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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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heißer, und dann schnell die Treppe hinuntergesprungen zur Arbeit. Jawohl, dachte Charlotte, dieselbe Routine. Aber es ließ sich nicht verhehlen, dass sie anders war.
    Sie hatte sich Roman mit den drei kleinen Worten Ich liebe dich verpflichtet. Jetzt, da diese Worte ausgesprochen waren, fürchtete sie, dass ihr Leben sich für immer ändern würde. Wenn man sich die Lebensgeschichte anderer Menschen ansah – die ihrer Mutter, ihres Vaters und Romans –, konnte es sich nicht zum Besseren wandeln.
    Mit diesem verwirrenden Gedanken betrat sie den unverschlossenen Laden, in der Hoffnung, dass die Vertrautheit der Spitzen und Rüschen und der Duft des täglich erneuerten Vanillepotpourris ihre Nerven beruhigen würden. Sie ging hinein, und der starke Geruch von Lavendel, der sie völlig unerwartet traf, verwirrte ihre Sinne und ließ keine Spur von beruhigender Gleichförmigkeit zu, die sie hier zu finden hoffte.

    »Beth?«, rief sie.
    »Hier hinten.« Ihre Freundin kam aus dem Hinterzimmer, eine Flasche Sprühduft in der Hand, und sprühte beim Gehen. »Gestern Abend waren die Putzfrauen hier und müssen im Büro eine Flasche Salmiakgeist ausgekippt haben.« Sie wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. »Da hinten kann man ersticken. Ich habe von vorn bis hinten gesprüht, um das zu überdecken.«
    Charlotte kräuselte angewidert die Nase. »Igitt. Ist es wirklich so schlimm?« Sie musste schon von dem Lavendelgeruch würgen, ging weiter in den Laden hinein und legte ihre Handtasche auf den Tresen. Als sie die Umkleidekabinen erreichte, schreckte sie vor einem noch grässlicheren Geruch zurück. »Puh.« Der Plan, sich in ihrem Büro einzuschließen und ihre Gedanken auf den Papierkram zu lenken, war zerstört.
    Beth nickte. »Ich habe die Bürotür zugemacht, damit der schlimmste Gestank nicht in die Umkleidekabinen dringt, und ich habe überall die Fenster geöffnet, um ordentlich durchzulüften.«
    »Danke. Wenigstens ist es vorne nicht allzu schlimm.«
    »Hoffentlich bleibt es so.«
    »Na gut. Wir müssen den Umkleidebereich absperren und die Quittungen kennzeichnen – du kannst alles umtauschen, was heute gekauft wurde.« Normalerweise waren Ausverkaufsware, Badeanzüge und Unterwäsche vom Umtausch ausgeschlossen, aber es war keine faire Geschäftspraktik, wenn der Käufer die Ware nicht zunächst anprobieren konnte. »Wenn der Gestank schlimmer wird, schließen wir einfach für heute. Warum sollen wir uns vergiften.«
    Beth versprühte noch etwas Lavendel.

    »Hättest du nicht einen anderen Duft auswählen können?«
    »Alles andere war ausverkauft.«
    »Auch schon egal. Aber hör jetzt bitte auf zu sprühen und lass uns abwarten, was passiert.«
    Beth stellte die Flasche auf ein Bord und folgte Charlotte ans vordere Ende des Ladens, wo diese gerade die Eingangstür weit geöffnet hatte.
    »Also …« Beth ließ sich auf dem Tresen neben der Kasse nieder. »Ich bin froh, dich hier zu sehen, und du lächelst sogar. Wie geht es dir nach … du weißt schon?« Sie senkte ihre Stimme bei den letzten drei Worten zu einem Flüstern. Offenbar bezog sie sich auf das Schauspiel, das Charlotte gestern mit ihrer Familie beim Baseballspiel geliefert hatte.
    Mit dem Moment, da Charlotte in Romans Auto gestiegen war, hatte sie Beth, ihr Essen und alles andere vergessen. »Mir geht es gut«, sagte sie im selben Flüsterton, ehe sie sich dabei ertappte. Sie blickte sich in dem leeren Laden um und verdrehte die Augen. »Warum flüstern wir?«, fragte sie laut.
    Beth zuckte die Schultern. »Ist mir ein Rätsel.«
    »Also, es geht mir gut. Obwohl ich es nicht so sehr schätze, in der Öffentlichkeit provoziert zu werden. Wenn mein Vater – ich meine Russell – mich sprechen wollte, hätte er anrufen können. Oder in meine Wohnung kommen, oder mich irgendwo allein abpassen müssen. Es war erniedrigend.«
    Beth betrachtete ihre Fingernägel, um Charlotte nicht anzusehen, als sie fragte: »Hättest du ihm dann überhaupt guten Tag gesagt?«
    Charlotte lockerte ihre Schultern, die sich bei diesem Gespräch verkrampften. »Ich weiß es nicht. Würdest du
Dr. Implant begrüßen?« Sofort zog sie scharf den Atem ein, so entsetzt war sie über ihre Reaktion. »Lieber Gott, es tut mir Leid, Beth. Ich weiß nicht, warum ich dich die Dinge ausbaden lasse.« Charlotte lief zum Tresen und entschuldigte sich mit einer heftigen Umarmung. »Vergibst du mir?«
    »Natürlich. Du hast keine Schwester, die du quälen kannst, und

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