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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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fügte hinzu: »Da sind sie. Und ich schätze, sie haben ungefähr hundert Rinder mitgebracht, die Sie in Angriff nehmen können.« Er spuckte den Tabaksaft in einem weiten Bogen aus.
    »Also gut«, sagte Coll und marschierte auf den am nächsten stehenden Hirten zu. »Also, Männer, ich möchte, dass ihr euer Vieh durch das Gatter treibt.«
    Die Augen der Älteren folgten seiner ausgestreckten Hand, ehe sie sich wieder auf ihn richteten und ihn missmutig ansahen.
    »Treibt euer Vieh«, sagte er und deutete mit Nachdruck auf die Herde, »da durch, durch das Gatter.«
    Sie folgten wieder seiner Hand mit ihren Blicken, ohne sich zu rühren.
    Seine Kenntnisse in Maa waren bestenfalls rudimentär, und Coll fühlte sich unter diesen Umständen noch nicht bereit für einen Versuch, aber besondere Situationen erforderten nun einmal besondere Maßnahmen.
    »In kishu«,
sagte er und deutete erneut auf die Rinder. Dann fügte er
»Emugur«
hinzu und zeigte auf das Desinfektionsbad.
    Die Massai brachen in schallendes Lachen aus.
    Coll durchforstete nervös sein begrenztes Vokabular. Er war sich sicher, dass er »Rinder« und »Wasserloch« gesagt hatte. Vielleicht lag es an seiner Aussprache.
    Einer der Älteren, der versuchte, seine Heiterkeit zu beherrschen, rasselte so schnell eine Reihe von Bemerkungen herunter, dass sich in Colls Kopf alles drehte. Es gelang ihm, einige vertraute Wörter und Ausdrücke zu erkennen. »Ungesund« war ein Wort, und Wörter, die übersetzt die Bedeutung von eine Hülle von etwas zu entfernen hatten. Sie glaubten offenbar, dass das Wasser dreckig sei und ihren Rindern die Haut abfallen würde.
    Der ADC lehnte mit einem irritierenden Grinsen an einem der Zaunpfosten. Coll ignorierte ihn.
    »Nein, nein« – er wandte sich an den Sprecher –, »das Wasser ist sehr gut, sehr gesund.«
    Noch mehr Lachen.
    Coll mühte sich mit dem Satzbau der Massai-Sprache ab und fürchtete, er habe »dein Wasser – der Urin des Mannes – ist sehr gesund für Rinder« gesagt.
    Verzweifelt erklärte er schließlich: »Ich werde es beweisen«, und marschierte auf das Desinfektionsbad zu. Er öffnete das Gatter und watete in das faulig riechende Wasser. Es war tiefer, als er erwartet hatte, und er verschwand beinahe unverzüglich darin.
    Als er wieder auftauchte, konnten sich die Massai nicht mehr halten vor Lachen. Coll fand es nicht ganz so lustig, setzte aber ein grimmiges Lächeln auf, als er sich aus dem Wasserloch wuchtete.
    Er wartete, bis er wieder die Aufmerksamkeit der Älteren hatte, und bestand darauf, dass sie seine Haut nach irgendwelchen Schäden untersuchten. Dies taten sie mit großer Ernsthaftigkeit, wohl ebenso sehr, um ihn bei Laune zu halten, wie aus echtem Interesse.
    »Gesund«, wiederholte er auf Maa.
    Das entlockte einem der Älteren ein Nicken und ein gequältes Lächeln. Was dann folgte, war eine augenscheinlich ernsthafte Debatte unter den Massai, die gute zwanzig Minuten andauerte. Dann gingen sie auseinander. Coll nahm an, dass sie genug hatten von seiner Albernheit und sich nun wichtigeren Angelegenheiten zuwenden wollten.
    Der ADC schlenderte mit einem vielsagenden Lächeln und einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht auf ihn zu.
    Doch bevor er irgendeine Bemerkung von sich geben konnte, kehrten die Massai mit ihren Rindern zurück und trieben sie durch das Gatter in das Bad.
     
    In der Nacht waren Elefanten in den unteren Teil des Maisfeldes eingedrungen, und am Morgen hatten die Rinder das Loch im Zaun entdeckt und die Sache verschlimmert. Ein Farmarbeiter, einer der Kikuyu, hatte sich bei dem Versuch, die Elefanten zu vertreiben, an einem Zaundraht geschnitten. Kaliumpermanganat und ein sauberer Verband sollten dafür sorgen, dass die Wunde verheilte. Der Morgen war vergangen, als sie das Vieh zusammengetrieben und auf die südliche Weide gebracht hatte.
    Katherine Wallace presste sich die Hände ins Kreuz und streckte sich. Um sie herum bewegten sich die bunten Kopftücher der Kikuyu-Frauen im Maisfeld auf und ab. Die Frauen versuchten, die vielen gebogenen und gebrochenen Stengel wieder aufzurichten.
    Katherine seufzte. Wieder einmal. Es war zu einer Angewohnheit geworden. Wenn es gerade keine Erschwernisse beim Anbau der Pflanzen oder der Aufzucht des Viehs gab, dann bei den Versuchen, Afrika – ob in Form von Wiederkäuern oder Raubtieren – auf der anderen Seite des Zaunes zu halten. Danach war sie der Gnade der Märkte ausgeliefert, ehe sie wusste, ob all ihre

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