Der letzte Liebesdienst
nichts zu entschuldigen und durch nichts wiedergutzumachen.«
Lara trat einen Schritt zurück und schaute Elisabeth an. »Das träume ich«, sagte sie. »Das ist alles nur ein Traum.«
»Nein, ist es nicht.« Elisabeth schüttelte den Kopf. »Ich bin wirklich hier, und wenn du willst, fahre ich dich sogar zu Fiona. Jetzt sofort.«
Lara ging zur Couch und setzte sich. »Ich weiß gar nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagte sie. »Wahrscheinlich ist Marianne da. Das Wochenende ist vorbei.«
Elisabeth schaute sie überrascht an. »Dann ist es anscheinend nicht so einfach, wie ich dachte. Fiona hat noch eine andere Freundin?« Das war ja wirklich kompliziert. Und sie hatte gedacht, ihre Eröffnung würde ein glückliches Lächeln auf Laras Gesicht zaubern und sie sofort zu Fiona fliegen lassen.
»Was –?« Lara schaute zu ihr auf. »Was hat dich umgestimmt?«, fragte sie. »Warum bist du plötzlich so«, sie runzelte die Stirn, »glücklich?«
»Bin ich das?« Elisabeth versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen.
»So habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen«, sagte Lara. »Nicht mehr seit –«
»Ich weiß.« Elisabeth lächelte erneut. Es war so einfach zu lächeln. Warum hatte sie es so selten getan? »Das alles war . . . ein großes Missverständnis, wenn du so willst. Ein furchtbares Missverständnis, das es nie hätte geben dürfen. Aber leider – kann ich es nicht rückgängig machen. Du glaubst nicht, wie gern ich das tun würde. Die Uhr zurückdrehen.«
Lara schüttelte den Kopf. »Ich verstehe kein Wort. Welches Missverständnis?«
»Wenn du willst, kann Michelle dir das irgendwann erklären. Sie ist darin glaube ich besser als ich«, sagte Elisabeth.
»Michelle?« Lara sah immer verwirrter aus.
»Wenn du sie siehst, wirst du verstehen«, sagte Elisabeth. »Aber im Moment verstehe ich einiges nicht. Wer ist diese Marianne?«
Lara atmete tief durch. Langsam fiel die ganze Anspannung der letzten Stunden, in denen sie auf Elisabeth gewartet hatte, von ihr ab. »Die Frau, die mit Fiona im Theater war. Erinnerst du dich nicht? Ihr wart doch zusammen auf dem Parkplatz, als die Polizei kam.«
»Ach ja«, sagte Elisabeth. Sie hatte damals andere Dinge im Kopf gehabt und den Namen gar nicht mitbekommen. »Das ist Fionas Freundin?«
»Ich weiß nicht, was genau sie ist«, sagte Lara. »Am Wochenende . . .« Sie schluckte und schaute Elisabeth unsicher an.
Elisabeth nickte. »Am Wochenende . . .?«
»Am Wochenende haben wir nicht über sie gesprochen«, fuhr Lara tapfer fort. »Sie war nicht da. Deshalb konnte ich bei Fiona bleiben.«
»Fliegender Wechsel sozusagen«, stellte Elisabeth fest. »Na, das ist ja . . .«, sie setzte sich neben Lara, »unerwartet.«
»Fiona und ich haben uns monatelang nicht gesehen, bevor wir uns im Theater trafen«, sagte Lara. »Auch wenn du das nicht geglaubt hast.«
»Jetzt glaube ich es«, sagte Elisabeth. »Und vorher wart ihr wie lange zusammen?«
»Nie«, sagte Lara. »Ich habe dir in allem die Wahrheit gesagt. Wir waren nie zusammen.«
»Aber ihr liebt euch.« Für Elisabeth war das offensichtlich.
Für Lara war es ungewohnt, mit Elisabeth darüber zu sprechen. »Sie hat mich schon geliebt, bevor wir nach Koblenz umgezogen sind mit der Kanzlei«, sagte sie. »Ich dachte . . . Ich konnte nicht. Maja war noch nicht so lange tot . . .«
»Aber jetzt liebst du sie.« Elisabeth schaute Lara an. »Wenn du in allem ehrlich warst, sei auch darin ehrlich.«
»Ich wollte nicht . . . Ich dachte . . .« Lara brach ab und schluckte. »Ja, ich liebe sie«, sagte sie dann schlicht. »Wahrscheinlich wollte ich es lange Zeit nur nicht vor mir selbst zugeben.«
»Das war die Zeit, in der wir zusammen waren«, nahm Elisabeth an. Sie musterte Lara. »Hast du Angst, dass jede Frau, die du liebst, sterben muss?«, fragte sie.
In Laras Augen traten Tränen.
»Hast du«, sagte Elisabeth. »Mit mir war es nicht so schlimm, weil du mich . . . nicht liebst, aber Fiona liebst du.«
»Vielleicht ist Marianne besser für sie«, flüsterte Lara erstickt.
»Weil Fiona sie nicht liebt, sondern dich? Merkwürdige Logik.« Elisabeth lachte. »Könnte fast von mir stammen, würde Michelle sagen.«
Lara hob die Augenbrauen. »Wer ist diese Michelle?«
»Erfährst du noch«, sagte Elisabeth. »Ist jetzt nicht so wichtig. Jedenfalls nicht für dich. Wie ist Fionas Nummer?«
»Was?« Lara starrte sie an.
»Ihre Nummer«, wiederholte Elisabeth und
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