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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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Möglichkeit, sie könnte einen Fehler an ihm gefunden haben. Er klang so, als wäre es ihm wichtig, was sie von ihm dachte, und diese Vorstellung ließ ihr Herz heftiger schlagen.
    Roman war intelligent und einfühlsam. Beide Eigenschaften waren bei ihm stark genug ausgeprägt, sodass die Leser von der Art, wie er seine Berichte gestaltete, fasziniert waren. Sie hatte seine Artikel gelesen. Für oberflächlich hielt sie Roman in gar keinem Fall.
    »Ich befürchte, dass ich selbst es bin.« Keine Reue, erinnerte sie sich, und unter dem Schutz der Dunkelheit gestand sie ihm ihre größte Angst. Gerade er sollte es wissen.

    »Neugier auf Unbekanntes macht einen intelligent, nicht oberflächlich.«
    Darüber hatte sie oft nachgedacht. »Und wenn nun das Bedürfnis, diese Orte zu sehen und Neues zu erleben einen weit von Zuhause wegführt und dort hält?«, fragte sie. »Weit weg von den Menschen, die einen lieben.«
    Roman hörte auf jedes ihrer Worte und suchte nach einer tieferen Bedeutung. Es konnte sein, dass sie über ihn sprach, aber er hatte eine Ahnung, dass sie persönliche Ängste eingestand. »Du sprichst von deinem Vater, oder?«
    »Das ist eine rhetorische Frage.« Sie blickte noch immer zum Fenster und weg von ihm.
    Er streckte seine Hand aus und berührte ihr Kinn, um sie zu sich zu wenden. »Nicht sein Verlangen, in Los Angeles zu leben, selbst nicht der Wunsch, Schauspieler zu sein, waren das Problem. Es lag an seiner fehlenden Bereitschaft, Verantwortung zu tragen – und an der Tatsache, dass seine Bindung an die Familie nicht stark genug war. Es war seine Wahl. Deine würde anders ausfallen, weil du anders bist.«
    Sie zuckte die Schultern. »Mein Vater, meine Gene. Wer weiß das schon.«
    »Du hast auch noch die Gene deiner Mutter, und die ist ein häuslicher Mensch.« Fast ein Einsiedler, aber das behielt er für sich. »Höchstwahrscheinlich bist du eine Kombination aus beiden.« Das Beste von beiden, dachte er. »Welchen weiteren Grund gibt es also noch, dass du solche Angst vor deinen verborgenen Wünschen hast?«
    Sie gab keine Antwort.
    Er hatte eine Ahnung, dass nicht wirklich die Gene Charlotte beunruhigten. Sie waren nur eine bequeme Schutzbehauptung. Er kannte sie besser, als dass er hätte glauben können, sie würde plötzlich selbstsüchtig oder zu einer
Kopie ihres Vaters werden. Sie selbst sollte es auch besser wissen. Es gab diese Angst als ganz normale spontane Vorstellung für jemanden, der ein Elternteil ablehnte, dachte Roman. Aber Charlotte war intelligent genug, um in sich hineinzuschauen und die Wahrheit zu erkennen. »Du bist genauso wenig oberflächlich wie die Bücher auf deinem Tisch.
    »Und du bist voreingenommen.« Um ihren Mund spielte ein kleines Lächeln.
    »Das ist keine Antwort. Komm schon, Charlotte. Du hast in New York gelebt, du genießt Bücher über fremde Länder. Du sehnst dich danach zu reisen, aber weigerst dich anzuerkennen, dass es dich glücklich machen könnte. Warum?«
    »Wenn nun die Realität eine Enttäuschung ist?«
    Davon hatte es zu viele in ihrem Leben gegeben, dachte er. Aber das würde er sehr bald ändern. »Wenn du jetzt an irgendeinem anderen Ort sein könntest, wo würde das sein?«
    »Woanders als hier mit dir?«
    Er grinste. »Gute Antwort.« Spontan beugte er sich vor und streifte ihre warmen Lippen mit seinem Mund. Ein unmissverständliches Zittern überkam sie, und sein Körper reagierte mit Anspannung. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich dir zeige, wo wir sind. Ich komme zu dir rum.«
    Er stieg aus dem Wagen, ging zu ihrer Seite und half ihr hinaus.
    Es nieselte leicht, Nebel und Wolken hingen schwer in der Dunkelheit, sodass das Wetter noch zu der fast launenhaften Atmosphäre dieses Ortes beitrug, den er gewählt hatte. Erst als sie mit Blick auf ihr endgültiges Ziel dastand, entfernte er die Augenbinde.
    »Jetzt darfst du schauen.«

    Während Charlotte sich auf ihre Umgebung konzentrierte, konnte Roman sie betrachten. Ihr pechschwarzes Haar, dass durch das Tuch und das Wetter ganz durcheinander war, umspielte ihre Schultern und den Hals. Mit einer Hand streifte sie die langen Strähnen zurück, sodass ihr Hals ganz frei lag. Der Drang, die weiße Haut mit seinen Lippen zu berühren, war stark und überwältigend, aber er schaffte es, sie nur zu betrachten und abzuwarten.
    Sie blinzelte und krauste die Nase, als sie ihren neuen Standort betrachtete. »Es sieht wie ein Bauernhaus aus.«
    »Eigentlich ist es eine

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