Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
Vom Netzwerk:
Enkelkinder für seine Mutter würden das Nebenprodukt dieses Zieles sein, aber nicht das Motiv für seine Eheschließung. Er fühlte sich aufgekratzt und schwindelig, ganz wie an dem Tag seines ersten Associated Press Auftrags.
    »Du hättest mir ruhig sagen können, dass du mit Charlotte wegfährst«, unterbrach seine Mutter ihn in seinen Gedanken.
    »Und du hättest dann die arme Frau ausgefragt? Das wollte ich ihr ersparen.«
    Ein amüsiertes Glitzern trat in ihre Augen. »Na ja, das kann ich immer noch machen, trotz deiner Verschleierungstaktik. Aber ich werde es lassen. Sie hat momentan genug am Hals.«
    Seine inneren Alarmglocken begannen zu läuten. Wenn Alice verrückt genug war, um in sein Bett zu kriechen, wer weiß, was sonst noch alles in dieser Stadt geschehen konnte! »Wieso denn das? Noch ein Höschendiebstahl?«
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, und Rick ist ziemlich verärgert, dass dich gestern Nacht niemand herausgepaukt hat, soviel kann ich dir sagen. Nicht, dass die Polizei dich für verdächtig hält, aber da Alice und die Damen der Stadt noch immer in Aufruhr sind …«
    »Mutter, was ist los mit Charlotte?«, unterbrach er ihr Gefasel.
    »Entschuldige, es hat mich mitgerissen.« Sie wurde rot.
    Ihr Ton und ihr Stirnrunzeln gefielen ihm gar nicht. »Was ist los?«
    Sie seufzte. »Russel Bronson ist zurück.«
    Roman stieß einen Fluch aus.
    »Benimm dich«, sagte seine Mutter, aber ihr mitfühlender Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass sie verstand, warum er so aufgebracht war.

    Das Timing von Bronsons Rückkehr konnte kaum schlechter sein. Dass Roman mit sich selbst, seiner Vergangenheit und Zukunft ins Reine gekommen war, hieß nicht, dass es bei Charlotte genauso war. Er hatte mit sich gekämpft, seit er in die Stadt zurückgekehrt war und die Münzwette verloren hatte. Trotz seiner Versuche, sich von Charlotte fern zu halten, war sie die einzige Frau, der er Einlass in sein Leben gewähren wollte. Die einzige Frau, mit der er schlafen und von der er Kinder haben wollte.
    Ursprünglich hatte er diese Wahl auf Grund der Münzwette getroffen. Es war eine egoistische, emotionslose Entscheidung gewesen, weil er immer noch auf der Flucht gewesen war. Weil er immer noch mehr an sich als an Charlotte gedacht hatte, egal, wie sehr er sich auch etwas anderes einzureden versuchte. Er hatte ein Bedürfnis. Um das zu stillen, hatte er sie ausgewählt. So einfach. So dumm. Sie verdiente so viel mehr – einen Mann, der sie liebte, der für sie da war und ihr das Familienleben geben würde, das ihr als Kind versagt geblieben war. Roman wollte der Mann sein, der ihr all das ermöglichte. Aber sie würde ihm niemals glauben, ganz besonders nicht jetzt.
    Raina stützte ihr Kinn auf die Hand. »Hast du einen Plan?«
    Selbst wenn er einen gehabt hätte, würde er ihn nicht seiner Mutter verkünden wollen. Aber wie die Dinge lagen, war sein Kopf so leer wie sein Laptop-Bildschirm an einem schlechten Tag.
    »Also ich finde, du solltest dir mal langsam etwas einfallen lassen«, bemerkte sie in sein Schweigen hinein.
    Er warf seiner Mutter einen genervten Blick zu. »Soweit war ich auch schon. Aber ich stecke in Schwierigkeiten, es sei denn, Russell ist nicht der Abschaum der Menschheit, für den die Stadt ihn hält.«

    »Ich weiß nicht, was Russell ist.« Seine Mutter zuckte die Schultern. »Er ist zu lange weggewesen. Du bist der Reporter, du musst das herausfinden. Bedenke nur, es gibt drei Seiten von jeder Geschichte: ihre, seine und die Wahrheit.«
    Roman nickte. Er hoffte nur, dass die Wahrheit ausreichte, um ihre gemeinsame Zukunft zu sichern.
     
    Am Montagmorgen schwebte Charlotte zur Arbeit, leichtfüßig und glücklicher, als sie es seit Ewigkeiten gewesen war. Sie hatte sich vorgenommen, die Euphorie zu genießen, solange sie andauerte, und nicht die Gründe zu analysieren, die sie davon abhalten sollten, sich zu sehr an Roman und seine Zuwendung zu gewöhnen. Er hatte sie gebeten, offen zu sein, und er bereitete ihr ein solches Wohlbefinden, dass sie nicht streiten wollte. Er vermittelte ihr den Eindruck, es sei trotz allem alles möglich. Selbst mit ihnen beiden. Sie war selber schockiert über ihre neue, erleuchtete Sichtweise, aber er hatte ihr andererseits keinen Anlass gegeben, an ihm zu zweifeln.
    »Ich rieche Kaffee«, sagte Beth, als sie aus dem hinteren Raum trat.
    »Du riechst Chai-Tee. Norman hat es noch nicht zu geeistem Milchkaffee gebracht, aber er hat jetzt diesen Tee neu,

Weitere Kostenlose Bücher