebt habe. Aber erst durch deinen Mut habe ich den Schritt in die richtige Richtung geschafft.«
»Du hattest deine Gründe, hier zu bleiben, und die waren auch richtig für dich.« Charlotte blickte sich um und sah sich den Laden an, der mit weißen Rüschen und Spitzen dekoriert war. »Das alles hätte ich niemals allein geschafft. Unser Erfolg ist auch dein Verdienst. Sieh dir das hier an und sei stolz. Ich bin es.« Sie blickte Beth wieder fest in die Augen, bis diese die Wahrheit mit einem kurzen Nicken akzeptierte. »Ich weiß nicht, woher deine Unsicherheit rührt, aber jetzt, da es dir bewusst ist, kannst du daran arbeiten, dein Selbstbewusstsein zu stärken.«
»Diese Unsicherheit war schon immer da. Ich bezweifle, dass du dir vorstellen kannst, wie das ist …«
Charlotte schüttelte den Kopf. Wie konnte Beth das durchaus nicht perfekte Leben Charlottes durch derartige Scheuklappen sehen! »Du liegst ganz falsch. Natürlich verstehe ich Unsicherheit. Ich glaube einfach nur daran, von innen nach außen daran zu arbeiten, nicht umgekehrt. Das erklärt die Philosophie hinter diesem Geschäftsgedanken!«
»Ich glaube, ich sollte Unterricht bei dir nehmen.« Beth zwang sich zu einem Lächeln. »Ist Roman ein Teil von diesem Daran-arbeiten? Du willst nicht in Schwierigkeiten verwickelt werden. Liegt es daran, dass du weißt, was für dich das Beste ist?«
Charlotte seufzte. Wie sollte sie jetzt Beth ihren Wandel Roman gegenüber erklären? »Roman
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